Jena - Begegnet sind sie sich nie. Als der eine geboren wurde, war der andere bereits mehr als 100 Jahre tot. Trotzdem tauchen Martin Luther und Johann Sebastian Bach nicht selten nebeneinander auf. Schließlich schrieb der große Komponist die Musik für die noch junge Konfession, die der Reformator Anfang des 16. Jahrhunderts ins Leben gerufen hatte. Wie Bach zu Luther und seinen Ideen stand, darüber wollen Experten und Interessierte während des Symposiums „Bach als Lutheraner“ vom 24. bis 28. Februar in Eisenach diskutieren.
Die Tagung wird von der Friedrich-Schiller-Universität Jena und dem Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen organisiert. „Sowohl Luther als auch Bach waren auf entscheidende Weise Impulsgeber für die europäische Musikkultur“, sagt Mitorganisatorin Prof. Dr. Corinna Dahlgrün von der Universität Jena. „Während die Ideen des Reformators zu Veränderungen in der Kirchenmusik führten, spiegeln die Interpretationen biblischer Themen im Werk des Komponisten seine Auseinandersetzung mit der Theologie wider.“
In Eisenach als Veranstaltungsort wurden die beiden Figuren der europäischen Geschichte symbolisch zusammengefasst. Luther übersetzte auf der nahegelegenen Wartburg die Bibel. Bach wurde in der westthüringischen Stadt geboren. Die Besucher der Tagung werden ausreichend Gelegenheit haben, die historischen Stätten Eisenachs zu erkunden.
„Wir erhoffen uns während des Symposiums einen intensiven interdisziplinären Austausch zwischen Theologie und Musik und wollen vor allem Wissenschaft und Praxis zusammenbringen“, sagt die Praktische Theologin Dahlgrün. Man wolle sowohl Experten aus Musik und Theologie als auch interessierte Laien ansprechen. Neben Vorträgen und Workshops werde es deshalb auch öffentliche Konzerte und Gottesdienste geben. So widmet sich ein Workshop der Bachschen Orgelmusik, die am 27. Februar während eines Konzertes im benachbarten Waltershausen zu hören sein wird. „Außerdem wollen wir mit unserem Programm auch das Erbe der Musik von Johann Sebastian Bach aufgreifen“, sagt Dahlgrün. „So wird die Rezeption im Jazz und in der avantgardistischen Musik eine Rolle spielen.“
Die Universität Jena hat sich mit Partnern aus Kirche, Kultur und Politik zum Initiativkreis „Wissenschaft und Kirche“ zusammengeschlossen. Im Hinblick auf das Reformationsjubiläum 2017 will er mit Veranstaltungen wie dieser den Austausch von Wissenschaft, Kirche und Gesellschaft über das Thema Reformation anregen. Eingebettet ist die Veranstaltung außerdem in das Themenjahr 2012 „Reformation und Musik“.
Die Anmeldung zum Symposium „Bach als Lutheraner“ ist noch bis 22. Januar möglich. Nähere Informationen dazu und zum Programm sind zu finden unter: http://www.bach-als-lutheraner.de/.