Mit einem neuen Schwerpunkt zur Vermittlung von Musik und Theater baut die Kunstuniversität Graz Brücken zwischen Künstler/-innen und Publikum.
Vom Pausengespräch bis zur Intervention im öffentlichen Raum – die Kunstuniversität Graz ermuntert ihre Studierenden, im „Zusammenspiel“ mit ihrem Publikum neue Wege zu suchen. Der Titel, unter dem dies passiert, lautet „Kunstvermittlung“ und ist eine Disziplin, die eine zunehmend ausschlaggebende Rolle im Kultursektor spielt – auch bei künstlerischen Stellenausschreibungen. Was von Veranstaltern/-innen und im Bereich der freien Kunstszene als Selbstverständlichkeit vorausgesetzt wird, ist im universitären Ausbildungsbetrieb jedoch vielfach noch ein Novum. Die Kunstuniversität Graz bietet daher nicht nur Workshops und Vorlesungen an, Vermittlung ist auch integraler Bestandteil des Aufführungsangebotes und der drei großen Abonnements geworden.
Das Spektrum reicht dabei von Moderationen oder Pausengesprächen über Ausstellungen, Filmvorführungen, Inszenierungen bis hin zu ergänzenden Aktionen. Vor allem das Schul- und Familienprogramm der Kunstuniversität Graz wurde in diesem Zusammenhang völlig neu aufgesetzt. Mittelfristig soll Kunstvermittlung prominent in den Ausbildungsplan integriert werden – auch als eigenes Masterstudium.
Dabei wird Vermittlung nicht nur als essenzielle Aufwertung der eigentlichen künstlerischen Ausbildung verstanden, sondern auch als ein ganz wesentlicher Beitrag zur Neudefinition der Rolle, die Kunst für die Gesellschaft spielt. „Die Grundidee der Kunstvermittlung besteht darin, jeder Gesellschaftsschicht und Altersklasse den Zugang zu den unterschiedlichen Kunstformen zu erleichtern,“ erläutert Sieglinde Roth, die gemeinsam mit Ulla Pilz den neuen von Vizerektorin Elisabeth von Magnus initiierten Bereich gestaltet. „Kultur sollte als Grundrecht gedacht werden, das nicht nur der oberen Mittel- und Oberschicht zugänglich ist. Unsere Aufgabe als Kunstvermittler/-innen ist es, Brücken zum Publikum zu schlagen.“
Dass sich diese zuallererst in jenem Programm finden, das sich an die Jüngsten richtet, liegt in der Natur der Sache. Ulla Pilz: „Der Wunsch nach innovativeren Formen der Kunstvermittlung ist ursprünglich durch Kinderkonzerte aufgekommen. Langes Sitzen und nur Zuhören geht nicht nur Kindern gegen die Natur, sondern ist auch für Erwachsene in einem derart optisch dominierten Zeitalter schwierig geworden.“ Das Ziel ist also klar definiert: „In Zukunft wird es von unserer Seite keine größeren Veranstaltungen geben, die neben der eigentlichen künstlerischen Performance nicht zumindest ein Zusatzangebot bieten, sei es in Form eines begleitenden Workshops, einer Moderation oder einer Anbindung an eine Ausstellung.“
Und wie kann so etwas aussehen? Im Kinderprogramm sprechen Titel wie „SCHLAGEN ERLAUBT!“ (4. + 5. Dezember 2015) oder „WALZERSCHRITT + POLKAHIT“ (8. + 9. April 2016) für sich. Als „Entdeckungsreise in ein fremdes Land“ wird Komposition vermittelt (29. + 30. Januar 2016) und bei einer „Spielgeschichte in mehreren Sprachen und Musik“ erzählen Studierende mit unterschiedlichster Herkunft gemeinsam eine Geschichte „in einer Sprache, die sie selbst erfinden und zusammenbauen, sodass sie einander und alle sie verstehen“.
Aber auch ganz gewöhnliche Konzerte werden durch das Vermittlungsprogramm noch einmal aufgewertet. So wird etwa am 27. April Carl Orffs Carmina Burana gespielt – davor sind im Foyer Rekonstruktionen der „originalen“ mittelalterlichen Lieder zu erleben. – Kunstvermittlung als Einladung, anders zu hören.