„Versuch über die wahre Art“
Die Akademie für Alte Musik der Hochschule für Künste Bremen bietet ein spezialisiertes Studium historischer Musik des 16. bis ins frühe 19. Jahrhundert. Repräsentativ ist die interdisziplinäre Ausrichtung in der Verbindung von musikalischer Praxis mit musik- wie kulturwissenschaftlichen Ausgangspunkten und historischen Quellen wie historischen Instrumenten – im Sinne eines immer wieder aktualisierten „Versuches über die wahre Art“. Internationale Exkursionen und Kurse wie im Sommer 2017 eine „Accademia Vivaldi“ in Venedig am Orte eines Genius loci, hier in Kooperation mit der Fondazione Cini, ergänzen die Ausbildung.
Exemplarisch stehen dann auch in einem Monteverdi-Jahr seine zentralen Werke, seine erste Oper „L’Orfeo“ und auch die „Marienvesper“ im Mittelpunkt. Eingebettet in die komplexe musikgeschichtliche Repertoireerfahrung des großen stilistischen Umbruchs der Monteverdizeit um 1600, wurden mit Sängerinnen und Sängern, Zinken und Posaunen, Dulzianen und Flöten, Cembali und Chitarroni unter Einbeziehung einer italienischen Prinzipalorgel Sonaten und Concerti der Zeitgenossen und möglichen Kollegen Monteverdis erarbeitet: Castello, Buonamente, Frescobaldi und Gabrieli. Zusammengeführt im „Combattimento“ werden diese Bezüge zu einer unwiederbringlichen Erfahrung. Ergänzt um Symposion und Kurs zu Generalbass, den Lautenisten Kapsberger und einer Aufführung der „Selva morale“, entstand so ein über das Jahr verteiltes „Monteverdi-Festival“.
Das Studium lebt vom Ensemblegedanken, wie er aus der musikalischen Praxis nicht wegzudenken ist. Die Historisch Informierte Praxis in Bremen zu studieren bedeutet vor allem: Miteinander eine Partitur zu entdecken und diese gemeinsam zu realisieren – als wissende, eigenverantwortliche Musiker und Musikerinnen, um mit informierter Subjektivität für die aktuellen Anforderungen so gut wie möglich vorbereitet zu sein.
Werkstatt für Neue Musik
Neue Musik muss nicht nur geschrieben, sondern auch gespielt und gehört werden. Eine Gelegenheit dafür bot sich bei der „Hörprobe“ des Deutschlandradio Kultur Anfang 2017. Das Atelier Neue Musik der HfK Bremen präsentierte sich dort mit der Uraufführung von „Staub“ für Klavier und Ensemble des Kompositionsstudenten Seungwan Baek unter der Leitung von René Gulikers. Es entfaltete sich eine vielschichtige Klangwelt, von zarten Verflechtungen bis zu heftigen Kontrasten zwischen dem Ensemble des Ateliers Neue Musik und dem konzertierenden Klavier, gespielt von Artem Yasynskyy.
So wie der Pianist ist auch der Komponist Konzertexamensstudent der Hochschule und war dadurch stark in die Vorbereitungen involviert. Diese persönliche Nähe, der kurze Weg vom Notenblatt auf die Bühne, ist Kernbestandteil der Ausbildung an der HfK Bremen. In Werkstattkonzerten präsentiert das ensembleANM solche Werke von Studierenden der Kompositionsklasse der Hochschule. Sie arbeiten dafür eng mit den Instrumentalstudierenden zusammen, profitieren auf diese Weise gegenseitig voneinander und darüber hinaus auch von Gästen, die regelmäßig für Konzerte und Workshops eingeladen werden.
Das Atelier Neue Musik fördert somit als zentrale Werkstatt die Zusammenarbeit und den Erfahrungsaustausch zwischen Musikerinnen und Musikern sowohl innerhalb als auch außerhalb der Hochschule, sowohl mit studentischen Projekten wie „Staub“, in der Reihe „Elektronisches Konzert“, als auch mit Werken bekannter Komponistinnen und Komponisten in den Konzertreihen „Klassiker“ und „Farbenreich“.
HfK Bremen ist offene Hochschule
Kulturelle Teilhabe ist ein gesamtgesellschaftlicher Anspruch und ihre Realisierung ein ambitioniertes und voraussetzungsvolles Unterfangen. Über die enge Verzahnung von Entwicklung und Durchführung von Weiterbildungsangeboten und die Bündelung von künstlerischer Expertise und wissenschaftlicher Begleitforschung leistet das Institut für musikalische Bildung in der Kindheit (ImBiK) an der Hochschule für Künste Bremen dazu einen Beitrag.
Geplant ist die Einrichtung zweier berufsbegleitender Studienformate, die derzeit entwickelt und erprobt werden: Das erste richtet sich an Kunst- und Kulturschaffende, die ihr pädagogisches Profil schärfen möchten, um sich ein Tätigkeitsfeld im Bereich der Musikvermittlung zu erschließen. Das zweite zielt auf pädagogische Fachkräfte in der frühkindlichen Bildung, die sich in der Arbeit mit Kindern professionalisieren und musikalische Angebote in ihre Einrichtungen tragen wollen. Die Vorhaben werden gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).
Hinter den Bestrebungen steht die Überzeugung, dass wissenschaftliche Weiterbildung wichtiger Bestandteil lebenslangen Lernens ist. Für das ImBiK leitet sich hieraus der Anspruch ab, in der Angebotsgestaltung auch nicht-traditionellen Studierenden einen Aufstieg durch Bildung zu ermöglichen. Zugangsvoraussetzungen, berufliche und familiäre Verpflichtungen sowie die finanzielle Situation der Zielgruppen müssen im Sinne der Bildungsgerechtigkeit in entsprechenden Beratungsstrukturen bedacht werden. Durch die Verankerung von nachfrageorientierten Angeboten lebenslangen Lernens, die Öffnung für neue Zielgruppen und den Austausch zwischen grundständigen und weiterbildenden Studiengängen trägt das ImBiK die Idee der offenen Hochschule profilgebend in die HfK Bremen hinein.