Im Rahmen der „Mannheim Music Week“ musizierten Studierende der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim Ende Mai im Zentrum Mannheims in einem Container auf dem Paradeplatz. Dort präsentierten sie eine Woche lang jeden Tag etwas aus ihrem Repertoire. Kuratiert wurde die musikalische Woche von Gesangsprofessorin Stefanie Krahnenfeld und Posaunenprofessor Ehrhard Wetz.
Die Gesangsprofessorin hatte sich für die Eröffnung etwas Besonderes ausgedacht: Das Publikum durfte sich von einer vorgegebenen Liste Stücke wünschen, die die Studierenden aufführen sollten. „Rossini“, wünschte sich eine ältere Dame, ein Herr wünschte sich „Etwas Deutsches, damit man es auch versteht!“.
Es entstand nach und nach eine Traube von rund 80 Menschen, die sich vor dem weißen Container mit Glasfront versammelten, um den Sängerinnen zu lauschen. Begleitet wurden sie von Pianisten am Flügel, der wie auch die Sänger im Container stand. Zusätzlich sanft „begleitet“ wurden sie bei ihren Auftritten vom Lärm der Straßenbahn. Nachdem das Stück jeweils vom Publikum ausgewählt worden war, traten die Studierenden aus der Menschenmenge hervor und begannen meist Ausschnitte aus klassischen Opern zu singen.
Statt im Ballkleid – wie bei Auftritten von Gesangssolistinnen durchaus üblich – traten sie in schicker Alltagskleidung auf und zeigten so Nähe zum Publikum. Nach ihrem Stück verschwanden die Sänger in der Publikumsmenge. Das Publikum war bunt gemischt und bestand aus Kindern, Berufstätigen und Rentnern. Viele blieben spontan im Vorbeigehen stehen und lauschten dem kostenlosen Konzert. Etliche zückten ihr Handy, um das Erlebnis zu fotografieren oder auf Video festzuhalten. Viele der Besucher verweilten für mehrere Stücke.
Neben der Gesangsklasse von Professorin Krahnenfeld traten in der Woche unter anderem die Oboenklasse von Professor Emanuel Abbühl auf, daneben zahlreiche Trios und Quartette, die für jeweils eineinhalb Stunden Jazz oder Klassik spielten. Daneben gab es am vorletzten Tag beim öffentlichen Unterricht Einblicke in transkulturelle Musikpädagogik bei nordindischer Musik. „Die Musikhochschule geht mitten rein in die Gesellschaft“, freut sich Pressesprecherin Anca Unertl und hofft auf bleibende Eindrücke.
Die Konzerte im Container gibt es seit 2013. Damals dienten sie dazu, Aufmerksamkeit auf die Musikhochschule zu lenken und Unterschriften für ihren Erhalt zu sammeln, da das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg die Musikhochschule umstrukturieren wollte und es Pläne gab, die Klassiksparte zu streichen, wozu es dann doch nicht kam. Seither finden die Containerkonzerte jährlich statt.
Vizepräsident der Musikhochschule Ehrhard Wetz erklärt, dass dieser Auftritt für die Studierenden wertvoll und eine wichtige Erfahrung sei, da sie unter ganz anderen Bedingungen als im Konzertsaal auftreten müssten, und auch vor völlig anderem Publikum als im regulären Konzertsaal. Daneben hofft er auf den ein oder anderen neuen Konzertbesucher „Jeder zählt, der das Übertreten der Schwelle zu einem Konzert schafft“. Die Container-Aktion sieht er als Teil der Aufgabe der Musikhochschule, aktiv in die Öffentlichkeit zu gehen und zu zeigen, dass die Musikhochschule nicht nur für elitäre Institute ausbilde, sondern für die Gesellschaft.
Eingebettet war die Aktion der Musikhochschule dieses Jahr in die erstmals stattfindende „Mannheim Music Week“ vom Stadtmarketing Mannheim, in der in der ganzen Stadt an ungewöhnlichen Orten Musik zu hören war, beispielsweise auf einer Gondoletta-Fahrt im Luisenpark oder bei einem Schaufensterkonzert im Kaufhof, in der Bahnhofshalle ebenso wie an der Musikhochschule, der Popakademie oder dem Kongresszentrum „Rosengarten“. Die Stadt warb dafür zusammen mit der „Music Commission Mannheim (STARTUP MANNHEIM)“ mit „7 Tage, 34 Locations, über 680 Künstler“. Mannheim, seit 2014 „UNESCO City of Music“ zeigte sich in dieser Woche von seiner feinen, vielseitigen musikalischen Seite.