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Positively Brass !

Untertitel
Die Blechbläser-Community der „Hochschule auf dem Lande“
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Blechbläser und Schlagzeuger gehören zum instrumentalen Kern jeder Musikhochschule. Gerade die Trossinger Hochschule kann eine traditionsreiche Abteilung vorweisen, in der künstlerische Exzellenz, methodische Kompetenz, Professionalität, Ensemblegeist innerhalb und zwischen den Klassen gleichermaßen Wertschätzung erfahren wie das kollegiale Miteinander unter Lehrenden und Studierenden. Eine neue Qualität erfuhr die Trossinger Blechbläser/Schlagzeug-Abteilung, als im Sommer 2015 die Premiere des „Positively Brass & Percussion Symposiums“ mit international renommierten Gästen äußerst erfolgreich über die Bühne ging. Die zweite Auflage vom 30. September bis 3. Oktober 2016 ist in der Szene endgültig angekommen.

Für den Trompeter Prof. Wolfgang Guggenberger, der unter anderem 18 Jahre lang am Richard-Strauss-Konservatorium die Abteilung Blechbläser/Schlagzeug geleitet hatte, bevor er 2005 als Nachfolger von Horst-Dieter Bolz an die Trossinger Musikhochschule berufen wurde, spiegelt das „Positively Brass & Percussion Symposium“ das Ideal einer lebendigen Brass Community: „Profis, Studierende, Nachwuchstalente und Lehrende begegnen sich, und die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kommen in Kontakt mit internationalen Größen der Blechbläserwelt. Workshops, Vorträge und ein gut dotierter Wettbewerb bieten insbesondere dem Nachwuchs ein breites Spektrum wichtiger Impulse für den Weg mit ihrem Instrument.“ 

Ländlicher Campus mit vielen Vorteilen
Dass vieles, was den Charme eines solchen Festivals ausmacht, auch im Trossinger Hochschulalltag gelebt werden kann, liege nicht zuletzt an der Größe des Campus, so der ungarische Hornist und ARD-Preis-Gewinner Prof. Szabolcs Zempléni, als ehemaliger Solohornist der Bamberger Symphoniker Jüngster im Dozententeam. „Wir haben kleine Abteilungen und damit wenig Fachkollegen – und wenn die Kommunikation wie bei uns optimal läuft, wird das sofort zum Vorteil: Wir können fachübergreifend Meisterkurse organisieren oder externes Probespieltraining. Auch wenn jemand Hilfe braucht, steht einem das Kollegium sofort mit Rat und Tat zur Seite. Übrigens konnten wir die beiden großen Symposien nur deshalb auf die Beine stellen, weil wir im Fachbereich so gut zusammenarbeiten.“

Positive Unterrichtsphilosphie
„Positively Brass ist für uns viel mehr als nur ein einprägsamer Begriff – es ist eine Unterrichtsphilosophie“, betont die amerikanische Posaunenprofessorin Abbie Conant. Die Posaunistin und Perfomancekünstlerin hatte sich schon früh in der Szene als Soloposaunistin der Münchner Philharmoniker (und erste Solistin im schweren Blech eines europäischen Spitzenorchesters) einen Namen gemacht – selbstbewusst bot sie auch einem  Sergiu Celibidache Paroli. Seit 1992 prägt sie als damals erste Posaunenprofessorin in Deutschland die Blechbläserausbildung an der Trossinger Hochschule. „Positively Brass bedeutet für uns, die positiven Aspekte der Fähigkeiten und Talente unserer Studierenden zu betonen, um das Beste aus ihnen herauszuholen, anstatt mit do‘s and don‘ts zu arbeiten.“

Blick über den Tellerrand
Das Ensemblespiel genießt in allen Klassen der Blechbläser- und Schlagzeugabteilung einen hohen Stellenwert und ist unverzichtbarer Bestandteil der täglichen Arbeit sowohl intern als auch Klassen übergreifend. Nicht nur formal, sondern auch im Studienalltag besteht eine enge Kooperation zwischen Blech und Schlagzeug. In ihrem Schlagzeugkollegen Prof. Franz Lang, erfahrenes Mitglied des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg sowie des neuen SWR Symphonieorchesters, und dessen Klasse haben die Blechbläser gerade was das Ensemblespiel angeht, hochkarätige Partner. 

