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Glückliche Deutschlandstipendiat*innen 2023. Foto: Emiliano Proietti
Glückliche Deutschlandstipendiat*innen 2023. Foto: Emiliano Proietti
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Unkompliziert und nach Bedarf

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Die HfMDK unterstützt Studierende mit einer Vielzahl an Stipendien
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Damit sich Studierende ohne finanzielle Sorgen auf ihr Studium konzentrieren können, unterstützt sie die HfMDK mit einer Vielzahl an Stipendien und Förderprogrammen. Auch künstlerische oder pädagogische Projekte werden so möglich – die sonst nur Idee blieben.

Im vergangenen Jahr konnte die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) mehr als 500 Einzelförderungen an Studierende vergeben: Die Zahl sagt viel aus über das große Engagement der Gesellschaft der Freunde und Förderer (GFF), der Stiftung für die HfMDK und weiterer Stiftungen, Vereine und Institutionen, mit denen die HfMDK zusammenarbeitet. Es werden Deutschlandstipendien vermittelt und Stipendien für Kammermusikensembles, Carls-Stipendien für Lehramtsstudierende, Förderpreise für Tänzer*innen und Schauspieler*innen, außerdem Zuschüsse gewährt unter anderem für Saiten, Reparaturen, Büchern, Noten, Reisekosten, Kursgebühren und künstlerischen Projekten. Drei konkrete Beispiele …

Ensemblestipendium

Das Ensemblestipendium über insgesamt 20.000 Euro wurde erstmals 2022 von der HfMDK ausgelobt – ein an deutschen Musikhochschulen einmaliges Stipendium. Besonders daran ist, dass das Ensemble als Ganzes durch gleichwertige Anteile für jedes Mitglied gefördert wird. Gemeinschaftlichkeit in und durch die Musik findet durch das Stipendium endlich seinen verdienten Platz im Ensemble-Leben, das, so Jury-Mitglied und HfMDK-Professor für Streicherkammermusik Tim Vogler, eben nur ein „enger, gemeinschaftlicher Weg sein kann.“ Man erlebe einerseits die glücklichsten Momente und müsse sich andererseits immer wieder miteinander auseinandersetzen.

Erstmals im Mai 2022 hat die HfMDK das Ensemble-Stipendium an das Malion Quartett vergeben – mit Alexander Jussow (Violine I), Jelena Galic (Violine II), Lilya Tymchyshyn (Viola) und Bettina Kessler (Violoncello) aus der Klasse von Prof. Tim Vogler. Bettina Kessler erinnert sich: „Das Ensemblestipendium kam für uns zum bestmöglichen Zeitpunkt. Ohne diese Förderung hätten wir Geld dazuverdienen müssen, hätten deshalb viel weniger Zeit gehabt für gemeinsame Proben und unser Repertoire – und dadurch im letzten Jahr sicher auch deutlich weniger erreicht. So aber kamen wir bei unserem ersten internationalen Wettbewerb – der Wigmore Hall Int. String Quartet Competition – gleich bis ins Halbfinale, was uns wichtige Kontakte und viele neue Konzerte einbrachte. Weiter ging es beim Deutschen Musikwettbewerb, für den man besondere Programme vorbereiten muss, was ebenfalls sehr zeitintensiv ist. Am Ende schafften wir es ins Finale, bekamen viel Aufmerksamkeit und erhielten neben dem Stipendium für die große Konzertförderung noch einen Sonderpreis! Wir haben dem Ensemblestipendium viel zu verdanken: Es hat uns richtig beflügelt.“

Das HfMDK-Ensemblestipendium wird von Dr. Marie-Luise Helmich und Dr. Christoph Heinemann, Dr. Alin Adomeit und Michael Hauger, Dr. Jens-Peter Schaefer, Dr. Fabian von Schlabrendorff, Dr. Anke Sessler und weiteren privaten Förderpartner*innen der HfMDK gestiftet.

Carls-Stipendium

Kristina Gaus studiert Musikpädagogik an der HfMDK und gehörte im vergangenen Jahr zu den ersten, die von der Carls Stiftung ein Stipendium über 5.000 Euro erhalten haben. Ausgezeichnet wurde sie für ihr Schulprojekt „Klang und Einklang. Soundscape Ecology als Schnittstelle zwischen Musik und Umwelterziehung“: „Musikpädagogik ist mein Zweitstudium, das heißt, ich muss mir das Allermeiste selbst finanzieren. In einer solchen Situation eine Förderung wie das Carls-Stipendium zu erhalten, ist natürlich eine große Hilfe. Und noch mehr gefreut als die finanzielle Unterstützung hat mich die Anerkennung, die mit dem Stipendium verbunden ist. Ich betrachte es als Privileg und als sehr große Ehre, weil es mir zeigt, dass meine musikpädagogische Arbeit wirklich wertgeschätzt wird. Beworben hatte ich mich mit einem Projekt zum Thema ‚Soundscape Ecology‘, bei dem es um das Verhältnis zwischen Individuum und Umwelt geht und welche Rolle Klangerfahrungen darin spielen. Ich führte es zunächst mit einer 5. Klasse im Adorno-Gymnasium durch, wo ich im Praktikum war, habe es dank des Stipendiums jetzt aber nochmal weiterentwickeln können: Am Adorno-Gymnasium leite ich derzeit eine Klasse mit ukrainischen Flüchtlingskindern – „Soundscape Ecology“ ist für sie eine echte Bereicherung.“

