Das „Next-Generation“-Programm der Donaueschinger Musiktage lud Studierende zu fünf Tagen mit Workshops, Gesprächen und Konzerten an die Musikhochschule Trossingen ein. Rund 150 Teilnehmer nahmen die Gelegenheit zum Austausch wahr.
Die Luft steht. Es geht ein Surren durch den Raum, das den Weg durch das Ohr in den Körper hineinfindet und dort irritiert zurückbleibt. Ein faszinierender Klangcluster schwingt im Raum, einer Gruppe summender Mönche gleich. Gespielt wird ein Ausschnitt aus Georg Friedrich Haas’ „limited approximations“, bei dem sechs im Zwölfteltonabstand gestimmte Flügel zum Einsatz kommen. Beim zweistündigen Workshop im gläsernen Proberaum der Donauhallen sind diese umringt von rund fünfunddreißig interessierten Studenten, mittendrin der Komponist, der den harmonischen Ansatz seines Stückes erklärt, das beim Abschlusskonzert der diesjährigen Donaueschinger Musiktage uraufgeführt wurde. Der Workshop ist Teil des „Next Generation“ genannten Programms rund um das Festival, das 150 Studenten vom 13. bis 18. Oktober ein Gesamtpaket aus Eintrittskarten, Übernachtungen, Vorträgen, Workshops und Gesprächen bot, das gut angenommen wurde. Es waren unter anderem Studenten aus dem Iran und Finnland, der Schweiz, Slowenien sowie aus ganz Deutschland angereist, um am Programm teilzunehmen. Dr. Julia Cloot, vom Institut für zeitgenössische Musik der HfMDK Frankfurt, Organisatorin und Leiterin des „Off“-Programms, betont, dass sich das Programm „nicht nur an Kompositionsstudenten richtet, sondern auch offen sein will für Studierende anderer Fächer“. Die kostengünstige Möglichkeit, alle Konzerte mitzuerleben und sich gegenseitig auszutauschen, war für die Kompositionsstudenten, die neben Musik- und Theaterwissenschafts- sowie Instrumentalstudenten rund zwei Drittel der Gruppe ausmachten, der Hauptgrund, am Programm teilzunehmen. „Hier kann man aktuelle Entwicklungen der Komponisten studieren“, meint Siavosh Banihashemi, Promotionsstudent aus Wien.
Den Rat, möglichst viel vom aktuellen professionellen Musikleben mitzubekommen und Kontakte zu halten, gab auch Peter Eötvös, Dirigent und Komponist, den Studenten mit auf den Weg und verwies auf die „große Verantwortung der Hochschulen, junge Komponisten auch im Bereich der Professionalität auszubilden“. Einen Schritt in diese Richtung ging das „Next Generation“-Programm, das neben den Workshops die Gelegenheit zur Aufführung eigener Werke in zwei Off-Konzerten sowie einen Open Space zur Besprechung eigener Streichquartette den Komponisten anbot. Der einführende Workshop zur Geschichte des Streichquartetts von Dr. Rainer Nonnenmann, HfMT Köln, sowie ein von den Studenten sehr unterschiedlich angenommener Vortrag eines Vertreters der GEMA hatten das Theorie-Programm am Donnerstag eröffnet. Bis Montag waren Lectures mit den Komponisten Brian Ferneyhough, Peter Ablinger und Georg Nussbaumer über ihre Uraufführungen bei den Musiktagen gefolgt.
Inwiefern das Festival vom Off-Programm profitiert, erklärte der Leiter Armin Köhler im Gespräch mit den Studenten: „Sie sind uns sehr wichtig und bringen Jugend in unsere Szene hinein.“ Sein Anspruch, „den Festivalbegriff im Keim ernst zu nehmen,“ wurde bei der „Next Generation“ sicherlich wahr: Fünf Tage erlebten sie gemeinsam die Konzerte, tauschten sich aus, feierten und diskutierten. Beispielsweise über die aktuelle Förderung junger Komponisten, die sich zu oft in Wettbewerben erschöpfe und zu wenig projektbezogen sei, so Elke Swoboda und Madjid Tahriri, Kompositionsstudenten an der Folkwang Universität der Künste. Die Möglichkeit zur Vernetzung und der Zusammenarbeit der bundesweiten Hochschulen untereinander werde zu wenig genutzt, das wurde in diesen Tagen oft gehört. Ein Trost zu wissen, dass es die Gelegenheit zum Austausch im nächsten Jahr in Donaueschingen wieder geben wird.
Mechthild Schlumberger
Studierende