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Ein breites Gebäude, ähnlich einem niedrigen runden Turm mit einem Loch/Hof in der Mitte. Die verschiedenen Stockwerke sind teils auch Achteckig oder als breiterer Kreis angelegt. Das Haus ist Grau, die Fensterrahmen sind Rot und Blau.

Das Musikgymnasium Mannheim. Foto: Musikhochschule Mannheim

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Musikgymnasium für Mannheim

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Die Leitenden der beteiligten Institutionen im Interview
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Endlich ist es soweit: Mit der Eröffnung des Musikgymnasiums Mannheim bestehen nun an allen fünf Musikhochschul-Standorten in Baden-Württemberg derartige Einrichtungen. Den Zuschlag bekommen hat das Moll-Gymnasium, das schon lange ein Musikprofil anbietet. Nun wird dieses durch ein zusätzliches Deputat des Kultusministeriums gestärkt. Das Wissenschaftsministerium stellt über die Hochschule eine weitere zusätzliche Stelle zur Verfügung für Bereiche wie Klavier-Nebenfach, musiktheoriepraktisches Klavierspiel und Korrepetition. Den künstlerischen Einzelunterricht bieten die Musikschule Mannheim und die Hochschule im Rahmen ihres Pre-College an.

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Aus Anlass der Einweihung des neuen Musikgymnasiums wurden die Leitenden der beteiligten Institutionen um Stellungnahmen gebeten.

Musikhochschule Mannheim: Welche Ziele verfolgt das neue Musikgymnasium Mannheim?

Dr. Gabriele Mark, Leiterin des Gymnasiums: Das Musikgymnasium am Moll-Gymnasium Mannheim bietet musikalisch besonders interessierten Schüler­innen und Schülern von der 5. Klasse bis zum Abitur die Möglichkeit, ihr musikalisches Talent hinausgehend über Musikzug und Musikprofil zu entfalten. Sie erhalten zusätzlich zum Musik-Unterricht im Klassenverband Einzelunterricht und Unterricht in Kleingruppen und werden im praktischen Musizieren wie in Theorie/Gehörbildung deutlich intensiver und individueller gefördert. 
 
Bjoern Strangmann, Leiter der Musikschule Mannheim: Das Musikgymnasium verfolgt aus Sicht der Musikschule die klassischen Musikschulziele Begabtenfindung und -förderung. Dabei legen wir auch Wert auf die Schaffung eines Zugangs für alle Schüler:innen, unabhängig von Herkunft und sozialen Möglichkeiten.

Dr. Martin Grabow, Leiter des Instituts für Frühförderung der Hochschule: Das Musikgymnasium soll eine Einrichtung sein, die es ihren Schülerinnen und Schülern ermöglicht, die zeitaufwändige Vorbereitung einer professionellen künstlerischen oder pädagogischen Laufbahn im Musikbereich optimal mit den Anforderungen der gymnasialen Oberstufe zu vereinen. Ziel ist es, nicht nur Kinder und Jugendliche aus Mannheim aufzunehmen, sondern auch begabten Musikerinnen und Musikern in der Umgebung eine attraktive Alternative zum Schulbesuch im Heimatort zu bieten.

Prof. Rudolf Meister, Präsident der Hochschule: Die Stadt Mannheim hat die Auszeichnung als UNESCO City of Music gezielt angestrebt, um die Bedeutung der Musik für die Stadtgesellschaft und das Fortleben der großartigen lokalen Musiktradition zu stärken und sichtbarer zu machen. Das neue Musikgymnasium ist ein wichtiger Teil der Umsetzungsstrategie für dieses Konzept.

Musikhochschule Mannheim: Welche Rolle spielt dabei die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Institutionen?

Mark: Gymnasium, Musikhochschule und Musikschule arbeiten eng zusammen. Ein großer Teil der Musikgymnasiasten nimmt Instrumentalunterricht in der Musikschule und engagiert sich auch in den dortigen Ensembles. Die Musikgymnasiasten kooperieren außerdem mit dem Amadé-Netzwerk und erhalten die Möglichkeit, im Rahmen des Musikgymnasiums erworbene Fähigkeiten in den Bereichen Musiktheorie / Gehörbildung bei der Aufnahme eines Musikstudiums einfließen zu lassen. Richard und Valentin Humburger, die mit den Musikgymnasiasten des Moll-Gymnasiums arbeiten, unterrichten sowohl an der Musikschule als auch an der Musikhochschule und sind somit prädestiniert dafür, Kontakt und Austausch herzustellen.
 
