Was liegt allen Künsten zugrunde? Ich denke es ist das Bedürfnis, einen Gedanken, eine Sicht, ein Gefühl oder die Ahnung dessen, was die Welt im Innersten zusammenhält und doch so schwer greifbar ist, auszudrücken.
Wonach suchen wir in der Beschäftigung mit Musik, was macht ein künstlerisch wertvolles Konzert aus? Was berührt uns? Wie unterscheiden wir Handwerk und Kunst? Diesen und vielen anderen Fragen stelle ich mich täglich in der Arbeit mit meinen Studenten wie auch auf der Suche nach eigenen Interpretationen. Die Umsetzung einer musikalischen Idee auf einem Instrument erfordert eine solch feine Technik, dass wir ohne die handwerklichen Fähigkeiten verstummen. Auf der anderen Seite reichen handwerkliche Fähigkeiten bei weitem nicht aus, um einem Gegenüber oder Publikum die Essenz unserer Auseinandersetzung mit dem Werk und dem Komponisten zu vermitteln und im Saal ein gegenseitiges Verstehen, einen Konsens auf emotionaler oder intellektueller Ebene entstehen zu lassen. Dabei geht es viel um Kommunikation, um das Dreieck Komponist/Interpret/Publikum. Wir können sehr viel lernen von den verschiedenen Künsten, die „Musik als Klangrede“ (Nikolaus Harnoncourt) verstehen, in Artikulation und Phrasierung nach Worten, nach Grammatik suchen oder Bilder zum Verständnis der Musik oder der Ästhetik der Epoche betrachten, Harmonien mit Farben assoziieren.
Es gab stets einen regen Austausch unter den Künstlern der Musik, der bildenden Kunst und der Literatur. Das Programm der diesjährigen Dresdner Meisterkurse Musik verspricht genau dieses zu werden: zwei intensive Wochen der Auseinandersetzung mit Musik, bildender Kunst und Sprache. Die Studenten erhalten die Möglichkeit, intensiv im individuellen Unterricht ihr Repertoire zu erarbeiten, in wunderbaren Sälen Konzerte zu spielen, dort alles Erlernte und Gefundene zu erproben und sich mit Fragen der Ästhetik, der Kommunikation auf der Bühne, den Gemeinsamkeiten und Unterschieden der verschiedenen Künste auseinanderzusetzen, um sich vielleicht am Ende den Worten Victor Hugos anzuschließen:
„Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist.“
Prof. Pauline Sachse, Leiterin des Meisterkurses Viola