Mehr zum Carls-Stipendium: www.hfmdk-frankfurt.de/thema/carls-stipendium

Deutschlandstipendium

Ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) brachte Artur Miranda Azzi 2016 nach Deutschland. Als er drei Jahre später an die HfMDK wechselte, musste er auf eigenen Füßen stehen, entdeckte dann aber das Deutschlandstipendium. Heute ist der brasilianische Gitarrist und Komponist Dozent an der Hochschule und promoviert parallel an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster: „Für die meisten Studierenden aus dem Ausland ist es finanziell sehr schwierig hier – entsprechend froh war ich, dass meine Bewerbung für das Deutschlandstipendium gleich akzeptiert wurde. Ich habe es über zwei Jahre erhalten und konnte mich somit auf mein Studium und auf meine künstlerische Karriere konzentrieren. Ein Glücksfall! Das Stipendium hat mir in der Pandemiezeit sehr geholfen, außerdem dabei, mein Kontaktnetz zu vergrößern: Wir Stipendiaten hatten zum Teil viel miteinander zu tun, ich lernte zum Beispiel eine Regiestudentin kennen, mit der ich zwei transdisziplinäre Projekte gemacht habe. Udo Schweickhardt, einer meiner Förderer, ist mit mir bis heute in Verbindung. Ich schätze ihn sehr.“

Zeit ist Geld, oder ist es andersrum?

Ein Interview mit Prof. Carsten Wiebusch, Vizepräsident für Studium, Lehre und Nachwuchsförderung an der HfMDK.

Aus finanzieller Sicht – was bedeutet es heute, sich für ein Studium an einer Kunsthochschule wie der HfMDK zu entscheiden?
Dass man nicht unbedingt einen bequemen, schnellen Weg vor sich hat und einem voraussichtlich erstmal wenig Zeit bleibt, um nebenbei Geld zu verdienen. Bei einem Musikstudium zum Beispiel braucht man seine Freizeit wesentlich zum Üben oder zum Musizieren mit anderen. Oder auch mal dazu, einfach nichts zu tun und den Kopf freizubekommen, damit man sich voll auf die Sache konzentrieren kann.

Ohne ein Stipendium geht es nicht?
In vielen Fällen. Ein Stipendium gibt Studierenden den notwendigen Raum, um künstlerisch soweit zu kommen, wie sie es möchten, und ihre Begabung auszuschöpfen. Das ist immens wichtig. Niemand würde denken: Wow, ich habe ein Stipendium, jetzt habe ich eine lockere Zeit vor mir.

Welche Rolle spielt in diesem Kontext das Deutschlandstipendium?
Das Deutschlandstipendium ist natürlich etwas ganz Besonderes, weil die Förderung sehr passgenau und für Bewerberinnen, Bewerber, Stipendiaten nicht mit einem riesigen bürokratischen Aufwand verbunden ist. Positiv finde ich auch, dass es hier um eine echte Kofinanzierung geht – die eine Hälfte trägt der Bund, die andere wird privat dazu gestiftet, beide Seiten übernehmen Verantwortung.

Die privaten Förderinnen und Förderer engagieren sich beim Deutschlandstipendium oft weit über das Finanzielle hinaus, nehmen Anteil am Werdegang ihrer Stipendiat*innen.
Frankfurt hat ein sehr förderfreudiges und wirklich engagiertes Bürgertum. Es gibt unheimlich viele Menschen, die die Hochschule fördern möchten, insbesondere auch das Deutschlandstipendium.  Und die Wirkung auf Studierende ist enorm – eben, weil es um mehr als Geld geht. Eine Förderung, wie sie das Deutschlandstipendium vorsieht, vermittelt ihnen ganz unmittelbar ein Gefühl dafür, nicht in einem luftleeren Raum oder in einem Elfenbeinturm zu studieren. Sie begegnen Menschen, die sich sehr für das interessieren, was sie tun und bewegt, die auch mal mit Kontakten helfen, denen die künstlerische Ausbildung persönlich viel bedeutet. Im Fazit würde ich deshalb sagen: Das Deutschlandstipendium ist für beide Seiten eine sehr bereichernde Form der Förderung.