Ob als Trossinger Trompeten-Ensemble, als wortspielerisches Blechforest Trombone Ensemble, Vollhorn-Ensemble oder gemeinsames Positively Brass Ensemble – in allen Formationen fördere das kammermusikalische Musizieren ein Voneinander- und Miteianderlernen ungemein, sind sich die Professoren einig. Jedes der Ensembles hat dabei eigene externe Konzertaktivitäten zwischen Alb, Allgäu, Oberschwaben und Schwarzwald, die neben den spielerischen Qualitäten auch Auftrittserfahrung bringen und die individuelle künstlerische Bühnenpräsenz trainieren. In der gemischten Positively Brass-Formation zu spielen, sei für ihre Posaunisten/-innen stets eine wunderbare Bereicherung – insbesondere auch für das Spiel im Sinfonieorchester oder in facettenreich besetzten Kammermusikbesetzungen, schwärmt Abbie Conant. Darüber hinaus ist das Ensemblespiel auch die Keimzelle der musikalischen Entwicklung eines jeden Musikers.Die Studierenden trainieren nicht nur ihre musikalischen und instrumentaltechnischen Fähigkeiten, sondern erweitern auch ihre stilistische Vielfältigkeit und erfahren Spielfreude, findet Wolfgang Guggenberger. Vor einem Jahr begann er deshalb in Zusammenarbeit mit dem Rundel Verlag ein Projekt mit regelmäßigen Kompositionsaufträgen für das Trossinger Trompeten-Ensemble, um das Repertoire für diese Formation zu bereichern. 

Unkonventionelle Workshopangebote eröffnen neue Perspektiven. So fanden in der letzten Zeit etwa ein „Liedgestaltungskurs für Blechbläser“ mit den beiden Gesangskollegen Prof. Alexandru Coku und Prof. Andreas Reibenspies, ein „Bach-Workshop“ mit dem Cellisten Prof. Francis Gouton und „TaKeTiNa für Blechbläser und Schlagzeuger“ mit Gastdozenten statt.

„Wir beobachten ständig Veränderungen in der Kulturlandschaft und bringen diese in Forschung und Lehre ein“, ergänzt der Posaunist Prof. Gerhard Wolf, Methodik-Experte und Geschäftsführer der Musikakademie Villingen-Schwenningen, einer 2006 gegründeten Tochtergesellschaft der Hochschule mit über 1.600 Unterrichtsbelegungen. „In Zusammenarbeit mit dem Kulturamt VS können wir neue Konzertformate unter den realen Bedingungen eines künstlerischen Konzertlebens erproben und umsetzen.“

Künstlerisch erfolgreich
Die Arbeit trägt Früchte: Orchesterpraktika und Wettbewerbserfolge während des Studiums, feste Engagements und Lehrverpflichtungen oder einträgliche Freiberuflichkeit nach erfolgreichem Bachelor-, Master- oder Konzertexamen. 
Szabolcs Zempléni denkt beim Stichwort „Erfolge“ aber nicht zwangsläufig an einzelne Studierende: „Für mich zählt zu den Erfolgen insbesondere auch die ‚Eroberung‘ von Orchestern oder auch Neuland. So ist unsere Abteilung zum Beispiel seit Jahren kontinuierlich in der Jungen Deutschen Philharmonie vertreten, beispielsweise mit drei Hornisten während der vergangenen zwei Jahre.“ 

Die Teilnahme an Wettbewerben ist unverzichtbar für die Profilierung der individuellen künstlerischen Persönlichkeit. So konnte die Posaunistin Miriam Raspe beim diesjährigen Felix Mendelssohn Bartholdy Hochschulwettbewerb neben dem 3. Preis auch den Sonderpreis für die beste Interpretation des Auftragswerks nach Trossingen holen. Dass der Hornist Thomas Kirbisser zum internationalen ARD-Wettbewerb zugelassen wurde, bedeutet einen weiteren schönen Erfolg!

Auch die großen Orchesterakademien markieren wichtige Stationen auf dem Weg in den Beruf – derzeit unter anderem für den Trompeter Johannes Häusle in Dresden bei Christian Thielemann. Ebenso ist ein Praktikum oftmals der ersten Schritt in ein Orchester, zum Beispiel für die kanadische Posaunistin und Iris-Marquardt-Preisträgerin Camille Renaud bei den Stuttgarter Philharmonikern oder als Lucerne Festival Fellow. 

Festanstellungen sind rar und der internationale Wettbewerb ist groß, doch jüngst gewannen zwei Trossinger Trompeter die Probespiele bei Orchestern in Tallin (Estland) und Münster. Die Trompeterin Elisabeth Fessler hingegen wurde als erste Frau festes Ensemblemitglied von Harmonic Brass und eroberte mit ihrem Sound eine Männerdomäne. Ein Echo Klassik in der Kategorie ‚Kammermusik des 17./18. Jahrhunderts für Bläser‘ hingegen ging 2015 an den ehemaligen Trossinger Trompetenstudenten Gabor Hegyi.

