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Musiktradition in einer digitalisierten Welt

Untertitel
Das neue Landeszentrum MUSIK–DESIGN–PERFORMANCE in Trossingen
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„Die Zukunft kann beginnen!“ freut sich die Trossinger Rektorin Prof. Elisabeth Gutjahr. Denn just an dem Tag, an dem die Staatliche Hochschule für Musik Trossingen zum zehnten Mal als Gastgeberin des Festivals „Next Generation“ der Donaueschinger Musiktage agierte, erhielt sie im Wettbewerb der fünf baden-württembergischen Musikhochschulen den Zuschlag für den Aufbau eines Landeszentrums MUSIK–DESIGN–PERFORMANCE. Damit geht der Standort Trossingen gestärkt aus der Zukunftskonferenz hervor und es kann Neues und Aufregendes entwickelt werden, im Schulterschluss mit der Hochschule Furtwangen University.

Mit dem künftigen Landeszentrum MUSIK–DESIGN–PERFORMANCE entsteht eine Brücke zwischen der Musiktradition und einer zunehmend digitalisierten Welt. Das Konzept integriert einen musikalisch hochbegabten Nachwuchs in die Musikhochschulen und öffnet den Zugang zur Hochkultur. Es hinterfragt mediale Soundgestaltung und formuliert musikalische Gestaltungsansprüche. Gleichzeitig schafft es aber auch neue Räume für den Erhalt und die Fortschreibung des musikalisch-künstlerischen Erbes.
„Wie verändern sich Verhalten, Wahrnehmung, Kommunikation, Gestaltungsansätze und ästhetische Kategorien im Zusammenhang mit Musik im digitalen Zeitalter?“ Aus dieser grundsätzlichen Frageposition (und „In-Frage-Stellung“) ergibt sich auch ein Perspektivwechsel: „Durch die Digitalisierung beginnen wir die analoge Welt zu verstehen – und neu wertzuschätzen!“

Breit aufgestellt, baut das neue Landeszentrum MUSIK–DESIGN–PERFORMANCE auf dem gemeinsamen Institut für Musikdesign und digitale Medien der Musikhochschule Trossingen in enger Zusammenarbeit mit der namhaften Fakultät Digitale Medien der Hochschule Furtwangen University (HFU) auf. Weitere wichtige Förderlinien stärken das Gesamtkonzept: das Projekt Medienkompetenz finanziert aus dem Qualitätspakt der Lehre (BMBF), das just in die zweite Förderrunde bis einschließlich 2020 aufgenommen wurde und das einzigartige Ensemble der Open Source Guitars (gefördert über den Innovations- und Qualitätsfonds IQF in BW). Das neue Landeszentrum soll ab Januar 2016 aus der Mitte der Hochschule heraus entwickelt werden: Musikdesign und Medienkompetenz reichen in sämtliche Studiengänge und tangieren den künstlerisch-praktischen Bereich ebenso wie die Bereiche Theorie, Wissenschaft und vor allem Pädagogik und Didaktik. Neue Masterstudiengänge sind in Planung, künstlerische Entwicklungsvorhaben und Forschung werden ausgebaut, insbesondere wird die Pädagogik gestärkt. Wesentliches Anliegen ist die Verbindung von musikalischer Perspektive mit dem kreativen Moment von Musik, Designs und Performance.

Überblick über Aufgabenfelder des Landeszentrums

• Networking und (Bildungs)Angebote für Musikschulen, Musikakademien und allgemeinbildende Schulen (Sek I + II), für musikalisch Hochbegabte jenseits des traditionellen Fächerkanons

• Studienangebote: Weiterentwicklung der Studiengänge im Fachbereich Musikdesign, der erfolgreich akkreditierten Masterstudiengänge Performance, Musikvermittlung und Komposition, der Profile in den gymnasialen Lehramtsstudiengängen sowie in den Bachelorstudiengängen Musik; Entwicklung einer eigenen Fachdidaktik Musikdesign und digitale Medien; Implementierung des Erfolgsmodells der Open Source Guitars als innovatives Studienkonzept auch für andere künstlerische Schwerpunkte und Ensembles; Einrichtung von Weiterbildungsangeboten

• Interdisziplinäre Projekte: Akquise und Weiterentwicklung innovativer kontextbezogener Projekte in Kultur, Gesellschaft, Industrie und Medien

• Forschung: Einrichtung und Ausstattung von Professuren in systematischer Musikwissenschaft/Musikpädagogik und Kooperation mit den Partner­institutionen im Qualitätszirkel

• Qualitätsentwicklung, Connecting Dots: Das Landeszentrum bildet zusammen mit seinen hochkarätigen Partnern einen Think Tank, der (mindes­tens) einmal jährlich tagt.

• Öffentlichkeitsarbeit: Distribution, Konzeption und Veranstaltung eigener Symposien mit interdisziplinären Themen aus Kunst und Wissenschaft.

