Alessandro Scarlattis „Didone delirante“ – „Die Wahnsinnige Dido“ – wurde am 16. Mai 1696 im Teatro San Bartolomeo in Neapel uraufgeführt. Die seit mehr als 300 Jahren nicht wieder gespielte Oper wird von der Hochschule Franz Liszt Weimar in Kooperation mit der Lautten Compagney Berlin unter Wolfgang Katschner neu auf die Bühne gebracht.
Es singen Studierende des Instituts für Gesang und Musiktheater der Hochschule, Regie führt Prof. Elmar Fulda, Bühne und Kostüme stammen von Imme Kachel. Nach zwei hervorragend besuchten und positiv rezensierten Aufführungen in Bad Lauchstädt ist die „Didone“ jetzt in Weimar zu erleben: Karten für die Aufführungen am Donnerstag, 21. und Freitag, 22. Oktober jeweils um 19.30 Uhr im e-werk gibt es bei der Tourist-Information Weimar unter Tel. 03643 – 745 745 und an der Abendkasse.
Der 24jährige Alessandro Scarlatti folgte in den Jahren 1684 bis 1702 dem Ruf des spanischen Vizekönigs als Kapellmeister an das Teatro San Bartolomeo. In dieser Zeit entstanden allein 32 Opern, von denen nur wenige vollständig erhalten sind, darunter die „Didone delirante“ nach einem Libretto von Francesco Maria Paglia. Der in Rom aufgewachsene Scarlatti wandte sich den modischen, römisch-heroischen Stoffen zu, kombinierte sie jedoch in einzigartiger Weise mit komischen und phantastischen Elementen.
Die Partitur der „Didone delirante" hat seit der Uraufführung in Neapel eine abenteuerliche Irrfahrt hinter sich: Die einzig erhaltene Partitur fand sich im Archiv der Sing-Akademie zu Berlin, das mit dem gesamten Bestand 1945 nach Russland gelangte. Erst 1999 konnte ein Team der Harvard University das verschollene Archiv in der Ukraine ausfindig machen. Zwei Jahre später kehrte das Archiv, eine der reichsten historischen Musiksammlungen des achtzehnten Jahrhunderts, wieder nach Berlin zurück und feiert 2011 zehnjähriges Jubiläum. Die Noten der „Didone delirante" wurden im Auftrag der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar komplett neu erstellt.
Inhaltlich bietet die Oper ebenfalls eine Besonderheit: Sie endet nicht, wie es in Purcells „Dido und Aeneas" (1689) der Fall ist, in der Verzweiflung und im Freitod der von Aeneas verlassenen Dido. Es bietet sich eine weniger heldenhafte, dafür menschlichere Lösung an: Dem als Diener verkleideten Adeligen Creuso gelingt es mit Hilfe einer Rose, Didone von ihrem Wahnsinn zu heilen. Die Königin Kathargos lernt eine neue Form der Liebe kennen, die heilend und nicht zerstörerisch wirkt – und so endet die Oper mit einem Bewusstseinswandel.
Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar
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