Ludwigshafen/Koblenz - Corona verändert auch die Musikausbildung vieler Kinder. Musikschulen unterrichten mit Spuckschutzwänden oder digital. Nicht alles funktioniert. Flöte und Trompete werden plötzlich unbeliebter.
Manche Eltern und Kinder reagieren inzwischen bei der Wahl eines Musikinstruments auf die Ansteckungsgefahr von Corona. «Eltern fragen mittlerweile eher nach Instrumenten mit weniger Ausstoß von Aerosolen», sagte der Vorsitzende des Landesverbands der Musikschulen in Rheinland-Pfalz, Christoph Utz, der Deutschen Presse-Agentur. «Dann wählen sie zum Beispiel Klavier statt Blockflöte. Da sind Eltern pragmatisch.» Bläser und Sänger stoßen mehr Aerosole aus: winzige ausgeatmete Partikel, die Träger des hochansteckenden Corona-Virus sein können.
Insgesamt ist die Nachfrage nach Instrumentalunterricht an den 42 kommunalen Musikschulen im Landesverband laut Utz nicht gesunken. Schwierig sei es in Seuchenzeiten aber mit Musikerlebnissen in Gruppen. Musikalische Früherziehung in Kitas, Ensemble-Unterricht und Kooperationen mit Ganztagsschulen seien wegen der Ansteckungsgefahr kaum in herkömmlicher Weise möglich.
Die Leiterin der Musikschule der Stadt Koblenz, Katrin Bleier, erklärte zum Beispiel: «Bei uns findet aktuell gemäß der Corona-Landesverordnung Einzelunterricht in Präsenz statt mit Ausnahme von Blasinstrumenten und Gesang. Alles Weitere findet als Digitalunterricht statt.» Oft wird improvisiert. Das zeigt in Koblenz das Beispiel des Geigenschülers Quan Nguyen: Seine Lehrerin Rita Hazzan spielt ihm hinter einer Spuckschutzwand aus Dachlatten und einer Kunststoffscheibe vor. Quan Nguyen sagt, das sei für ihn nun normal, weil diese Unterrichtsart ja schon fast ein Jahr andauere.
Digital zusammengeschaltetes Gruppenspiel ist laut Bleier und Utz, der die Musikschule des Rhein-Pfalz-Kreises leitet, nur bedingt möglich: Auch bei modernsten Computerprogrammen gebe es stets kleine Verzögerungen (Latenzen) - nicht alles passe zeitlich genau zusammen. Utz sagte, die Freude am herkömmlichen Zusammenspiel mit gegenseitiger Motivation fehle vielen Schülern.
Erlaubt sei gegenwärtig in Rheinland-Pfalz immerhin der Musikgruppenunterricht im Freien mit bis zu 20 Kindern und einer erwachsenen Lehrkraft. «Aber finden Sie mal einen geeigneten Platz dafür mit Regen- und Sonnenschutz, Toiletten und nicht zu vielem Straßenlärm», sagte der Vorsitzende des Landesverbands der Musikschulen. Kindergärten und Schulen könnten coronabedingt in der Regel nicht für musikalische Proben genutzt werden.
An die Politik adressierte Utz drei Forderungen. Erstens eine «Drei-Drittel-Finanzierung» der Musikschulen: Neben Kommunen und Eltern müsse auch das Land rund 33 und nicht wie derzeit im Durchschnitt nur 8 Prozent der Kosten übernehmen. Zweitens mehr Hilfe bei der digitalen Ausstattung von Musikschulen. Drittens forderte Utz mehr Unterstützung bei der Festanstellung von Pädagogen an Musikschulen - etwa die Hälfte im Land arbeite nur auf Honorarbasis.