Gebäude renoviert ++ Orgelneubau genehmigt ++ Neue Ausbildungsprofile ++ Neue Dozenten für Chor- und Orchesterleitung
Mit frischem Rückenwind ist die Ev. Hochschule für Kirchenmusik Tübingen ins Sommersemester 2017 gestartet. Im März hat sie ihr renoviertes und modernisiertes Domizil bezogen, das direkt am Neckar gelegene „Kulturdenkmal Schwabenhaus“, und verfügt nun wieder über eine adäquate räumliche Ausstattung. Drei Semester dauerte die Interimsituation für die Studierenden und ihre Dozenten/-innen, vor deren Abschluss auch ein modernes Bibliotheksregalsystem und ein kleines Tonstudio eingebaut sowie die Orgeln im Untergeschoss aufgebaut und neu intoniert wurden. Teilweise wurden die ursprünglichen Raumzuschnitte des Jugendstil-Verbindungshauses wieder hergestellt, ferner die gesamte Haustechnik erneuert und umfangreiche Schallschutzmaßnahmen vorgenommen.
Ebenfalls rechtzeitig zum Rückumzug im Frühjahr hat der Träger der kirchlichen Hochschule, die Ev. Landeskirche Württemberg, den Weg für einen Orgelneubau frei gemacht. Die Notwendigkeit einer modernen Ausbildungsansprüchen genügenden Orgel war seit Langem dargelegt worden. Ein Instrument, auf dem man Anschlagskultur und Klangbild barocker Orgeln adäquat erfahren und erüben kann, stellte bislang ein absolutes Desiderat in der Tübinger Orgellandschaft dar. Nun hat die Hochschule den Neubau einer Orgel im norddeutsch-barocken Stil mit zwei Manualen und Pedal sowie 18 bis 20 Registern ausgeschrieben, die bis spätestens 2020 in den Großen Saal eingebaut werden soll.
Die Tübinger Hochschule ist zwar die kleinste ihrer Art in Deutschland, bemüht sich aber, den aktuellen Wandel des Berufsbilds durch betont gemeindenahe Ausbildungsprofile aufzufangen: So hat man im traditionellen Studiengang Kirchenmusik B jetzt die Wahlmöglichkeit zwischen einem allgemeinen, pädagogischen oder popularmusikalischen Schwerpunkt. Neben dem Studiengang Kirchenmusik A und weiteren Aufbaustudiengängen wird seit 2015 auch ein berufsbegleitender Masterstudiengang Kirchliche Popularmusik angeboten, in dem Kirchenmusiker wie auch Quereinsteiger eine fundierte popularmusikalische Ausbildung erhalten.
Im Dozentenkollegium unterrichten erfahrene Musiker/-innen und Pädagogen/-innen, im Fach Orgel unter anderem seit 2014 Prof. Jens Wollenschläger, im Fach Kinderchorleitung mit Prof. Friedhilde Trüün eine bundesweit renommierte Kinderchorleiterin. Die Popularmusikausbildung leitet mit Patrick Bebelaar ein international anerkannter Jazzpianist, und mit Prof. Christian Fischer ist seit 2010 ein erfahrener Chorleiter als Rektor der Hochschule tätig. Zwei bundesweit beachtete Kongresse veranstaltete die HKM unter dem Label „Tübinger Tage“, so 2012 zum Thema „Faszination Kinder- und Jugendchor“ und 2014 zum Thema „Popularmusik und Kirche“. Ein erfreulicher Ausblick ist, dass die Hochschule im Herbst 2018 Mitausrichterin des 93. Bachfestes der Neuen Bachgesellschaft sein wird.
Dass über die Ausrichtung der Hochschule mit dem eigenen Träger oft heftig diskutiert werden muss, zeigt das aktuelle Ringen um den Erhalt der Chorleitungsprofessur, die laut Beschluss der Ev.Landessynode mit dem Ruhestand der Kollegin Prof. Johanna Irmscher ab Oktober 2017 aus dem Stellenplan wegfallen und durch Lehraufträge ersetzt werden soll. Die Hochschule und ihre Studierenden protestieren seit Längerem gegen die Streichung dieses zentralen Lehrstuhls und hoffen darauf, dass der Träger im Lauf des Jahres diese hochproblematische Entscheidung rückgängig machen wird.
In jedem Fall ist eine Überbrückungslösung für die Lehre in den Fächern Chor- und Orchesterleitung für das kommende Studienjahr 2017/18 nötig. Hierfür haben erfreulicherweise Prof. Manfred Schreier (Emeritus der Musikhochschule Trossingen) und Hannes Reich, einer der aktuell interessantesten deutschen Nachwuchsdirigenten (Leiter des Freiburger Bachchors, 1. Preisträger des Chordirigentenforums des Deutschen Musikrats) sowie Landeskirchenmusikdirektor Matthias Hanke ihre Mitarbeit zugesagt.
Informationen zur Hochschule unter:
www.kirchenmusikhochschule.de