Hamburg - In Stummfilmen waren die Darstellenden zwar stumm - im Kino war es aber nicht still. Die Filme wurden mit Musik untermalt, die eigens zusammengestellt oder komponiert wurde. Der Musikwissenschaftler Oliver Huck von der Universität Hamburg möchte nun die Entstehung und Formen der Musik für Stummfilme bis 1918 untersuchen.
Dafür erhält der Wissenschaftler 750 000 Euro im Rahmen des Reinhart Koselleck-Programms der Deutschen Forschungsgemeinschaft, teilte die Universität am Dienstag mit. Für das Projekt sollen Partituren und Filme in Bibliotheken und Filmarchiven in Deutschland, Italien, Frankreich und den USA untersucht werden.
Dabei werde es vor allem um Musik gehen, die neu und eigens komponiert wurde, um das Prestige einzelner Filme zu erhöhen. Die Forschenden vom Institut für Historische Musikwissenschaft gehen davon aus, dass die Musik dramaturgisch eine eigene, teilweise komplementäre Ebene des Erzählens darstellt. Mit ihren Untersuchungen wollen sie Erkenntnisse über die musikalische Ästhetik und die musikalischen Rahmenbedingungen des Stummfilms gewinnen.
«Filmmusik ist die wirkungsmächtigste neue Musikgattung im 20. Jahrhundert. Weil im Stummfilm während des gesamten Films Musik erklingt, die nicht durch Dialoge unterbrochen wird, ist die strukturelle Einheit von Bild und Musik eher mit Oper, Ballett oder einer symphonischen Dichtung vergleichbar als mit der Musik im Schauspiel», sagte Huck.