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Wissenschaftler warnt vor zu hohen Erwartungen an Schulabgänger

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In der Diskussion um die mangelnde Ausbildungsfähigkeit vieler Schulabgänger warnt der Jenaer Erziehungswissenschaftler Michael Winkler vor zu hohen Erwartungen an die Jugendlichen.

Erfurt/Jena (ddp-lth). Die oft beklagte schlechte Allgemeinbildung sei zu pauschal definiert, sagte der Experte am Montag in Erfurt. "Wir müssen genau sagen, welche Kenntnisse und Fähigkeiten die Kinder erwerben sollen und warum", verlangte er. Winkler hatte im Februar im Auftrag des Landes eine Studie vorgelegt, die den Thüringer Jugendlichen unter anderem erhebliche Schwierigkeiten mit Grammatik, Rechtschreibung und Mathematik attestierte.

Nach Meinung Winklers sind die Anforderungen an Berufsschüler in den vergangenen Jahren erheblich gewachsen. Moderne Berufsbilder konfrontierten die Jugendlichen immer weniger mit Routinearbeiten und verlangten statt dessen flexibles und kreatives Arbeiten sowie eine hohe Innovationsfähigkeit. Den Schülern müsse an den Schulen und zu Hause ein Klima geboten werden, um diese Kompetenzen zu erwerben. Fördern sei besser als Fordern, ein gewisser Leistungsdruck dürfe jedoch nicht fehlen, sagte Winkler.

Weiter schlug der der Wissenschaftler eine engere Zusammenarbeit von Schulen und Betrieben vor. Unternehmen und Kommunen könnten zum Beispiel bestimmte Aufgaben an Klassen geben und von den Lösungsideen der Heranwachsenden profitieren. Generell müsse der Unterricht projektorientierter gestaltet werden und mehr den Bedürfnissen der Schüler folgen. "Lernen statt Lehren. Die Lehrer müssen sich mehr an den Problemen der Schüler orientieren als an den Aufgabenstellungen", sagte Winkler.

Die Studie der Jenaer Friedrich Schiller Universität ist im Internet unter www.thueringen.de/tkm abrufbar. Laut Kultusministerium haben innerhalb von zwei Wochen mehr als 860 Interessenten das Dossier eingesehen.