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Ein Deutsch-Britisches Fachprogramm des Internationalen Jugendaustausch- und Besucherdiensts (IJAB) legt Grundlagen für weitere Entwicklungen in Fragen der Kompetenzentwicklung bei jugendlichen TeilnehmerInnen.
Welche Möglichkeiten gibt es, Lern- und Bildungsprozesse bei Austauschmaßnahmen festzuhalten und den jugendlichen TeilnehmerInnen nutzbringend zu bescheinigen? Der Internationale Jugendaustausch- und Besucherdienst (IJAB) veranstaltete Ende Januar zu dieser Fragestellung ein dreitägiges deutsch-britisches Fachprogramm in Königswinter. ExpertInnen der internationalen Jugendarbeit und VertreterInnen von Fördereinrichtungen tauschten ihre Erfahrungen auf diesem Gebiet aus, diskutierten verschiedene Modelle von Bescheinigungs- und Nachweisverfahren und vereinbarten weitere Schritte des gemeinsamen Vorgehens.Erster Schwerpunkt der Veranstaltung im Rahmen des Qualitätssicherungs-Projekts des IJAB war die ausführliche Vorstellung des Personal Record of Achievement (PRA), der im Auftrag der britischen Nationalagentur für das Europäische JUGEND-Programm entwickelt wurde. Er gibt einerseits den Trägern von Begegnungsprojekten einige Kompetenz-Bereiche als ‚Pflichtprogramm’ der Auswertung vor und lässt andererseits den Trägern so viel Spielraum, dass sie weitere, speziell in ihrem Projekt wichtige Kompetenzbereiche, ebenfalls in den Vordergrund des Beobachtens und des Nachweises stellen können. Die ‚base skills areas’: working with others, self awareness, communication skills, intercultural and global awareness. Und die ‘optional skills areas’: citizenship, political awareness, analytic skills, language skills, improving learning and performing u.a..
Vera Timmerberg von der BKJ führte in das Modellprojekt „Schlüsselkompetenzen durch Kulturelle Bildung“ ein und spiegelte deutlich die Kompliziertheit der Materie wider: allein mit dem Willen, Jugendlichen mit einer qualifizierten Bescheinigung ‚etwas Gutes tun zu wollen’, kann man der Frage des Nachweises von Entwicklungen der jungen Menschen im Bereich ihrer Schlüsselkompetenzen nicht gerecht werden. Hier fordert Qualität intensive Vorarbeit und den ausdrücklichen Willen, diese Dimension der Persönlichkeitsentwicklung bewusst in den Blick der eigenen pädagogischen Arbeit zu nehmen.
Um an der schwierigen gemeinsamen Definition von Ausgangspunkten und möglichen Zielvorstellungen von Zertifizierungsverfahren weiter zu kommen, wurden Arbeitsgruppen gebildet, die Grundlagen für ein potentielles gemeinsames deutsches Herangehen an die Frage von Beobachtung und Bescheinigung von Kompetenzentwicklung entwickeln sollten. Ein erster Katalog von Grundlagen für einen möglichen Nachweis von Kompetenz-Entwicklung in der internationalen Jugendarbeit konnte zum Abschluss der Tagung erarbeitet werden. Mit ihm konnten sich sowohl Träger als auch Förderer der internationalen Jugendarbeit weitestgehend einverstanden erklären:
- die Mitwirkung ist grundsätzlich freiwillig, sowohl von jugendlichen TeilnehmerInnen, als auch von ehren- oder hauptamtlichen MitarbeiterInnen der internationalen Jugendarbeit
- Ziel ist, Kompetenz-Entwicklung in internationalen Jugendprojekten nachzuweisen
- Selbst-Bewertung von Kompetenz-Entwicklung der TeilnehmerInnen ist das wichtigste Ziel
- Jugendliche müssen in die Entwicklung von Methoden zum Nachweis von Kompetenz-Entwicklung mitverantwortlich einbezogen sein
- der Nachweis von Kompetenz-Entwicklung ist nur möglich, wenn Jugendliche am gesamten internationalen Jugendprojekt teilnehmen
- manche Projektformen sind für den Nachweis von Kompetenz-Entwicklung ungeeignet
- es geht um den Nachweis von Lernprozessen bei den TeilnehmerInnen und nicht um die Überprüfung der Erreichung von Standards
- es geht um internationale Projekte im Bereich des nichtformellen und des nicht berufsbezogenen Lernens.
Trotz dieses gemeinsamen Grundverständnisses blieben natürlich noch viele Fragen offen. Die Ergebnisse der dreitägigen Diskussionen kurz zusammengefasst:
- Die Nachfrage von jugendlichen TeilnehmerInnen nach qualifizierten Teilnahmebescheinigungen, Zeugnissen und Nachweisen für ihre aktive Mitwirkung steigt.
- Es macht durchaus Sinn, dass verschiedenste Träger nichtformeller internationaler Jugendbildungsmaßnahmen gemeinsam versuchen, einen Rahmen und Qualitätskriterien für einen qualifizierten Nachweis von Bildungsprozessen zu entwickeln.
- Die Diskussion über diese Fragen sollte in einem größeren Kreis von Trägern und VertreterInnen der Fördereinrichtungen fortgesetzt werden.
- Internationale Partner sollten so eng wie möglich in die weiteren Entwicklungen mit einbezogen werden.
Der IJAB wurde von den TagungsteilnehmerInnen gebeten, sich im Rahmen seines Qualitätsentwicklungsprojekts weiter in der Fragestellung zu engagieren und möglichst viele Interessierte mit in die weiteren Entwicklungen einzubeziehen. Ansprechpartnerin:
IJAB
Ingrid Müller
Heussallee 30
53113 Bonn
Tel: 0228 / 95060
Fax: 0228 / 9506199
E-Mail: mueller [at] ijab.de (mueller[at]ijab[dot]de)
Internet: www.ijab.de