+++ Dauerbaustelle Lehrauftrag: Die bklm und der Deutsche Musikrat mahnen Handlungsbedarf bei der Politik an +++ Klingende Wege in die Mathematik: Im Rahmen des European Music Portfolios werden fachübergreifende Unterrichtseinheiten entwickelt +++ Fragen und Antworten: Forschungsbericht zu „Jedem Kind ein Instrument“ ist erschienen +++ Berufsbegleitende Angebote: Neue Studienrichtungen an der Kalaidos Musikhochschule +++
Dauerbaustelle Lehrauftrag: Die bklm und der Deutsche Musikrat mahnen Handlungsbedarf bei der Politik an
Die Bundeskonferenz der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen (bklm) hat sich Anfang Dezember in einem offenen Brief an die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka gewandt und sie gebeten, sich des Themas „prekäre Situation der Lehrbeauftragten an Musikhochschulen“ anzunehmen. Darin heißt es unter anderem:
„Als Ausweg aus der Perspektivlosigkeit der Lehrenden sprechen sich politische Vertreter auf Bundes- sowie auf Landesebene zunehmend für Modelle wie den Tenure Track und die Nachwuchsförderung aus. Unberücksichtigt dabei bleibt die derzeitige Situation von langjährigen, hochqualifizierten Lehrenden an Musikhochschulen, die Lehrbeauftragten, von denen viele 40 Jahre und älter sind. Sie würden altersbedingt aus den Modellen herausfallen. Hier ist aus unserer Sicht dringend ein Umdenken bei den politischen Entscheidungsträgern geboten. Die Entfristung der Lehraufträge in Teilzeitstellen und eine deutliche Anpassung der Honorarsätze bei notwendig verbleibenden Lehraufträgen halten wir für notwendige Maßnahmen, damit auch diese Generation Lehrender zukünftig sozial abgesichert ihren staatlichen Arbeitsaufgaben nachkommen kann. Die prekäre Situation und die weitgehende Untätigkeit der Politik trotz langjähriger und vielfältiger Bemühungen unsererseits stellt eine erhebliche Belastung für den sozialen Frieden in den Musikhochschulen dar.“
Ende November hatte bereits der Deutsche Musikrat ein Memorandum zum gleichen Thema verabschiedet. Darin werden folgende Forderungen aufgestellt:
„1) Die Pflichtangebote der künstlerischen und künstlerisch-pädagogischen Lehrfächer müssen grundsätzlich durch hauptamtliche Lehrende abgedeckt werden. Nur die Zusatzangebote oder die zeitlich befristete Versorgung von fehlenden Kapazitäten sollen durch Lehrbeauftragte übernommen werden.
2) Die Honorierung muss vergleichbar der der hauptamtlichen Lehrkräfte erfolgen. Dazu gehört vor allem auch die Dynamisierung in Anlehnung an die Einkommensentwicklung im Hochschulbereich.
3) Die soziale Grundsicherung muss auch auf der Basis einer nebenberuflichen Tätigkeit gewährleistet werden.
4) Die politisch Verantwortlichen in den Ländern sind gefordert, den Hochschulen die dafür notwendigen Rechte und Mittel zur Verfügung zu stellen.“
Eine Reaktion der Angesprochenen scheint bisher ausgeblieben zu sein.
Klingende Wege in die Mathematik: Im Rahmen des European Music Portfolios werden fachübergreifende Unterrichtseinheiten entwickelt
Anregungen für Unterrichtseinheiten, die Musik und Mathematik verbinden, sind keine neue Erfindung. Jedoch greifen sich viele dieser Einheiten oft nur einzelne Aspekte heraus und behandeln sie isoliert von größeren mathematischen und musikalischen Zusammenhängen. Das seit Januar 2014 laufende Projekt zum European Music Portfolio (EMP-Maths) „Sounding Ways into Mathematics“ spürt Zusammenhänge zwischen Mathe und Musik auf und transformiert sie für den Unterricht. Es sind acht europäische Lehrerbildungsstätten aus der Schweiz, Deutschland, England, Spanien, Griechenland, Rumänien und der Slowakei an dem Projekt beteiligt, die sich unter der Leitung der Fachhochschule Nordwestschweiz zusammengefunden haben, gefördert aus dem Comenius „Life-long Learning Programme“ der Europäischen Union. Es werden fachübergreifende Unterrichtseinheiten und ein dazugehöriges Lehrerhandbuch entwickelt, eine Homepage unterhalten und die Ergebnisse in der Praxis getestet. In Frankfurt arbeiten die Abteilung Musikpädagogik der HfMDK Frankfurt (Maria Spychiger, Peter Mall) und die Mathematikdidaktik der Goethe Universität (Rose Vogel, Julia Zerlik) zusammen an den Inhalten des „Teacher Handbook“. Dieses und alle weiteren Publikationen werden am Ende der Projektlaufzeit in die Landessprachen der beteiligten Partner übersetzt.
