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Nachwuchsmusiker musizieren bei der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals

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Rendsburg - Ein kurzer Strich über die Geigensaite, ein heftiger Schlag auf die Pauke, dann stimmt das gesamte Orchester ein. Das Furioso an Klängen erinnert ein wenig an die Musik eines Karlheinz Stockhausen oder Arnold Schönberg. Die jungen Musiker der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik Festivals hängen ihrem Dirigenten Matthias Pintscher buchstäblich an den Lippen. Unter ihnen sind auch sechs Musiker aus China. Ihr Heimatland bildet in diesem Jahr den Länderschwerpunkt des Festivals.

 

Aus dem Reich der Mitte haben sich auch die 21-jährige Yuwen Zhu und ihr ein Jahr jüngerer Musikerkollege Wing Chun Hui auf den Weg in den deutschen Norden gemacht. Beide sind zum ersten Mal in Deutschland. Die Unterschiede zwischen ihrer Heimat und dem Gastland definieren sie unterschiedlich. "Die Deutschen sind sehr vorsichtig. Sie haben immer alles unter Kontrolle, wollen hohe Qualität abliefern und effizient arbeiten", sagt Wing Chun. Yuwen fügt hinzu: "Aber es gibt zu wenige Geschäfte in Deutschland und die Wege dorthin sind weit."

Derzeit probt der international renommierte Dirigent Christoph Eschenbach mit den jungen Künstlern, die bis zum Ende des Festivals am 26. August mehr als zehn Konzerte geben. Das Repertoire reicht dabei von Igor Strawinsky und Maurice Ravel über Richard Strauss und Anton Bruckner bis hin zu dem chinesischen Komponisten und Dirigenten Tan Dun, der seine Martial Arts Trilogie "Crouching Tiger - Hero - The Banquet" mit dem Musikernachwuchs einstudieren wird.

Insgesamt 107 Musiker aus aller Welt konnten sich in diesem Jahr einen der begehrten Plätze in der Orchesterakademie sichern. Ausgewählt wurden sie bei 35 weltweit veranstalteten Probespielen. Beworben hatten sich dazu insgesamt 1.400 junge Musiker.

"Die Chinesen sind immer in Eile"
"Ich komme aus Hongkong. Das ist noch kleiner als Deutschland", sagt Wing Chun. Er und Yuwen sind in Rendsburg untergebracht. "Die Chinesen sind immer in Eile", sagt die Violinistin Yuwen, angesprochen auf die Unterschiede zwischen Deutschen und Chinesen. "Die Deutschen machen sich morgens einen Plan und arbeiten den dann ab." Sie studiert in Shanghai, aber nicht etwa am Konservatorium, sondern an der Universität das Fach Medienwissenschaften. Wie sie es geschafft hat, trotzdem einen der begehrten Plätze in der Orchesterakademie zu ergattern: "Ich bin eben gut." Sie spiele bereits seit ihrem fünften Lebensjahr Geige, wolle dies aber nicht zu ihrem Beruf machen.

Wing Chuns Lebensplanung dagegen ist eindeutig der Musik untergeordnet. Er studiert in Hongkong Violine und Klavier, demnächst geht es zum weiteren Studium in die USA. "Ich würde sehr gern auch in Deutschland studieren. Dieses Land hat weltweit musikalisch einen so großen Einfluss, und es gibt so viele wunderbare Orchester hier." Die Probenarbeit in Rendsburg empfindet er als "so gut organisiert, dass wir tatsächlich auch Zeit für uns haben". Montags haben die Musiker frei. Dann stehen Ausflüge auf dem Programm.

Wie sich deutsches von chinesischem Familienleben unterscheidet - bei dieser Frage müssen Yuwen und Wing Chun passen. Kontakte zu deutschen Familien hatten sie noch nicht. Yuwen hat sich allerdings fest vorgenommen, ihren Bogenmacher zu treffen. Der stammt aus Süddeutschland. Vorher steht allerdings noch ein Berlin-Besuch an. Dort ist das Festival-Orchester zu einem Auftritt eingeladen. "Wir freuen uns alle schon sehr darauf, eure Hauptstadt kennenzulernen."

Das Schleswig-Holstein Musik Festival läuft noch bis zum 26. August. Bislang sind von den 134.000 verfügbaren Plätzen rund 108.000 belegt.

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