Die Elementare Musipädagogik in Nürnberg – Studierende und das Ausbildungsteam – haben längst bewiesen, dass sie die Nase vorne haben, auch wenn Sie, Herr Prof. Dr. Müller-Heuser, diesem Fach wieder einmal die Position des Schlusslichts zuteilen, und zwar
1. Warum haben Sie in Ihrem Stellenplan für die jüngste deutsche Musikhochschule keine Professur für das Studienfach „Elementare Musikpädagogik“ vorgesehen? 2. Stimmt es, dass Sie von dem Begriff EMP keine rechte inhaltliche Vorstellung haben? Dieser Verdacht drängt sich auf, da Sie bei den Evaluationsverfahren an der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg dieses Fach zunächst völlig ausgeschlossen hatten und bei einer telefonischen Anfrage im Dezember 2000 diesbezüglich einem Kollegen aus Nürnberg mitteilten, „das sei ja eigentlich kein richtiges Fach“. 3. Finden Sie es nicht merkwürdig, dass dieses „Nicht-Fach“ im Studienplan, den Sie mit erstellten, die höchste Gesamtstundenzahl aufweist (168 Semesterwochenstunden)? 4. Kann es sein, dass an Ihnen die Entwicklung dieses Studienfachs an der ehemaligen Fachakademie für Musik Nürnberg, wie auch bundesweit, völlig vorbeigegangen ist? Auf dem Mannheimer Symposion von 1997 wurde in den Grußworten herausgestellt, dass Nürnberg das erste Ausbildungsinstitut in der Bundesrepublik mit einem Hauptfach EMP war und maßgeblich Strukturen und Inhalte erarbeitet hat. Zum Zeitpunkt des Symposions hatten in Nürnberg 112 Absolventen einen Musiklehrer- oder Diplommusiklehrerabschluss in diesem Hauptfach, eine Zahl, die kein anderes Institut vorzuweisen hat. 5. Sind Sie vergesslich? Diese Vermutung liegt nahe, wenn man die Statements des Deutschen Musikrates, dem Sie vorstehen, zitiert: „Aus dem Empfehlungskatalog von 1997 zur Musikschullehreraus- und Weiterbildung (...) Die Musikhochschulen haben die Musikschullehrerausbildung zu einer ihrer originären Aufgaben erklärt (...) Für die spätere Berufspraxis werden als wesentliche Studienrichtungen bezeichnet ‚Lehrer für Elementare Musikpädagogik in Verbindung mit einem Instrument oder Gesang‘...“ 6. Wie stehen Sie zu der Tatsache, dass Kollegen, die die Umwandlung der ehemaligen Fachakademie für Musik in eine Hochschule maßgeblich mitgestaltet haben, sich zu Profilkriterien wie „Innovation, Flexibilität, Vernetzung, Qualitätsstreben u.a.“ bekannten, Sie jedoch dieser Hochschule einen Stempel aufdrücken, der bestenfalls als traditionell bezeichnet werden muss? 7. Wo bleiben Qualitäten wie Mut zum Experiment, Offenheit für neue Perspektiven, Spaß am vernetzten Denken, die Suche nach Herausforderungen? Diese würden Sie als Gründungsrektor einer neuen Musikhochschule und als Präsidenten eines Gremiums wie des Deutschen Musikrates auszeichnen. Die Elementare Musipädagogik in Nürnberg – Studierende und das Ausbildungsteam – haben längst bewiesen, dass sie die Nase vorne haben, auch wenn Sie, Herr Prof. Dr. Müller-Heuser, diesem Fach wieder einmal die Position des Schlusslichts zuteilen, und zwar was die Qualität ihrer Abschlusszeugnisse angeht: (eine Statistik vom Zeitpunkt der Diplomzeugnisse an zeigt auf, dass der Notendurchschnitt trotz Doppelbelastung unter 2,00 liegt);Der Gründungspräsident antwortet
Stellungnahme zu den Fragen der Studierenden zum Studiengang EMP
Es befremdet mich schon sehr, wenn Fragen von Studierenden an mich als Gründungspräsidenten, mir über einen Redakteur der nmz zugeleitet werden. Dieser versichert, dass er vorher die Zustimmung der Fragesteller eingeholt habe, um mir Gelegenheit zu einer Stellungnahme zu geben. Sehr kulant!
