Der ASTA-Vorsitzende, der vor ein paar Jahren bei der akademischen Feierstunde zur Eröffnung des Studienjahres sprach, brachte es auf den Punkt. Seinen Kommilitoninnen und Kommilitonen, besonders den „Erstsemestern”, rief er sinngemäß zu: „Und vergesst nicht, dass das alles hier für uns da ist!”
Und tatsächlich: Der gesamte Apparat der Musikhochschulen, der hauptamtliche Lehrkörper, die Gebäude und die aufwändigen Ausstattungen mit Instrumenten, Technik, Noten, Büchern – alles das ist kein Selbstzweck. Musikhochschulen bereichern sicher das Kulturleben einer Region, aber sie gewinnen ihre Legitimation doch zu allererst durch die Aufgabe, der nachwachsenden künstlerischen und musikpädagogischen Generation ein für deren Entwicklung anregendes Umfeld zu schaffen.
Wenn dabei auch für die Studierenden der Hauptfachunterricht bei der häufig schon vorher bekannten und bewusst gewählten „Kapazität” im Zentrum steht: Dies könnte man auch durch – möglicherweise mit einer staatlichen Ausbildungs-Zuwendung geförderten – Privatunterricht haben. Man ginge dann so zu sagen beim Meister in die Lehre.
Beim Studium an einer Musikhochschule aber geht es um noch mehr: Hier kommen die jungen Menschen, die einen künstlerischen Beruf anstreben, in eine Umgebung und Atmosphäre, die ihren weiteren Weg befruchten, beflügeln und prägen soll. Dazu gehört vielerlei: Neben dem Hauptfachlehrer oder der Hauptfachlehrerin sind dies auch die anderen Lehrkräfte, die auf ihre Weise das künstlerische Milieu mitgestalten; bei ihnen erlebt man vielleicht einmal Kammermusikstunden, man hört ihre Studentenkonzerte oder saugt ihren Einfluss einfach durch die Bekanntschaft oder Zusammenarbeit mit Mitstudierenden auf. Das rege Konzert- und Veranstaltungsleben an der Hochschule, an dem man aktiv oder als Zuhörer teilhat, gibt insgesamt mancherlei Impulse. Das Klima einer Hochschule strahlt vielleicht schon etwas vom zukünftigen Beruf aus: Kreativität oder auch Konkurrenz; Ringen um das künstlerische Optimum oder Kampf mit Systemzwängen; allgegenwärtiges Bemühen, das Beste aus sich herauszuholen, oder ein Sich-Durchpfuschen, so gut es geht; Respekt, Anteilnahme und künstlerische „Demut“ oder aber überhebliche Selbstzufriedenheit…
Schließlich zählen auch „Äußerlichkeiten“ zu jener Umgebung dazu, die ein Nährboden für die Entwicklung der Studierenden sein sollte: Auf der architektonischen Seite sind es zum Beispiel Farben und Materialien des Baus, der Einfall von Licht, Pflanzen, Treffpunkte, die zum Verweilen einladen, Pausenräume und Essgelegenheiten sowie die Überschaubarkeit von Wegen. Auf der menschlichen Seite zählen die Freundlichkeit der Verwaltung, die Erreichbarkeit von Dozentinnen und Dozenten in ihren Sprechstunden oder zwischen Tür und Angel, schließlich in den Gremien eine ernsthafte, konstruktive und faire Zusammenarbeit – auch mit den Studierenden. Hinsichtlich der bürokratischen Regularien fallen deren Menge, Durchschaubarkeit und die Art und Weise ihrer Handhabung ins Gewicht. Schließlich tragen Studiengänge an verschiedenen Hochschulen ein unterschiedliches und je charakteristisches Gesicht; sie sind vielleicht hier traditioneller oder dort progressiver, hier einseitiger und dort vielfältiger – manche Studiengänge gibt es von vorneherein nur an bestimmten Häusern.
All das gilt es für zukünftige und gegenwärtige Studierende genauso zu bedenken wie für Dozentinnen und Dozenten. Für die einen geht es um eine gute Wahl, für die anderen um eine ständige Kritik- und Reformbereitschaft.
Das Dossier der vorliegenden Ausgabe lässt Hochschul-Insider – in der Hauptsache Studierende – zu Wort kommen und möchte so einen Beitrag in dieser Richtung leisten.