Zahlreichen Gesprächspartnern scheint es schier die Nackenhaare aufzustellen, nimmt man den Begriff der künstlerischen Forschung in den Mund – ganz gleich, ob man nun auf jemanden aus dem künstlerischen oder wissenschaftlichen Bereich trifft. Und vielleicht geht es Ihnen ja genauso. Die Gründe dafür sind vielfältig, ein maßgeblicher Auslöser für diese Reaktion liegt aber wohl in der diffusen Definition des Terminus. Und um eines vorwegzunehmen: Eine zufriedenstellende, eindeutige Begriffsbestimmung konnte die Autorin auch nicht finden. Und dennoch – oder gerade deswegen? – können sich durch künstlerische Forschung neue Horizonte eröffnen. Wie sehen die Strukturen aus, in denen künstlerische Forschung tatsächlich auch als solche betrieben wird und institutionalisiert ist? Eine Recherche an den fünf österreichischen Musikuniversitäten.
Während der Teil „künstlerisch“ noch verhältnismäßig eindeutig anmutet, führt der Teilbegriff „Forschung“ zu maßgeblichen Diskussionen. Ist denn Forschung mit Wissenschaft gleichzusetzen? Wenn ja, müssen auch wissenschaftliche Methoden angewandt werden. Inwiefern würde sich dann aber die „künstlerische Forschung“ von Wissenschaften wie etwa der Musik-, Kultur- oder Medienwissenschaft abheben? Um ein praktisches Beispiel heranzuziehen: Betreibt ein Interpret, der zur Erarbeitung einer Interpretation musikalische Quellen wie Manuskripte und Originalinstrumente heranzieht, künstlerische Forschung? Eine Frage, die ausschließlich von Fall zu Fall, oftmals aber mit ja beantwortet werden kann – wenngleich die Ergebnisse der Forschung in die Interpretation einfließen, nicht aber in schriftlicher Form dargelegt werden und somit nur schwer zu fassen sind. Das führt zur nächsten Frage: Auf welcher Ebene findet der Erkenntnisgewinn statt – in der Interpretation, im Wissen über die Gründe für das Zustandekommen der Interpretation oder in einer Kombination von beidem? Und wie sieht die Darstellung dieser Erkenntnisse aus? Fragen über Fragen, die kaum allgemein zu beantworten sind. Dennoch nimmt die künstlerische Forschung einen immer größeren Raum im universitären Bereich ein.
Zunächst zu einem praktischen Aspekt, der noch recht wenig mit dem Inhaltlichen zu tun hat: Durch den Bologna-Prozess sollten die Ausbildungen sowohl über die Grenzen der einzelnen EU-Länder wie auch über die Trennung diverser Bereiche hinweg angeglichen werden. Dies hatte zur Folge, dass die künstlerischen Ausbildungsstätten, die als Hochschulen oder Konservatorien organisiert waren, zu Universitäten umgewandelt werden sollten. Werden im österreichischen Universitätsgesetz (1) die maßgeblichen Aufgaben der Universitäten in Bezug auf die „wissenschaftlichen“ Fächer mit den beiden Säulen der „Forschung und Lehre“ bedacht, werden die künstlerischen Fächer in Analogie dazu mit der „Entwicklung und Erschließung der Künste“ betraut.
Vorbehalte auf beiden Seiten
Damit sollten die Kunstuniversitäten aber auch die Erlangung der gleichen Abschlüsse bieten, was die Frage aufwirft, wie die Studierenden zu ihren Titeln gelangen. Genügt für die Erlangung eines akademischen Grades die künstlerische Exzellenz oder ist darüber hinaus auch die intellektuelle, vielleicht sogar wissenschaftliche Reflexion vonnöten? Dies wiederum ruft Beteiligte von künstlerischer wie von wissenschaftlicher Seite auf den Plan: Warum sollte zusätzlich zur künstlerischen Arbeit noch weiterer Aufwand betrieben werden? Damit würde auf der einen Seite die Arbeit am Kunstwerk degradiert. Auf der anderen Seite bestehen auch auf der wissenschaftlichen Seite Vorbehalte gegenüber Künstlern, die sich forschend versuchen, denn wie sollten diese neben der Arbeit am Instrument ebenso hohe Qualifikationen für die (wissenschaftlich) forschende Arbeit erlangen?
