Der Landesmusikrat Hamburg und der Verband Deutscher Schulmusiker Hamburg sowie Persönlichkeiten des Musiklebens der Hansestadt kritisieren die Pläne des Hamburger Bildungssenators, den Musik- und Kunstunterricht der Klassen eins bis sechs zu halbieren und den Pflicht-Musik- und Kunstunterricht der Klassen 7 und 8 am Gymnasium abzuschaffen.
In einem offenen Brief an Bildungssenator Werisch schreibt Wolfhagen Sobirey, Präsident des Landesmusikrats Hamburg :
„Statt wie bisher meist zwei Musik- und zwei Kunststunden pro Woche, soll es in den Grundschulen zukünftig zulässig sein, nur noch je eine Stunde pro Jahrgang und Woche anzubieten. … Es soll zwar einen „Gestaltungsraum“ mit 17 Stunden pro Schule geben, aus denen z.B. auch eine zweite Musik- oder Kunststunde genommen werden könnte, aber an diesem Stundenpool haben alle Fächer Interesse, und die Künste haben in den Lehrerkonferenzen vieler Schulen einen schweren Stand. … Die zukünftig wegfallenden Stunden sollen durch Angebote am Nachmittag ersetzt werden, so erneut eine Äußerung der GAL vom 25.1.2011. Was das bedeutet, wissen wir. Statt professioneller Pädagogen werden allzu häufig Personen eingesetzt, die pädagogisch nicht angemessen ausgebildet sind, unsichere Verträge bekommen und schlecht bezahlt sind. Seit langem kritisiert der Landesmusikrat diese Entfachlichung des Musikunterrichts.“
Ebenso appelieren acht prominente Vertreter der Musik in Hamburg (Rolf Beck, Christoph von Dohnányi, Nils Landgren, Christoph Lieben-Seutter, Hermann Rauhe, Jeffrey Tate, Simone Young und Rolf Zuckowski ) an die Politik, den Musikunterricht an Hamburgs Schulen zu erhalten:
„...Wir sehen durch diese Reduzierung fatale Auswirkungen auf die Musikkultur unserer Stadt zukommen. Schüler werden durch Musikunterricht dafür gewonnen, an Kultur teilzuhaben. Sie sind unser nachwachsendes Publikum! Wie wird dieses morgen aussehen, wenn nicht heute Einblicke geschaffen und Interessen umfassend und kompetent gebildet werden? Auch unsere Education-Programme brauchen den Musikunterricht, um ihre Ziele nachhaltig zu erreichen.
Sicher wird es Schulen geben, die mehr Musikunterricht anbieten können. Aber können wir uns den Verzicht auf ein flächendeckendes Bildungsangebot leisten? Es geht dabei um Zugänge zu den vielfältigen Erscheinungsformen unserer Kultur(en) für jeden mit der entsprechenden Toleranz ihnen gegenüber. Hamburg muss bei der Vermittlung dieser Ziele alle Schüler erreichen und darf dabei niemanden benachteiligen. Und wir dürfen nicht vergessen, dass mit den Möglichkeiten des gemeinsamen Singens und Musizierens im Musikunterricht immer der Erwerb der für unsere Gesellschaft so wichtigen sozialen Kompetenzen verbunden ist.“