Nehme ich den Artikel des AStA der Hochschule in einer der vergangenen Auflagen hinzu, so entsteht der Eindruck, dass sich die nmz neben den Verbandsmitteilungen zu einem Veröffentlichungsorgan der Nürnberger Musikhochschule weiterentwickeln möchte. Dies wiederum wäre mir nur recht, diente es auf der einen Seite dem höheren Bekanntheitsgrad unserer noch jungen Hochschule und zum anderen ersparte es die doch erheblichen Kosten für eine eigene Hochschulzeitschrift.
Nun jedoch zu den Fragen der Studierenden, die mir eine willkommene Gelegenheit geben, meine grundsätzliche Meinung zu dem Studiengang Elementare Musikpädagogik darzulegen.
Elementare Musikpädagogik als ein altersunabhängiges Konzept versucht auf eine andere Art und Weise als die Instrumentalpädagogik in die Welt der Musik einzudringen und Menschen für sie zu sensibilisieren. Als Leiter der Kölner Musikhochschule habe ich schon früh dem Studiengang Allgemeine Musikerziehung – wie der vergleichbare Studiengang in Nordrhein- Westfalen heißt – große Aufmerksamkeit gewidmet und eine entsprechende Unterstützung gewährt. Auch dieser wies einen pädagogischen Ansatz auf, der von anderen Studiengängen nicht geleistet wurde.
Insofern ist der Studiengang EMP beileibe keine neue Erfindung, wenn auch der Begriff der Elementaren Musikpädagogik die Zielrichtung klarer definiert: grundsätzlich vorhandenes musikalisches Potenzial eines Menschen zu erschließen und seine Wahrnehmungs- und Gestaltungsfähigkeit zu verbessern. Bei der Errichtung der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg habe ich insbesondere die Strukturierung des Studienganges EMP mit großem Bedacht in Angriff genommen, da er der erste seiner Art im bayerischen Hochschulbereich ist und es für die nähere Zukunft auch bleiben dürfte.
Fußend auf der langjährigen Entwicklung dieses Studiengangs, vor allem am ehemaligen Meistersinger-Konservatorium, habe ich den Kolleginnen und Kollegen dieser Fachrichtung völlig freie Hand in der Entwicklung des Diplomstudienganges gegeben. Mit 168 Semesterwochenstunden weist dieser die meisten Stunden aller an der Hochschule vertretenen Studiengänge auf und ist damit auch der teuerste. Gegen manche Kritiker aus Kreisen der Geldgeber habe ich diese Kosten als gute und zukunftsweisende Investition verteidigt.
Zur Zeit sind zwei C3-Professuren für Musikpädagogik an der Hochschule für Musik Nürnberg-Augsburg ausgeschrieben, die ich möglichst noch zum Sommersemester 2001 besetzen will. Bei der Besetzung werden mit Sicherheit Persönlichkeiten den Vorrang haben, die neben der nachgewiesenen wissenschaftlichen Qualifikation einen breiten pädagogischen Ansatz aufweisen, der die EMP miteinbezieht. Die Kolleginnen und Kollegen des Studienfachs EMP werden Gelegenheit haben, ihr fachliches Votum bei der Berufungskommission einzubringen.
Die Erfüllung des spezifischen Unterrichtsangebots obliegt weiterhin den bewährten Fachlehrer/-innen und ich bin ganz sicher, dass im Zusammenwirken aller und angetrieben durch die vielen, von den Studierenden angesprochenen vorhandenen kreativen Impulse, der Wirkungsbereich der EMP sich kontinuierlich erneuern und erweitern wird.