Als Vorreiterin unter den Musikuniversitäten in Österreich hat die Universität für Musik und darstellende Kunst Graz (KUG) 2009 das künstlerische Doktorat eingeführt und der wissenschaftlichen Doktoratsschule eine künstlerische zur Seite gestellt. 2016 wurde letztere zur künstlerisch-wissenschaftlichen Doktoratsschule umbenannt. In diesem Schritt spiegelt sich ein wesentlicher Aspekt des Verständnisses von künstlerischer Forschung wider: Dabei sind die künstlerische wie die wissenschaftliche Arbeit nicht nur gleichberechtigt, sondern deren Wechselwirkung bringt neue Erkenntnisse zum Vorschein, die durch die Arbeit auf nur einer der beiden Ebenen nicht erzielt hätten werden können. Zusätzlich müssen auch die Forschungsergebnisse für den künstlerischen wie auch den wissenschaftlichen Bereich von Bedeutung sein. Deniz Peters, der an der KUG lehrt und künstlerisch forscht, veranschaulicht dies an einem Beispiel: Ethnomusikologen/-innen eignen sich oft die musikalische Praxis ihres Untersuchungsgegenstandes an und erzielen daraus Ergebnisse für die Musikwissenschaft – auf der künstlerischen Ebene aber bringt diese musikalische Betätigung noch nicht zwangsläufig auch Bereicherung mit sich. Um dieser Forderung der Ausgeglichenheit zwischen künstlerischen und wissenschaftlichen Aspekten zu entsprechen, steht Deniz Peters den Doktoranden neben den vier Betreuern (je zwei wissenschaftliche und zwei künstlerische, je intern und extern) als Mentor zur Seite. So garantiert das Programm höchste Qualität auf beiden Ebenen.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch die Anton Bruckner Privatuniversität (ABPU) in Linz: Ihre Rektorin Ursula Brandstätter kündigt für Herbst 2018 ein Promotionsprogramm an, das sowohl wissenschaftliche wie auch künstlerisch-wissenschaftliche Doktorate umfasst. Und auch hier kommen die Betreuenden sowohl aus dem künstlerischen wie auch aus dem wissenschaftlichen Bereich. Dass selbst die Lehrenden oft nur bedingt Erfahrung mit künstlerischer Forschung aufweisen, versteht sie als Chance für die Personalentwicklung; so müssen auch Lehrende, die sich im Bereich der künstlerisch-wissenschaftlichen Forschung profilieren möchten, an Veranstaltungen zur künstlerischen Forschung teilnehmen und sich entsprechend weiterbilden.
In Bezug auf die Ausbildung in künstlerischen Fächern lautet die Devise: „Künstlerische Arbeit braucht kein Doktorat.“ Eine Position, von der sich jene der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) deutlich abhebt. Ihre Rektorin Ulrike Sych vertritt den Standpunkt, dass mit unterschiedlichen Formen der qualifizierten Arbeit die gleichen Titel erreicht werden sollten. Das impliziert auch, dass das Verhältnis zwischen Wissenschaft und Kunst bei jeder Themenstellung nach spezifischen Kriterien neu definiert wird. In weiterer Folge dessen können die Studierenden künstlerischer Fächer sowohl mit einer künstlerischen wie auch mit einer wissenschaftlichen Arbeit ihren Master erlangen.(2) Die Diplomarbeit im Fach Musiktheorie kann wiederum auch einen künstlerischen Teil umfassen, enthält aber in jedem Fall einen wissenschaftlichen Theorieteil. Wo in diesen Fällen die künstlerische Forschung beginnt und wo sie endet, dem wird hier im Sinne einer klaren Definition weniger Bedeutung zugemessen als den Chancen, die die unterschiedlichsten Kombinationen und Verwebungen von Wissenschaft und Kunst für beide Felder eröffnen können. Der Diskurs darüber wird aber geführt, wie etwa im Rahmen des Projekts „Wissenskulturen im Dialog“ (3). Doktoratsstudien sind an der größten Musikuniversität des Landes derzeit ausschließlich im wissenschaftlichen Bereich möglich; es wird allerdings an der Realisierung eines künstlerischen Doktorats gearbeitet.
