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Suchen und Ausprobieren

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Das Detmolder Jungstudierenden-Institut feiert sein zehnjähriges Bestehen
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Das Detmolder Jungstudierenden-Institut (DJI) bildet eine zentrale Säule der Nachwuchsförderung an der Hochschule für Musik Detmold und strebt mehr an als musikalische Höchstleistungen im Jugendalter. Es legt Wert auf Sozialkompetenz und musikalische Allgemeinbildung der derzeit 21 Jungstudierenden im Alter von 12 bis 19 Jahren, die zum großen Teil aus der Region stammen, teilweise aber auch von außerhalb kommen. Dazu bezieht es Eltern und Schule in Fragen rund um die Ausbildung mit ein. In diesem Jahr blickt das Institut auf zehn Jahre Erfolgsgeschichte zurück. Zeit für eine erste Zwischenbilanz.

Was es bedeutet, ein Vorstudium an einer Musikhochschule neben der allgemeinbildenden Schule zu stemmen, weiß Käthe Luise Schmidt, 18 Jahre, Harfenistin, nur zu gut. Den Weg zwischen Doppelbegabung und Doppelbelastung hat sie erfolgreich gemeistert. Nun studiert sie im ersten Semester Harfe an der Hochschule für Musik Detmold und blickt zurück auf die Zeit, die sie am Detmolder Jungstudierenden-Institut verbracht hat. „In der 11. Klasse musste ich freitags nach der Schule sofort meine Sachen packen und nach Detmold fahren“, erinnert sich die 18-Jährige. Zum Entspannen blieb wenig Zeit. Der Unterricht fand immer an so genannten Kompaktwochenenden statt, an denen all das vermittelt wurde, was nicht künstlerischer Einzelunterricht war: Gehörbildung, Theorie, manchmal auch Vorlesungen in Musikgeschichte und Musikergesundheit. Hinzu kam noch der Nebenfachunterricht in Klavier, das volle Programm von morgens bis abends. Und dann am Montag wieder in der Schule sitzen und Klausur schreiben. „Das war manchmal ganz schön belastend“, sagt Käthe Luise Schmidt. Sieben Tage die Woche und keinen Tag davon frei. Bereut hat sie ihre Entscheidung allerdings nie.

Rasante Entwicklung

In den letzten 10 Jahren hat das Detmolder Jungstudieren-Institut, das von Prof. Martin Christian Vogel gegründet wurde, eine rasante Entwicklung durchlaufen. Es hat sich einen Ruf als eines der führenden Institute in der Hochbegabtenförderung für junge Musikerinnen und Musiker erworben. Doch bis dahin war es ein langer Weg. Der polnisch-venezolanische Pianist und Hochschulprofessor Piotr Oczkowski ist derjenige, der diesen von Anfang an mitgegangen ist. „Suchen und Ausprobieren“, lautet seine Devise, die das Institut schlussend­lich zu dem gemacht hat, was es heute  ist. Oczkowskis Aufgabenspektrum umfasst weitaus mehr als die Tätigkeit eines Künstlerischen Leiters bzw. Hauptfachlehrers. Er managt im Hintergrund die Ausbildung jeder und jedes Jungstudierenden, spielt den Vermittler zwischen Schule, Eltern und Hochschule und schafft stetig neue Angebote für die Ausbildung des Instituts.

„Am Anfang war das DJI eine Vision des damaligen Rektorats“, erinnert sich Oczkowski. Die künstlerische Konzeption existierte nur auf dem Papier. „Wir haben in den letzten zehn Jahren einen guten Weg für das Institut finden können“, ist er heute der Meinung. Zu den Meilensteinen des Erfolgs zählt er die Verankerung mit der Hochschule und der Region sowie die Vereinbarung zwischen den damaligen beiden Ministerien für Bildung und Schule sowie Wissenschaft, das Ausbildungssystem flexibler zu gestalten. Es galt, passgenaue Lösungen zu schaffen, um die Ausbildung für jeden Einzelnen zu optimieren. Oczkowski spricht heute von Doppelbelastung und meint damit eben jene konkurrierende Anforderungssituation zwischen Vorstudium und allgemeinbildender Schule, die auch Käthe Luise Schmidt am eigenen Leib zu spüren bekam. Mittlerweile kann der Stoff aus den Nebenfächern wie Gehörbildung auch im Eigenstudium erarbeitet werden und erfordert keine zwingende Präsenzpflicht vor Ort. Die Kompaktwochenenden finden nicht mehr regelmäßig, sondern lediglich fünf Mal im Jahr statt, was Oczkowski auch als Erleichterung für diejenigen sieht, die von weither kommen.