Strangmann: Im Musikgymnasium werden die pädagogischen Kräfte und Möglichkeiten der einzelnen Partner Musikgymnasium, Musikhochschule und Musikschule gebündelt, um musikalischen Talenten nebst einer guten Schulbildung eine breiter und tiefer angelegte musikalische Förderung zu ermöglichen. Die besondere Möglichkeit der Musikschule ist, neben dem Angebot eines sehr gut geschulten Kollegiums, für begabte Jugendliche auch die Öffnung der großen Ensembles, die in der Musikschule Mannheim existieren. Hier können die Musikschüler:innen mit Gleichaltrigen ihr Können ausprobieren und weiter schulen. Die beiden Institutionen Musikhochschule und Musikschule pflegen hier seit langem eine enge Kooperation. In diesem besonderen Dreiklang mit dem Musikgymnasium ist ein noch engerer und gezielterer Austausch möglich.

Grabow: Seit 20 Jahren kooperieren die Musikhochschule und die Musikschule erfolgreich im Netzwerk Amadé, um junge Musikerinnen und Musiker gemeinsam zu fördern — mit dem Musikgymnasium ist nun eine Institution hinzugekommen, die als dritte Säule der Frühförderung fungiert. Unsere Grund­überzeugung ist, dass sich die jungen Musiker:innen besser durch mehrere Institutionen fördern lassen, als durch eine allein, und jede Institution tut das im Rahmen ihrer Spezialisierung: die Musikschule insbesondere durch Instrumentalunterricht und studienvorbereitende Ausbildung, die Hochschule natürlich im Pre-College sowie darüber hinaus durch vielfältige Kursangebote im Netzwerk Amadé, die der Studienvorbereitung sowie dem Aufzeigen individueller Studienperspektiven dienen, und das Musikgymnasium schließlich durch anspruchsvollen Musikunterricht bis hin zum Leistungskurs sowie zusätzliche Unterrichtsstunden in Korrepetition, Musiktheorie und Gehörbildung.

Meister: Das Netzwerk Amadé mit fast 40 Musikschulen der Rhein-Neckar-Region und der Hochschule bietet bereits heute aufeinander abgestimmte Lehrangebote im Bereich der Studienvorbereitung bis hin zum Teamteaching im Hauptfach. Der gleichzeitige Besuch des Musikgymnasiums erleichtert den Schüler:innen, die Vielzahl verschiedener Aktivitäten terminlich und logistisch zu koordinieren.

Musikhochschule Mannheim: Wie ist das Zusammenwirken mit dem Amadé-Netzwerk der Rhein-Neckar-Region und dem Pre-College der Hochschule geplant?

Mark: Die Musikgymnasiasten nehmen an Veranstaltungen und Workshops des Amadé-Netzwerks teil, besuchen Konzerte und vernetzen sich mit anderen herausragenden Nachwuchskräften der Region.

Strangmann: Die Beteiligung der Musikschule Mannheim am Amadé-Netzwerk ist von Anfang an hoch. Ziel ist es, den Nachwuchs aus dem Musikgymnasium gut auf dieses Netzwerk vorzubereiten. Die Musikschule Mannheim wird auch hier den Zugang zu Amadé unterstützen.

Meister: Musikgymnasium, Amadé und Pre-College sind keine Konkurrenten, im Gegenteil: Im Idealfall werden Schüler:innen durch Pre-College und Amadé im Teamteaching fachlich gefördert und erhalten ihre allgemeinbildende schulische Ausbildung am Musikgymnasium.

Dr. Gabriele Mark übernahm zu Beginn des Schuljahrs 2023 / 24 die Leitung des Moll-Gymnasiums, dem sie bereits als Abteilungsleiterin angehörte. Zuvor arbeitete sie unter anderem an der Deutschen Schule in Lima / Peru. Im Rahmen ihres kommunalpolitischen Engagements war sie von 1999 bis 2009 Mitglied des Mannheimer Gemeinderats.

Bjoern Strangmann war Leiter von Musikschulen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg, ehe er 2017 die Leitung der Musikschule Mannheim übernahm. Als Posaunist war er 30 Jahre in verschiedensten Formationen tätig, unter anderem im Orchester „Starlight Express“.

Dr. Martin Grabow unterrichtete an der UdK Berlin und an den Musikhochschulen in Weimar und Stuttgart bevor er als Akademischer Mitarbeiter für Musiktheorie und Gehörbildung nach Mannheim kam. Er ist Leiter des Instituts für Frühförderung der Hochschule, das neben dem Pre-College auch die von der Hochschule getragenen Teile des Netzwerks Amadé und des Musikgymnasiums umfasst.

Prof. Rudolf Meister ist seit 1997 Präsident der Hochschule. Als Pianist trat er weltweit mit mehr als 40 Orchestern auf. Seine Einspielungen wurden unter anderem mit dem BBC Music Award ausgezeichnet.

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