Forschungsthemen aus der Praxis
Dieser kontroversen Diskussion, die die Wogen hochgehen lässt, versucht Susana Zapke, Prorektorin der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK, vormals Konservatorium Privatuniversität der Stadt Wien) zu entgehen, indem der Begriff der künstlerischen Forschung aufgrund seiner Vieldeutigkeit erneut reflektiert und bewusst im Hintergrund gehalten wird. Am Institut für Wissenschaft und Forschung, dem sie vorsteht, werden Themen für die Forschung aus der musikalischen Praxis heraus generiert, die sich üblicherweise nicht mit einem weiteren Aspekt zu bereits vielfach abgehandelten Themen wie Haydn oder Mozart beschäftigen, sondern dezidiert Fragestellungen aus der künstlerischen Praxis bzw. anhand von neuem Repertoire aufwerfen. Dem Umstand, dass der wissenschaftliche und der künstlerische Diskurs zur gleichen Thematik oft sehr weit voneinander entfernt geführt werden, wirkt man hier in intensiver Zusammenarbeit diverser Disziplinen entgegen und setzt einen Prozess der Bewusstwerdung über das eigene Tun in Bewegung. Dabei ist die Arbeit an der musikalischen Praxis eng an wissenschaftliche Fragestellungen gekoppelt, die wissenschaftliche Seite wiederum ist gefordert, die eigenen Methoden zu hinterfragen und neu zu entwickeln, sodass die jeweilige Untersuchungsmethode im Sinne Paul Feyerabends dem Untersuchungsgegenstand neu angepasst wird. Schwerpunktthemen werden im Rahmen von Lehrveranstaltungen und Projekten abgehandelt. So etwa nimmt man sich derzeit der Bänkellieder und Balladen des wissenschaftlich noch kaum behandelten Komponisten Wilhelm Grosz an und stellt editorische Fragen ebenso wie man Aspekte der Interpretation, Notation oder Instrumentation behandelt und das erworbene Wissen bei einem Gesprächskonzert und einem Symposion präsentiert.(4) An der Einführung eines wissenschaftlichen Doktoratsstudium wird gearbeitet; die Implementierung eines künstlerischen Doktorats befindet sich in Diskussion.
Forschungsförderung
Die Ausbildung im Bereich der künstlerischen Forschung ist die eine Seite, die andere liegt in der Forschung des universitären Personals selbst. Während ein Teil der künstlerischen Forschung, wie eingangs erwähnt, innerhalb der Tätigkeit des (künstlerischen) Universitätspersonals stattfindet, ohne dass sie dezidiert als solche ausgewiesen wird, wird ein anderer Teil dessen in Projekten organisiert, die oftmals Beteiligte diverser Disziplinen, teilweise auch mehrerer Institutionen umfassen. Abseits der Finanzierung durch die Universitäten selbst können dafür Drittmittel lukriert werden.
Eine Recherche beim Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) ergibt folgendes Bild: Mittels des Programms zur Entwicklung und Erschließung der Künste (PEEK) (5) zur Förderung Künstlerischer Forschung wurden bisher elf Projekte der Universität für Musik und darstellende Kunst Graz (KUG) finanziert, je eines der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw) und eines der Musik und Kunst Privatuniversität Wien (MUK). (Der Korrektheit halber: Anträge können ausschließlich von Einzelpersonen gestellt werden, diese müssen allerdings einer Institution angehören, die die Organisation, Dokumentation und Qualitätssicherung garantieren kann. In den meisten Fällen sind dies Universitäten, aber auch das Ars Electronica Center in Linz beherbergt inzwischen ein zweites, vom FWF gefördertes Projekt.)
Der FWF hat sechs Projekte sämtlicher Kunstrichtungen als Best Practice ausgewiesen, zwei davon aus dem musikalischen Bereich „Emotionale Improvisation: musikalisch, interaktiv und intermedial“ (6) unter der Leitung von Deniz Peters an der KUG und „Quo vadis, Teufelsgeiger?“ (7) von Peter Röbke umnd Magdalena Bork an der mdw seien hier kurz vorgestellt:
Emotionale Improvisation
Die Versuchsanordnung von „Emotionale Improvisation: musikalisch, interaktiv und intermedial“ sieht vor, dass Musiker/-innen und fallweise Tänzer/-innen in unterschiedlichen Konstellationen und teils auch mit unterschiedlichen Medien gemeinsam improvisieren. Die Art des Zusammenwirkens der einzelnen Protagonisten wird gleich im Anschluss mittels diverser Analysemethoden besprochen. Wie und auf welche Weise ist es zu Interaktionen gekommen ist – war es etwa ein wechselseitiges Aufeinander-Eingehen oder haben die Künstler/-innen zwar gleichzeitig, aber doch eher nebeneinander als miteinander agiert? Zu welchen künstlerischen Resultaten ist es dabei gekommen? Auf die Besprechung folgt eine erneute Improvisation, die abermals reflektiert wird.
So ist der kreative Prozess tief mit der theoretischen Reflexion verwoben und eröffnet durch die intensive Auseinandersetzung aller Beteiligten auf unterschiedlichen Ebenen eine neue improvisatorische Praxis, die Peters als relationale Improvisation bezeichnet; darüber hinaus bringt dieser Projektaufbau aber auch wissenschaftliche Erkenntnisse – einerseits im Bereich der musikwissenschaftlichen Auseinandersetzung durch die musikalische Analyse und das theoretische Verständnis von Improvisation, andererseits auch in Philosophie und Psychologie durch konzeptuelle und Interaktionsanalyse.
