Banner Full-Size

Workshop mit Bret Willmott in der Musikschule

Autor
Publikationsdatum
Body

"Am besten ein halbes Jahr üben." Im Rahmen des Masterclass-Workshops bot die Musikschule am vergangenen Sonntag ein breites Spektrum an Weiterbildungsmöglichkeiten für ambitionierte Musiker. Neben einem Bass- und Groove-Workshop präsentierte der amerikanische Jazz-Virtuose und Autor Bret Willmott mit Unterstützung des Neusser Gitarrenlehrers und Berkeley-Absolventen Philipp van Endert den "Masterclass Workshop" für Gitarristen, ein ganztägiges Programm rund um dynamische Rhythmen und harmonische Variationen.
Die rund 30 angemeldeten Teilnehmer kamen nicht nur in den Genuss, sich vom phantasievollen Spiel der beiden Profis inspirieren zu lassen und mit einer Menge Übungsmaterial nach Hause zurückzukehren, sondern hatten nach einem gemütlichen Essen "beim Italiener" und einer anschließenden Probe sogar die Möglichkeit, beim abendlichen Konzert im Kulturkeller Songs von Weltklasse-Musiker Pat Metheny zum Besten zu geben.

Der eigentliche Workshop war selbstverständlich sehr am Jazz orientiert und sicher kein Thema für Anfänger; für Fortgeschrittene bot sich aber durchaus die Möglichkeit, die allgemeinen Inhalte individuell als Cross-Over auf andere Stilrichtungen zu übertragen - was für jeden ambitionierten Gitarristen einen Reiz darstellen sollte. Kernthema des Workshops war die Verwendung von Polyrhythmen, also die recht komplexe, gleichzeitige Verwendung zweier verschiedener Rhythmen in diesem Fall für Rhythmus- und Lead-Gitarre.

Als einfaches Erklärungsbeispiel diente Bret Willmott ein 12-taktiker Standard-Blues, für den sich aufgrund der Taktanzahl ein Polyrhythmus mit Dreiviertel- und Vierviertel-Takt perfekt eignet. Natürlich ist mit diesem recht einfachen Schema das volle Potenzial noch lange nicht ausgereizt, aber Philipp van Enderts augenzwinkernde Aussage "Jetzt könnt ihr ein halbes Jahr zu Hause heimlich üben" war für die meisten Teilnehmer recht realistisch, schließlich fanden sich unter den lernwilligen Musikern auch einige Neusser Gitarrenlehrer......

Gerade kleine Inspirationsanstöße, wie die simple Wahrheit, dass "die größte Verbindung zwischen Musikern und Publikum der Rhythmus selbst ist" waren enorm wertvoll. "Die Leute mögen Harmonien und Melodien nicht kennen, aber mit einem guten Rhythmus werden sie immer mitgehen". Ebenso effektiv erschienen Ratschläge, Polyrhythmen alleine mit Gitarre und Gesang auszuprobieren oder bewusst stakkato oder legato zu spielen, um "strong with rhythm" zu werden.

Das Gefühl für Polyrhythmen wurde mit der einfachen, aber wirkungsvollen Methode des Klatschen zumindest angekratzt. Anhand von Miles Davis\' Stück "Solar" erläuterte der Jazzer Akkorde mit Verwendung verschiedener "Voicings", also Variationen beispielsweise der Grundtöne, die den Akkord im Harmonischen Klangbild verändern.

Dies bietet sich zum Beispiel bei der Verwendung ganzer Akkordfolgen an, bei denen so mit einfachen Griffvariationen abwechslungsreiche Klangfarben erzeugt werden können. Die englischen Erläuterungen Willmotts wurden von seinem Kollegen van Endert übersetzt; so war die Atmosphäre sehr entspannt, beide Musiker zogen sich zur Auflockerung immer mal wieder selbst "durch den Kakao" - ein tolles Event von Gitarristen für Gitarristen.

Neuß-Grevenbroicher Zeitung
http://www.ngz-online.de/ngz/news/neusserfeuilleton/2002-0319/workshop…
Autor