Stuttgart - Baden-Württemberg investiert zu wenig Geld in den Unterricht an Musikschulen. Das Land beteilige sich derzeit mit zehn Prozent an den 218 Millionen Euro Kosten, die bei den Musikschulen jährlich aufkommen, sagte Matthias Hinderberger, Vorsitzender des Landesverbands der Musikschulen Baden-Württembergs am Montag. Dies sei zu wenig und auf Dauer nicht tragbar.
Denn der Großteil der Kosten werde durch die Eltern der Schüler (über 50 Prozent) und der Kommunen mit etwa 36 Prozent finanziert. Je weniger sich das Land beteiligt, desto höher werden die Kosten für die Eltern, sagte Christa Vossschulte, Präsidentin des Landesverbands. Die Opposition aus CDU und FDP forderte Änderungen vor allem am Konzept der Ganztagsschulen, damit Kinder Zeit für Musik hätten.
Kultusminister Andreas Stoch (SPD) hatte im April angekündigt, dass Musik künftig im Südwesten als eigenständiges Fach ab der ersten Klasse unterrichtet werden soll. Das Fach werde zum Schuljahr 2016/17 aus dem bisherigen Fächerverbund Mensch, Natur und Kultur herausgenommen.
Musikalische Bildung leiste einen enormen Beitrag zur Persönlichkeitsbildung von Kindern und Jugendlichen, sagte Vossschulte bei der Vorstellung eines Positionspapiers des Landesverbands in Stuttgart. Das Papier fasst die Ziele und Herausforderungen der öffentlichen Musikschulen im Land zusammen und stellt die Forderungen an die Landespolitik vor. So wünscht sich der Verband den Musikunterricht an allen Ganztagsschulen im Südwesten auszuweiten - also auch an Gemeinschaftsschulen unterrichten zu können.
Baden-Württemberg sei das Musikland Nummer 1, betonte Vossschulte. Dies zeige die Zahl von 217 Musikschulen mit etwa 8700 Lehrkräften und rund 265 000 Schülern. Auch in diesem Jahr seien wieder die meisten Teilnehmer des Bundeswettbewerbs «Jugend musiziert» aus Baden-Württemberg gekommen und brachten die meisten Preise mit nach Hause, sagte die Präsidentin.