Berlin - Mit dem bislang größten Kongress zum Thema Kirchenmusik am Freitag (15. Oktober) in Berlin wollen der Deutsche Musikrat und Kirchenvertreter der Kirchenmusik zu mehr Aufmerksamkeit verhelfen und auf Nachwuchsprobleme aufmerksam machen.
"Seit etwa 20 Jahren haben wir bei den entsprechenden Studiengängen rückläufige Zahlen", sagte der Präsident des Deutschen Musikrates, Martin Maria Krüger, am Donnerstag der Nachrichtenagentur dapd.
Das hänge zum einen mit der immer geringeren Bindung der jungen Menschen an die Institution Kirche zusammen, zum anderen mit den "schwierigen Arbeitsbedingungen" eines Kirchenmusikers. "Er muss von Pop und Rock für die Arbeit mit Jugendlichen bis zur hohen Kunst des Oratoriums alles beherrschen - und soll dazu Mitgliederwerbung machen", sagte Krüger. Und all das werde häufig nicht einmal gut bezahlt. Dazu komme, dass vor allem in der katholischen Kirche der Arbeitsplatz häufig unsicher sei: "Immer wieder gibt es Fälle, bei denen ein Musiker entlassen wird, weil er beispielsweise in einer Partnerschaft lebt, die von der Kirche nicht toleriert wird."
In dem Abschlusspapier, das am Freitag auf dem Kongress von 80 Teilnehmern erarbeitet und dann vor insgesamt 200 Gästen vorgestellt werden soll, sollen deswegen eindeutige Forderungen an Politik und Kirchen formuliert werden. Ein wesentliches Ziel sei es, "die Arbeitsbedingungen von Kirchenmusikern so zu verbessern, dass der Beruf wieder attraktiver wird".
Zudem solle die Bedeutung der Kirche als Bildungsträger wieder mehr ins öffentliche Blickfeld geraten. "Immerhin sind die Kirchen nach der öffentlichen Hand der zweitgrößte Bildungsträger und investieren rund 20 Prozent ihres Budgets in Kultur und Bildung", sagte Krüger.
Kirchenmusik muss aus Krügers Sicht auch deswegen gefördert werden, weil für einige Menschen die Kirche der einzige Ort sei, an dem sie aktiv mit Musik in Berührung kommen. "Es gibt Menschen, die singen niemals - nur in der Kirche", sagte Krüger.