Trossingen/Berlin (dpa/lsw) - Der Deutsche Kulturrat hat die Musikhochschule Trossingen (Kreis Tuttlingen) angesichts der Sparpläne von Wissenschaftsministerin Theresia Bauer (Grüne) auf die Rote Liste bedrohter Kultureinrichtungen gesetzt. Die Dachorganisation von mehr als 200 Bundeskulturverbänden stuft die Hochschule als «gefährdet» ein.
Nach den Plänen der Ministerin könnten maximal 220 Studienplätze - konzentriert auf die Fachbereiche Alte Musik und Elementare Musikpädagogik - erhalten bleiben, der Status als Vollhochschule müsste aufgegeben werden, urteilt das Gremium. «Dies bedeutet eine schrittweise Schließung der Musikhochschule.» Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
«Trossingen ist die bundesweit einzige Musikhochschule im ländlichen Raum», schreibt der Kulturrat weiter über die 1943/44 gegründete Hochschule. Diese trage wesentlich zum kulturellen Leben vom Bodensee bis nach Ulm bei und sei ein «nicht zu unterschätzender wirtschaftlicher Faktor für die Stadt und die ganze Region».
Bauer hatte für ihre Reformpläne an den fünf Musikhochschulen im Land, mit denen sie vier bis fünf Millionen Euro einsparen will, viel Kritik bekommen. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hatte angekündigt, dass das Konzept überarbeitet werde. Die Ministerin will sich am Dienstag mit den Rektoren der Musikhochschulen treffen.
Der Deutsche Kulturrat führt seit dem vergangenen Jahr eine Rote Liste bedrohter Kultureinrichtungen in Deutschland. Alle zwei Monate werden vier neue Institutionen mit unterschiedlichem Gefährdungsgrad vorgestellt. Aus Baden-Württemberg stehen nur das Stuttgarter Radio-Sinfonieorchester des SWR und das SWR-Sinfonieorchester Baden-Baden auf der Liste. Wegen der geplanten Fusion laufen die beiden Orchester in der Kategorie «von Schließung bedroht».