Quo vadis, Teufelsgeiger?
Improvisation bildete auch einen wesentlichen Bestandteil des Projektes „Quo vadis, Teufelsgeiger?“, das von Peter Röbke geleitet wurde. Den Ausgangspunkt bildete der Umstand, dass sich das Anforderungsprofil an Musiker insofern im Wandel befindet, als sie sich nicht mehr ausschließlich auf das Reproduzieren bestehender Kunstwerke konzentrieren können. In Kontrast zur künstlerischen Höchstleistung, die Studierende an Musikuniversitäten und professionelle Musiker in harter Arbeit erbringen müssen, boten freie Improvisation und reflektierende Gespräche in Form idiolektischer Tiefeninterviews einen geschützten Rahmen, um von Selbstzweifeln und Problemorientierung zu Selbstvertrauen und ressourcenorientiertem Denken zu gelangen. Dabei wurde erforscht, inwiefern sich die Praxis der freien Improvisation auf das Selbstverständnis der Musikern, ihre Praxis auswirkt. So wurden die sie zum Erforschen und Reflektieren ihrer Tätigkeit angeregt, die beteiligten Wissenschaftler/-innen konnten selbst Erfahrungen im Improvisieren sammeln, wodurch sich wissenschaftliche und künstlerische Tätigkeiten durchdrungen und für beide Seiten neue Erkenntnisse hervorgebracht haben.
Einen solchen geschützten Rahmen können Forschungsprojekte auch auf künstlerischer Ebene im Allgemeinen bieten, insofern als Musiker in ihrem beruflichen Alltag auf die Behauptung auf dem Markt angewiesen sind und sich so auch am Markt in Bezug auf das Publikum, die Aufführungsmöglichkeiten und die Konkurrenz orientieren müssen. Faktoren, die den künstlerischen Wünschen und Vorstellungen mitunter auch entgegenlaufen können. Bei künstlerischen Forschungsprojekten im Allgemeinen steht hingegen das Weiterentwickeln der künstlerischen Praxis ungeachtet von Marktmechanismen und dem Geschmack des Publikums – eine Chance, die sich ausschließlich durch die Übernahme der Finanzierung durch Universitäten und Forschungsförderungen realisieren lässt.
Speziell Themen wie Improvisation, die mangels klarer Regeln und Strukturen schwer fassliche sind, erweisen sich als beliebte Untersuchungsgegenstände für die künstlerische Forschung – und betrachtet man die genannten Forschungen dazu, ist ihr Output insbesondere auch für die Musikwissenschaft von großer Bedeutung, liefern sie doch Ergebnisse, die der Thematik wesentlich mehr entsprechen als musikwissenschaftliche Fachbeiträge, die oftmals nur an der Oberfläche kratzen.
Weitere Aspekte, die in zahlreichen geförderten Projekten einen großen Raum einnehmen, sind technischer Natur, wie schon die Titel zeigen: „Zur Wirkmächtigkeit von Algorithmen“, „GAPPP – gamifizierte audiovisuelle Performance und Aufführungspraxis“ oder „Orchestrierung des Raums durch Ikosaederlautsprecher“ – im musikalischen Bereich hat dies einerseits damit zu tun, dass das Institut für elektronische Musik und Akustik der KUG im Bereich der künstlerischen Forschung besonders aktiv ist; darüber hinaus weisen aber auch die Projekte anderer Kunstrichtungen eine hohe technische Affinität auf. So sind bzw. waren die technischen Universitäten in Wien und in Graz bei acht Projekten der künstlerischen Forschung unterschiedlicher Kunstrichtungen beteiligt. Unter ihnen findet sich auch „Interactive Music Mapping Vienna: Exploring a City. 1945 up to the present day“ (8) unter der Leitung von Susana Zapke. Es behandelt insbesondere die Fragen, welche „Rolle von Musik im urbanen Kontext als gesellschaftliches Identifikationsinstrument“ ausgeht und wie „Musik zu städtischer Symbolpolitik funktionalisiert wird“. Untersucht wird hier, wie Musik abseits des traditionellen (hoch-)kulturellen Konzertlebens bei öffentlichen Ereignissen wie bei Wahlkampfveranstaltungen oder Festveranstaltungen im öffentlichen Raum eingesetzt wurde – etwa bei der Eröffnung der Wiener Festwochen 1955 am Rathausplatz mit den Wiener Sängerknaben oder die Funktion von Protagonisten des Austropop bei der Besetzung der Arena 1976 zur Erhaltung des Areals als Kommunikations- und Kulturzentrum der Jugendkultur. So legt das Forschungsprojekt offen, wie die Musik als Mittel zum Zweck bei der Bildung eines Images der Stadt eingesetzt wurde und wie dieses Bild bis in die Gegenwart weiterwirkt. Im Auffinden und Sichten der überbordenden Menge an verschiedenstes Quellenmaterial wie Amtsblätter oder Zeitschriften der sozialistischen Arbeiterverbände liegt ebenso eine Herausforderung wie in der Darstellung der Ergebnisse. Diese werden vom Institute of Software Technology & Interactive Systems der Technischen Universität Wien visualisiert, wobei diverse Medien und kartografische Darstellungen verschränkt und auf mehreren Ebenen erfahrbar machen sollen.