Musik und Mathematik können sich auf vielerlei Weise gegenseitig unterstützen: Geometrische Formen können musikalisch dargestellt, räumliches Vorstellungsvermögen über Soundwalks ideenweltlich in Sinnes-erfahrung umgesetzt, komplexe geometrische Gesetze wie etwa die Strahlensätze an einer Gitarre erforscht oder polyrhythmische Prozesse über den kleinsten gemeinsamen Vielfachen verständlich gemacht werden. Einmal aufgerufen und „angezapft“ sind der Vielfalt der Zusammenhänge und der didaktischen Umsetzung in unterschiedliche Lernumgebungen und -sequenzen kaum mehr Grenzen gesetzt. Die bisherigen Vorschläge fungieren in diesem Sinne lediglich als Einstieg. Über die Homepage des Projektes erhalten interessierte Lehrkräfte die Möglichkeit, eigene Ideen zu entwickeln und Anderen zur Verfügung zu stellen.
Kontakt: Peter Mall, peter.mall [at] hfmdk-frankfurt.de (peter[dot]mall[at]hfmdk-frankfurt[dot]de); Maria Spychiger, maria.spychiger [at] hfmdk-frankfurt.de (maria[dot]spychiger[at]hfmdk-frankfurt[dot]de) http://maths.emportfolio.eu/
Fragen und Antworten: Forschungsbericht zu „Jedem Kind ein Instrument“ ist erschienen
Von 2009 bis 2013 haben 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Rahmen eines vom Bundesbildungsministerium geförderten, interdisziplinären Forschungsschwerpunkts untersucht, wie sich die Zusammenarbeit von Grund- und Musikschulen im Programm „Jedem Kind ein Instrument“(NRW und Hamburg) ausgewirkt hat. Unter anderem wurden hierfür Befragungen von über 4.000 Schülern/-innen, teilweise auch ihrer Eltern, ihrer Lehrkräfte und Schulleitungen durchgeführt. Der von UIrike Kranefeld herausgegebene Ergebnisbericht ist nun veröffentlicht worden. Auf über 300 Seiten untersucht die Studie unter anderem neurokognitive Aspekte, die Auswirkungen des Gruppenunterrichts und des Co-Teachings sowie Gelingensbedingungen individueller Förderung im ersten JeKi-Jahr. Ergebnisse des Folgeschwerpunkts „Musikalische Bildungsverläufe“ (2012–2015) sollen im Lauf des Jahres vorgestellt werden.
Der Forschungsbericht „Instrumentalunterricht in der Grundschule“ kann als pdf-Datei auf den Seiten des Ministeriums heruntergeladen werden: www.bmbf.de/publikationen
Berufsbegleitende Angebote: Neue Studienrichtungen an der Kalaidos Musikhochschule
An der privaten Kalaidos Musikhochschule starten ab September 2016 einige neue Studiengänge: Musik und Management, Musikjournalismus, Komponieren für Kinder, Indische Rhythmik, Operette, Barocktrompete, Musik – Psyche – Körper, Musikforschung, Musik und Neue Medien, Zeitgenössische Improvisation, Dirigieren und Organisieren, Musikvermittlung sowie Zeitgenössische Musik. Viele von ihnen sind so angelegt, dass sie durch Kombination mehrerer Angebote zum MAS (Master of Advanced Studies) führen können. Alle Studiengänge sind geeignet, sie berufs- oder familienbegleitend durchzuführen. Besonderen Wert legt die Schweizer Hochschule eigenen Angaben zufolge auf Praxisorientierung und Nähe zum Beruf. So hätten zum Beispiel die Studierenden in „Musik und Management“ die Gelegenheit, parallel zum Studium an einem Theater unter der Anleitung von Fachleuten eine komplette Konzertreihe zu organisieren, inklusive Ticketing, Marketing, Getränkeverkauf, Künstlerauswahl, Programmplanung et cetera. In den regulären Studiengängen gibt es ab sofort den „Master of Specialized Performance“, zu den Dozenten gehören Künstler und Pädagogen wie Lev Natochenny, Zakhar Bron, Reinbert Evers oder Friedemann Immer.
Weitere Informationen beim Rektor der Hochschule: frank-thomas.mitschke [at] kalaidos-fh.ch (frank-thomas[dot]mitschke[at]kalaidos-fh[dot]ch) sowie unter www.kalaidos-music.ch