Die Trossinger Schlagzeugabsolventen sind vor allem im Orchesterbereich präsent. Sie stellen nicht nur fast die komplette Schlagzeugtruppe der Berliner Philharmoniker, sondern prägen auch seit Jahrzehnten die deutsche Orchesterlandschaft.

Pädagogische Basisarbeit
Ein möglichst fließender Übergang vom Studium ins Berufsleben kann bei Musikern/-innen auch im pädagogischen Bereich vonstatten gehen. „Viele unserer Studierenden unterrichten an Musikschulen oder arbeiten als Dirigenten/-innen in der im Süden der Republik besonders lebendigen Laienmusik-Szene“, erläutert Wolfgang Guggenberger. „Das ist eine unverzichtbare Arbeit an der Basis. Gerade auch der pädagogischen Ausbildung räumen wir an der Hochschule einen wichtigen Platz ein und arbeiten daran, sie zu verbessern und weiter zu entwickeln.“ Absolventen/-innen, die als Lehrkräfte an Musikschulen arbeiten, sind übrigens auch gute Multiplikatoren, kommen doch Schüler und Schülerinnen ehemaliger Studierender oftmals als Jungtalente ebenfalls an die Hochschule.

Als attraktive Ergänzung im künstlerisch-pädagogischen Bereich bietet die Trossinger Hochschule begabten Studierenden ein Zweitprofil „Blasorches­terleitung“ im Bachelorstudium oder auch einen entsprechenden Schwerpunkt im Masterstudiengang Orchesterdirigieren an.  

Nachwuchs effektiv fördern: Das Positively Brass & Percussion Symposium
„Inspiring. Total Learning Experience. World Class Musical Training for Brass“, bringt die Amerikanerin Abbie Conant das Trossinger Erfolgsprojekt augenzwinkernd auf den Punkt. In der Tat bietet das Symposium jungen begabten Menschen eine besondere Plattform, um mit international renommierten Dozenten zu arbeiten. Zu den Gästen zählten bisher u.a. Frøydis Ree Wekre, „Grande dame“ des Horns, aber auch der Posaunist und Dirigent Christian Lindberg, der Trompeter Markus Stockhausen und das Ensemble Harmonic Brass. 

Dem jugendlichen Nachwuchs eröffnet das Symposium neue Erfahrungen sowie eine besondere Motivation, sich auf ihren Instrumenten weiterzuentwickeln – Gleiches gilt natürlich auch für die studentischen Teilnehmer/-innen, deren Zahl und Einzugsbereich sich in 2016 deutlich vergrößert hat. „Der Nachwuchswettbewerb“, so Gerhard Wolf, „ist ein weiterer Baustein, ihr Können darzustellen und beurteilen zu lassen. So manches Feedback ermutigt den einen oder anderen, einen neuen Weg einzuschlagen. Für die Musikakademie VS liefert das Symposium wertvolle Impulse für die Weiterentwicklung der Spitzenförderung.“

Ausblick
Das 3. Positively Brass & Percussion Symposium findet statt vom 30. September bis 3. Oktober 2017.
Informationen unter 
www.positivelybrass.com

Erfolgreiche Spin-Offs
Sie heißen Hohenlohe Brass, Blechlabor oder SeppDeppSeptett, um nur einige zu nennen – immer schon hat das Trossinger Studium mit seiner Ensemblekultur Studierende und Absolventen derart geprägt, dass sie selbstständige Ensembles gegründet haben, die ihren eigenen Platz im öffentlichen Konzertbetrieb gefunden haben. So gibt es für das 2007 gegründete 13köpfige Blechlabor – übrigens mit Schlagzeug – laut eigener Aussage „eigentlich nichts, was man nicht spielen kann.“ Ähnlich sieht es auch das bereits seit 1996 in unterschiedlichen Formationen auftretende Ensemble Hohenlohe Brass. Erst seit zwei Jahren hingegen stehen die acht(!) Musikerinnen und Musiker des SeppDeppSeptetts mit selbst entwickeltem, ambitioniert durchchoreografiertem Musik-Kabarett auf der Bühne – ein vielversprechendes Projekt!

www.blechlabor.de
www.hohenlohebrass.de
www.seppdeppseptett.com

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