Künftige Entwicklungen
Sowohl die KUG wie auch die Bruckneruniversität und das Mozarteum stehen kurz davor, eine Professur für künstlerische Forschung einzurichten – in Graz wurde das Auswahlverfahren soeben abgeschlossen, in Linz wird gerade die Ausschreibung vorbereitet und in Salzburg harrt man des neuen Rektorats, das voraussichtlich Anfang nächsten Jahres die Bestellung vornimmt. Von diesen Akteuren wird auch die Ausrichtung des Mozarteums abhängen, über die bis jetzt nur spekuliert werden kann.
Bereits jetzt veranstaltet die Doktoratsschule der KUG alljährlich das mehrtägiges Festival und Symposium „ARTikulationen“, bei dem internationale Positionen, Forschungsprojekte und künstlerische Beiträge präsentiert werden. Bei den MaiResidenzen werden Doktoranden/-innen eingeladen und finanziell unterstützt, um sich auszutauschen und miteinander zu arbeiten. Darüber hinaus hat Rektorin Elisabeth Freismuth die Grazer Professur auch dafür vorgesehen, ein Zentrum für künstlerische Forschung zu etablieren, das internationale Anlaufstelle zum Thema künstlerische Forschung sein soll.
Über alle Diskussionen und Differenzen hinweg gibt es doch einen Punkt, in dem sich alle Gesprächspartner einig sind: Die künstlerische Forschung wird insofern eine immer größere Rolle spielen, als die Musiker zunehmend darauf angewiesen sind, sich auf dem Markt gegenüber der wachsenden Konkurrenz zu behaupten. Da, so Brandstätter, die künstlerische Exzellenz alleine nicht mehr genügt, gewinnt die Reflexion des eigenen Schaffens und die Kontextualisierung dessen im künstlerischen und sozialen Feld also zunehmend an Bedeutung. Darauf müssen Musiker bereits während des Studiums vorbereitet werden. Zapke sieht in dieser Entwicklung einen Paradigmenwechsel: Stand bisher das Erlernen eines Instruments in der Tradition des Meister-Schüler-Prinzips, bei dem es galt, das eigene Tun – und vor allem auch das Schaffen des Meisters – nicht in Frage zu stellen, wird dies nun dezidiert gefordert. Eine ethische Komponente spricht Peters diesem Aspekt zu, in dem sich die Künstlerinnen und Künstler durch ihre Positionierung auch Verantwortung für ihr künstlerisches und soziales Handeln übernehmen. Gerade angesichts der anhaltenden politischen Veränderungen ist das ein wahrer Lichtblick.
Anmerkungen
1) https://www.ris.bka.gv.at/GeltendeFassung.wxe?Abfrage=Bundesnormen&Gese… (Stand: 3.11.2017).
2) Hier am Beispiel des Studienplans für das Masterstudium Klavier ersichtlich (S. 11): http://www.mdw.ac.at/studium/studienplan/MA_Klavier_16W.pdf (Stand: 4.11.2017).
3) https://www.mdw.ac.at/ikm/wissenskulturen-im-dialog (Stand: 4.11.2017)
4) http://www.muk.ac.at/iwf/iwfevents/ (Stand: 25.10.2017)
5) http://www.fwf.ac.at/de/forschungsfoerderung/fwf-programme/peek/ (Stand: 2.11.2017).
6) http://pf.fwf.ac.at/project_pdfs/pdf_abstracts/ar188d.pdf (Stand: 3.11.2017).
7) http://www.quovadisteufelsgeiger.at/index.html (Stand: 4.11.2017).
8) http://www.muk.ac.at/forschung/laufendeprojekte/interactivemusicmapping…; (Stand: 5.11.2017).