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Studierende der drei bayerischen Musikhochschulen mit dem „Kaiserwalzer“. Foto: HfM Nürnberg/Sören Balendat
Studierende der drei bayerischen Musikhochschulen mit dem „Kaiserwalzer“. Foto: HfM Nürnberg/Sören Balendat
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Tanzträume und Schienenritt

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In Nürnberg fand das erste Gemeinschaftskonzert der bayerischen Musikhochschulen statt
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Der Nürnberger Hochschulpräsident Christoph Adt war sichtlich erfreut über den großen Publikumszuspruch: Für das erste Gemeinschaftskonzert der drei bayerischen Musikhochschulen war der neue Orchestersaal im generalsanierten Hochschulgebäude bis auf den letzten Platz gefüllt.

„Wir treffen uns oft, dann haben wir Probleme. Heute haben wir Musik.“ So umriss Christoph Adt in seiner Begrüßung die Ausgangslage und betonte, die drei bayerischen Musikhochschulen stünden untereinander zwar in Konkurrenz, sie müssten für die Sache der Musik nach außen hin aber auch Gemeinsamkeit signalisieren. Nürnbergs Vizepräsidentin Susanne Kelling beschrieb anschließend die gute Atmosphäre, in der sie mit ihren Kollegen/-innen aus München und Würzburg die nicht ganz leichte Aufgabe der Programm- und Ensemblezusammenstellung gelöst habe.

So waren erfreulicherweise auch „gemischte Formationen“ zu hören: Mika Yamamoto (Klavier), Mariko Nishikawa (Violine) und Juan Maria Raso Llaras (Violoncello) bildeten im ersten Satz aus Beethovens c-Moll-Trio op. 1, Nr. 3 ein gut harmonierendes nürnberg-münchnerisches Klaviertrio, und den Abschluss bildete mit Mitgliedern aller drei Hochschulen Johann Strauß’ Kaiserwalzer in der Bearbeitung Arnold Schönbergs.

Nürnbergs Kammermusik-Professorin Nina Janßen-Deinzer hatte das Ad-hoc-Ensemble in kurzer Zeit bestens auf den sehr speziellen, mit feiner Melancholie und einer gehörigen Portion Ehrfurcht auf den Walzerkaiser blickenden Ton eingestimmt. Auch das von ihr betreute Nürnberger Bläserensemble gestaltete den ersten Satz aus Mozarts c-Moll-Serenade mit dramatischer Verve und gemeinsamem Atem.

Ein wirklich zeitgenössisches Stück hätte dem Programm gut angestanden, so war Alexandre Tansmans „Le train de nuit“ für zwei Klaviere von 1951 das aktuellste Stück. In der Anmoderation (diese wurden netterweise jeweils von Kommilitonen/-innen aus einer anderen Hochschule übernommen) hätte man gerne etwas mehr über dieses reizvolle, etwas länglich geratene Werk (geschrieben für Kurt Jooss’ Folkwang Tanztheater) erfahren. Marie-Thérèse Zahnlecker und Jonas Gleim (HfM Würzburg) hatten es, angeregt durch die Einspielung des „Duo d’Accord“, ursprünglich für den Wettbewerb „Verfemte Musik“ einstudiert und brillierten mit diesem mit Tanzträumen durchsetzten Schienenritt.

Den verblüffendsten Auftritt legten aber zweifellos Marko Sevarlic und Nikola Kerkez aus München ab. Als „Duo Jeux d’Anches“ präsentierten sie eine fulminante, den wiegenden Jahrmarkts­ton Strawinskys perfekt treffende eigene Bearbeitung des vierten „Petrushka“-Aktes. Eine verblüffend stimmige Anverwandlung.

Weitere gemeinsame Konzerte sollen in den kommenden Semestern folgen. Dann vielleicht auch mit alter und neuer Musik oder gar Jazz?

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