Aktuell zur Bundesschulmusikwoche in Frankfurt 2010 hat der VDS das Forum Junge Schulmusiker gegründet. Zum Einen soll so der Lehrernachwuchs mit dem Verband in Berührung kommen, zum Anderen will man damit auch verstärkt auf die Bedürfnisse von Berufsanfängern eingehen. Die nmz sprach mit Walter Lindenbaum, VDS-Vorstandsmitglied und Mitbegründer des Forums.
neue musikzeitung: Was genau verbirgt sich hinter dem Begriff „Forum Junge Schulmusik“?
Walter Lindenbaum: Die speziellen Probleme junger und angehender Lehrer hängen natürlich mit ihrer Ausbildung zusammen, aktuell auch mit der Umstellung Bachelor/Master. Dazu werden wir Einstellungsfragen thematisieren, soweit man die in so einer großen Runde wirklich beantworten kann.
nmz: Was für Programmelemente gibt es?
Lindenbaum: Es wird zum Beispiel einen Hospitationszyklus in Zusammenarbeit mit „Primacanta“ geben: Wir wollen also auch in Schulen gehen. Es wird Veranstaltungen geben, die Erich Neitmann betreut: die Vorstellung von „Schönen Stunden“ und von interessanten Examensarbeiten.
nmz: Warum dieses Forum gerade jetzt? Ist der Praxisschock härter geworden?
Lindenbaum: Es schadet nicht, sich als Verband verstärkt um den musikpädagogischen Nachwuchs zu kümmern, das ist das Eine. Das Zweite ist, dass bei Studierenden, aber auch bei Lehrenden der Eindruck vorherrscht, dass sich durch Bachelor und Master eine Menge ändert, was die Studienordnungen angeht, was die Belastung angeht, was die Verteilung von Prüfungen angeht.
nmz: Wissen Sie, wer kommen will?
Lindenbaum: Es geht uns nicht nur um angehende Gymnasiallehrer, sondern um Studierende aller Lehrämter. Begegnungen von Menschen, die in unterschiedlichen Schulformen tätig sind, sollte man pflegen. Man kann eine Menge voneinander lernen.
nmz: Ein besonders reizvoller Gedanke sind die so genannten „Schönen Musikstunden“. Wie präsentieren Sie die außerhalb des Klassenzimmers?
Lindenbaum: Natürlich kann niemand seine Klasse mitbringen. Wir denken aber daran, mit Klassen vor Ort zu arbeiten. Es wird ein Verbundsystem unterschiedlicher Präsentationsformen geben, mit PowerPoint, mit Schülerinnen und Schülern, mit Erläuterungen sowie mit einer ausgedehnten Reflexionsphase gemeinsam mit den Menschen, die sich das angeschaut haben, um festzustellen, was ist denn eine „schöne Stunde“.
nmz: Wenn Sie über die unterschiedlichen Schularten sprechen, stehen denen auch unterschiedliche Ausbildungsarten gegenüber. Sind Hochschuldozenten vor Ort?
Lindenbaum: Diese musikpädagogische Veranstaltung umfasst natürlich sowohl Schule als auch Hochschule. Was uns ganz wichtig war, war Hochschullehrer und Fachleiter gezielt für Veranstaltungen anzusprechen, die auch auf Seminare anrechenbar sind. Man verlässt den engeren Ausbildungsraum, geht zu einem „außerschulischen Lernort“ und bekommt da Dinge geboten, die man im Seminar gar nicht erreichen kann.
nmz: Im Programmheft weisen Sie als einen Themenpunkt die Verkürzung des Referendariats aus. Was verstehen Sie darunter?
Lindenbaum: Das kann ich eigentlich nur für NRW beantworten. NRW hat jetzt eine einheitliche Studiendauer für alle Lehrämter. Sechssemestriger Bachelor und viersemestriger Master zu Ungunsten des Vorbereitungsdiensts, der zunächst mal auf anderthalb, dann auf ein Jahr verkürzt wird. Das wird in der Theorie aufgefangen durch ein Praxissemester während des Masters.
nmz: Was für eine Funktion haben die Bachelor im Rahmen eines Lehramtsstudiums?
Lindenbaum: Der Bachelor ist ein erster, berufsqualifizierender Abschluss. Mein Problem daran ist, dass ich die Berufe dazu nicht kenne. Man kommt mit einem Bachelor nicht wirklich ins Lehramt.
nmz: Was liegt Ihnen noch sehr am Herzen?
Lindenbaum: Wir haben versucht, die Teilnahme niederschwellig zu halten durch ein finanziell attraktives Angebot. Es gibt für Gruppen eine Ermäßigung. Gruppen ab zehn bekommen dann nochmal einen Freiplatz und es gibt eine Bettenbörse, die dadurch gelöst ist, dass die „Börsianer“ bei Kommilitonen wohnen und sich sozusagen an deren Lebenshaltungskosten beteiligen mit einmalig 20 Euro. Alternativ kann man natürlich auch in die Jugendherberge gehen, da hat der VDS ein Kontingent bereitstehen, aber das ist natürlich dann entsprechend teurer.
nmz: Sie erwarten praktisch Teilnehmer aus den letzten Semestern, aber auch schon Junglehrer. Gibt es eine Obergrenze, wo man sagt, der ist jetzt schon vier Jahre im Schuldienst, den können wir da nicht mehr brauchen?
Lindenbaum: Ja, aber es geht auch um Berufseinsteiger im ersten und zweiten Jahr. Und wir haben ein zunehmendes Phänomen von Seiteneinsteigern, die natürlich musikpädagogisch auch selten auf dem neuesten Stand sind. Auch diese Gruppe ist angesprochen.
Das Gespräch führte Andreas Kolb