Inwiefern profitiert die HfMDK davon?
Zunächst sicher, indem sich Studierende besser auf ihre Ausbildung fokussieren können. Andererseits erweist sich das Deutschlandstipendium, auch weil nicht alle Hochschulen an dem Programm teilnehmen, mittlerweile als absoluter Standortfaktor. Viele, die sich an der HfMDK um einen Studienplatz bewerben, fragen uns nach solchen Fördermöglichkeiten: Gerade in Frankfurt ist es beispielsweise angesichts der hohen Mieten nicht einfach, ein Studium zu finanzieren. An der HfMDK haben wir inzwischen sogar eine eigene, hochkompetente Beratungsstelle, das hat sich insbesondere in Zeiten der Corona- und Energiekrise außerordentlich bewährt, denn es gibt natürlich neben dem Deutschlandstipendium noch mehr Möglichkeiten der Förderung, etwa in Notsituationen.
Das Deutschlandstipendium ist heute das größte und erfolgreichste Förderprogramm an der HfMDK. Im Förderjahr 2022/23 konnten insgesamt 97 Stipendien vergeben werden – dank der Unterstützung durch die Gesellschaft der Freunde und Förderer der HfMDK (GFF): Zusätzlich zu den 72 Stipendien, die über das Bundesprogramm möglich sind, hat die GFF bei weiteren 25 Stipendien das verdoppelnde Matching übernommen.

Mehr zum Deutschlandstipendium an der HfMDK:
www.hfmdk-frankfurt.de/thema/deutschlandstipendium

Hannah Freitag, Beratung Stipendien/ Studienförderung

Unkompliziert und nach Bedarf – bei Fragen zu Stipendien, internen und externen Fördermöglichkeiten und zu Hilfen in finanziellen Notfällen: Das leistet an der HfMDK mit Hannah Freitag eine neue Beratungsstelle. Außerdem informiert sie Studierende regelmäßig über einen neu eingerichteten Stipendien-Ticker, der auch auf der HfMDK-Website zu finden ist.

 

Solidarisch in der Krise – 482.300 €

…geben die Freundinnen und Freunde, Förderinnen und Förderer der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt (HfMDK) sowie Stiftungen im laufenden Studienjahr allein an Stipendien an uns. Wir unterstützen damit fast 450 Studierende. Eine an deutschsprachigen Kunsthochschulen einmalige Summe, die uns stolz macht und glücklich. Wir verstehen diese Solidarität als starkes Zeichen für die Kunst, für Wissenschaften und Pädagogik.

Deutschland kommt insgesamt gut durch die aktuellen Krisen. Aber die Krisen setzen Prioritäten, die wir als Gesellschaft nicht ausreichend diskutieren. Der Fokus auf Wirtschaft in der Corona-Pandemie führte dazu, dass Bildung und Kultur zurückstehen mussten. Besonders in Kitas, Schulen, Universitäten sind die Folgen nicht anders als katastrophal zu bezeichnen. Denn Ungleichheit und Chancenunterschiede wurden vertieft. Daimler-Benz meldet einen Rekordgewinn. Auch viele andere Wirtschaftszweige sind trotz der Krisen erfolgreich. Das ist gut und richtig. Aber ich frage mich: Wo ist die Solidarität mit denjenigen, die in der Pandemie zurückstecken mussten, den jungen Menschen, den Selbstständigen? Wäre es nicht angemessen, dass die großen Wirtschaftsplayer einen milliardenschweren Sonderfonds zum Krisenausgleich einrichten, aus dem die Sanierung der maroden Schulen bezahlt wird, Sozialarbeiter eingestellt, bezahlbare Wohnungen in den Metropolen für all die Berufe geschaffen werden, die für unser Gemeinwesen so viel beitragen – dass also all die Pläne verwirklicht werden, die seit langem in den Schubladen vergammeln?

Menschen stehen in Krisen, bei Lebensrisiken und sozialer Not füreinander ein. Diese Solidargemeinschaft ist die wichtigste Basis für unsere Gesellschaft und erhält das Vertrauen in die Institution Staat. Die Vielen, die unsere Studierenden unterstützen, leben dieses Prinzip.
Das ist gut und wichtig. Denn gerade in Krisen hat die Kunst das Potenzial, Emotionalität zu kultivieren, destruktive Ängste zu artikulieren und zu kanalisieren. Kunst erinnert auch an die schönen Seiten des Daseins. Diesen umfassenden Blick auf uns und die Welt benötigen wir – besonders in Krisenzeiten. Das ist unsere Mission. Dafür brennen wir als HfMDK.

Prof Elmar Fulda, Präsident der HfMDK

 

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