Connecting Dots: Qualität und Relevanz

Mit dem raschen und erfolgreichen Aufbau des Fachbereichs Musikdesign seit 2010 wurden parallel zur praxisorientierten Verzahnung mit Industrie und Kreativwirtschaft zahlreiche interessante und innovative Projekte mit renommierten Institutionen durchgeführt, die für alle Beteiligten als bereichernd erlebt und bewertet wurden. Auf diesem belastbaren und gewachsenen Fundament entwickelte sich der Wunsch, für das Landeszentrum in jedem der an die Musik „angrenzenden“ relevanten und innovativen Medienbereiche je einen Partner mit internationalem Renommee zu gewinnen. Dies ist wunderbar gelungen und somit kann sich der Anspruch des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst nach nationaler und internationaler Relevanz, Strahlkraft und Vernetzung aber auch die Wahrnehmung von Verantwortung im gesellschaftlich kulturellen und fachlichen Diskurs im Netzwerk des Qualitätszirkels des neuen Landeszentrums spiegeln:
• Kunst und Technologie a ZKM Karlsruhe
• Film, Interactive, Games a Filmakademie Baden-Württemberg
• Musikpädagogik a Universität Konstanz
• Design/Arts/Media/global a Tongji Universität Shanghai
• Musik- und Soundtechnologie a IRCAM Paris

Lehre – Forschung – Projekte

Studiengänge und Studienprofile
Musikdesign als zentraler Fachbereich des Landeszentrums ist in allen Studienzyklen wie auch in der SVA (studienvorbereitenden Ausbildung) verankert. Im ersten Zyklus wird in der Regel eine künstlerische Qualifikation (Bachelor of Music, vierjährig) angestrebt. Für den Bachelorstudiengang Musikdesign wurde ein aufwändiges zweistufiges Aufnahmeverfahren entwickelt, das eine musikalisch-künstlerische Eignung auch jenseits der tradierten Kulturtechniken überprüft und das sich über die Jahre hinweg bewährt hat. Im zweiten Studienzyklus, den Masterstudiengängen sind verschiedene Profilierungen und Spezialisierungen möglich bzw. in Planung. Qualifizierungen sind sowohl als Master of Arts wie auch als Master of Music vorgesehen. Im dritten Zyklus (Promotion) werden insbesondere Promotionen (und Habilitationen) im Bereich Musikpädagogik/Musikwissenschaft gefördert.

Musikdesign, Medienkompetenz und Open Source Ensemble-Arbeit sind zudem in verschiedenen weiteren Studiengängen sowohl als Pflichtmodul als auch im Wahl- und Profilbereich integriert, die auch besonderen Begabungen aus anderen Studiengängen Profilierungsmöglichkeiten bieten. Die Verankerung von Fachdidaktik, insbesondere mit künstlerischem Schwerpunkt, sowie von facettenreichen musikpädagogischen bzw. -wissenschaftlichen Studienangeboten in allen Studiengängen ist selbstverständlich. Ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Studienangebote liegt in der Auseinandersetzung mit Sprache/Text. Dies ermöglicht einen engen Bezug zwischen Musikdesign und Sprachgestaltung, sowohl in künstlerischer (z.B. in Radiokunst/ Hörspiel und Cross-Over-Formaten, in experimenteller Musik und zeitgenössischer Komposition, im Pop und in der Filmmusik, in der Werbung, im akustischen Ausstellungs-Design oder in elaborierten Klanginstallationen) als auch in theoretischer Hinsicht.

Projekte / Networking / Forschung
Neben den klassischen Formen des Studienangebots wie Vorlesung, Seminar, Übung oder Einzelunterricht wurden neuartige Studienformate mit Ateliercharakter entwickelt (bspw. das Musikdesign­laboratorium oder die Open-Source-Ensemble-Werkstatt), in denen Studierende und Lehrende in Teams zusammenarbeiten. Hier wird auch das Rollenverständnis je nach Anliegen anders definiert. Die Studienangebote sind explizit praxis- und projektbezogen, so kann das Spannungsfeld zwischen Kunst, Technologie und Medienwirtschaft immer wieder neu ausgelotet werden. Mit den oben genannten Partnern aus dem Qualitätszirkel wurden bereits eine Reihe neuer interessanter und vielversprechender Projektvorhaben entwickelt, über die an anderer Stelle zu berichten sein wird.

Symposien und künstlerische Inszenierung
Die meisten Themen/Projekte weisen über den Kernbereich einer Musikhochschule hinaus und tragen musikalische Expertise in andere Bereiche der Gesellschaft. Das Landeszentrum versteht sich als lebendige Brücke zu den überzeitlichen großen Themen aus der Geschichte der abendländischen Musikkultur. Innerhalb der Hochschule sorgen Lehrveranstaltungen, Projekte, Workshops und Meisterkurse für lebhaften Dialog. Nach außen verbindet diese Brücke beispielsweise die künstlerische Inszenierung mit einem diskursiven Symposium und macht diese in einer ganzheitlichen Präsentation sichtbar, die Auseinandersetzung, Mitwirkung, aber auch sinnliche Vielfalt bereithält.

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Musik
Die musikalische Perspektive und Expertise definiert den Ausgangspunkt, den ästhetischen Anspruch und die Auswahl des Materials (und damit auch das Sounddesign).

Design
Es impliziert das „Zukunftsoffene“, das „Mögliche“, aber auch das „Improvisierte“. Design formuliert einen oftmals kontextbezogenen Gestaltungsanspruch.

Performance
Die Performance ist der Moment der Verwirklichung, der Präsentation oder Vorstellung, aber auch der Inszenierung. Der weitgefasste Begriff weist auf die Verbindung zum traditionellen Musizieren hin, geht aber darüber hinaus bis hin zu Musikvermittlung und Lehr-Lern-Situationen. Mit Performance kann daher der Konzertauftritt der Open Source Guitars bezeichnet werden, die interaktive Installation auf der Expo 2015 in Mailand, die „Musikräume“ in der Björk-Ausstellung im MoMa in New York oder auch die musikalische „Sperrmüllwerkstatt“ einer Grundschulklasse zusammen mit Musikdesignstudierenden.

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