Deutlich zur Vereinfachung der Situation hat das so genannte „Detmolder Modell“ beigetragen. Es strebt nach einer individuellen Lösung, zum Beispiel in Form von Unterrichtsbefreiungen oder Nachhilfestunden in Absprache mit der jeweiligen Schule. „Gemeinsam mit dem Künstlerischen Leiter, ihrem damaligen Schulleiter und einem Mitglied der Bezirksregierung Detmold arbeiteten alle an einer individuellen Lösung“, sagt Käthe Luise Schmidt. Die große Herausforderung bestand darin, den Spagat zwischen Schule und Vorstudium zu meistern. Keines von beiden durfte vernachlässigt werden. Eine große Kunst, bei der nicht alle Lehrkräfte mitspielten. Ihr Schulleiter sei ihr aber damals mit großem Verständnis begegnet. Die junge Musikerin erhielt Unterrichtsbefreiungen in begrenztem Maße. Den verpassten Stoff holte sie im Eigenstudium nach. So konnte sie sich verstärkt ihrem Hauptfachinstrument widmen. Mit einbezogen werden bei der Arbeit am DJI nicht nur die Schule, sondern auch die Eltern, die gerade in dieser Zeit eine wichtige Schlüsselposition in der Entwicklung der Jungstudierenden einnehmen. „Sie dürfen und sollen ein Mitspracherecht haben, wenn es um die Ausbildung ihres Kindes geht“, meint Oczkowski. Einmal pro Semester beruft er eine Elternversammlung ein, zu der alle Eltern eingeladen sind. Gemeinsam wird über Termine der Kompaktwochenenden sowie sonstige Belange diskutiert. Neu ab diesem Semester ist ein Coaching-Angebot für Eltern. Dort gehen Expertinnen und Experten Fragen auf den Grund, wie sie mit der Doppelbelastung des Kindes umgehen können. Das hält Oczkowski für ein einzigartiges Angebot, das deutschlandweit seinesgleichen suchen dürfte.

Sozialkompetenz statt Ellbogen-Prinzip

Viel Wert gelegt wird am DJI außerdem auf die Sozialkompetenz der Jungstudierenden. Von Ellbogen-Prinzip also keine Spur. Der Gemeinschaftssinn steht im Vordergrund. „Der Beruf hat zu einem Großteil mit dem Knüpfen von Kontakten zu tun“, meint Oczkowski. Geplant ist einmal pro Jahr eine große Bildungsreise, die bisherigen haben die Teilnehmenden bereits nach Österreich, Belgien und Griechenland geführt. Hier steht nicht nur die Musik, sondern auch die Allgemeinbildung sowie das Kennenlernen von Zusammenhängen im Vordergrund. Einmal am Grab von Beethoven zu stehen oder in der Arena di Verona eine Opernaufführung mitzuerleben, sei eben doch etwas anderes als die Berieselung im Hörsaal. Zu diesem praktischen Erleben gehört auch der Schwerpunkt Kammermusik, der bei der Ausbildung der Jungstudierenden zum Tragen kommt. Kammermusik als Königsdisziplin musikalischen Handelns sei eine wichtige Quelle, um musikalische Zusammenhänge zu verstehen und nicht zuletzt ein wichtiges Karrierestandbein, wie sich aktuell am Beispiel des Vigato Quartetts zeigt. Die vier Mitglieder des Quartetts lernten sich vor Jahren im DJI kennen und erhalten heute Einladungen zu Konzerten von prominenten Veranstaltern.

All diese Erfahrungen und Erkenntnisse führten zu einer neuen und optimierten Ausbildungsordnung für das Detmolder Jungstudierenden-Institut, die vom Hochschulsenat im letzten Jahr beschlossen worden ist. „Ein Beweis dafür, dass wir in den letzten 10 Jahren einiges bewirken konnten“, so Oczkowski und blickt damit optimistisch in die Zukunft.

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