Gemeinschaft in der Musik erleben, über Vergangenheit und Gegenwart reflektieren: Diese Möglichkeiten der interkulturellen Verständigung eröffnet die Gründung des „Young Philharmonic Orchestra Jerusalem Weimar“, das im August 2011 zu einer ersten Probenphase und Konzerten in Weimar, Eisenach und Berlin zusammenkommt.
Das Orchester bilden Studierende der Jerusalem Academy of Music and Dance und der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar sowie Schülerinnen und Schüler der jeweiligen Hochbegabtenzentren, die ihre Zusammenarbeit im Dezember 2011 mit Konzerten in Jerusalem, Tel Aviv und dem Kibbuz „Sde Boker“ fortsetzen werden.
Die Schirmherrschaft des Projekts haben Christine Lieberknecht, Ministerpräsidentin des Freistaats Thüringen, Yoram Ben Zeev, Israelischer Botschafter in Deutschland sowie Dr. Dr. h. c. Harald Kindermann, Deutscher Botschafter in Israel, übernommen. Die erste Probenphase unter der Leitung der Dirigier-Studierenden Karin Ben-Josef (Jerusalem) und David Afkham (Weimar) beginnt am 12. August im Festsaal Fürstenhaus der Hochschule für Musik FRANZ LISZT Weimar. Eine erste musikalische Kostprobe des neu gegründeten Klangkörpers bietet dann ein Gesprächskonzert am 17. August um 19:30 Uhr im Dorint-Hotel am Goethepark in Weimar.
Den würdigen Rahmen für das israelisch-deutsche Orchester-Debüt bietet das Eröffnungskonzert des Kunstfests Weimar „pèlerinages“ am 19. August um 18:30 Uhr in der Weimarhalle unter der Leitung von David Afkham, traditionell dem „Gedächtnis Buchenwald“ gewidmet. Hier erklingen die „Tragische Ouvertüre“von Johannes Brahms, Karl Amadeus Hartmanns Violinkonzert „Concerto funebre“ (Solist: Roi Shiloah, Jerusalem) sowie ein Sonatensatz von Viktor Ullmann in einer Orchesterfassung von Michael Wolpe. Es folgt ein Konzert auf der Wartburg in Eisenach am 20. August 2011 um 20:00 Uhr unter der Leitung von Karin Ben-Josef (Jerusalem). Hier stehen ebenfalls die Werke von Brahms und Ullmann/Wolpe auf dem Programm, anstelle des Violinkonzerts von Hartmann erklingt das Violinkonzert in a-Moll von Carl Goldmark (Solist: Dragos Mânza, Weimar) sowie die 1. Sinfonie von Brahms.
Sein dritter Auftritt in Deutschland führt das „Young Philharmonic Orchestra“ dann in die Hauptstadt: Es konzertiert am 22. August um 19:00 Uhr in der Französischen Friedrichstadtkirche in Berlin mit dem gleichen Programm wie in Eisenach, ebenfalls unter der Leitung von Karin Ben-Josef. In der Projektphase im Dezember 2011 in Israel sind Konzerte im Kibbuz „Sde Boker“ (26.12.), im Holocaust Memorial Yad Vashem in Jerusalem (27.12.) sowie in Tel Aviv (28.12.) geplant.
Die bereits vor einigen Jahren in Weimar geborene Idee des Projektes ist es, dass junge Musikerinnen und Musiker aus Weimar und Jerusalem gemeinsam proben, Konzerte geben, diskutieren und feiern. Die Geschichte, die sie eint und trennt, wird lebendig in der Perspektive der Anderen. Weimar ist gleichermaßen ein Ort des Geistes und Ungeistes: Zwischen Klassik, Bauhaus und Buchenwald werden auf engem Raum die Glanzpunkte und Verirrungen europäischer Geschichte sichtbar. Gerade hier kann eine junge Generation, die Zeitzeugenschaft meist nur noch mittelbar und medial erlebt, einen Diskurs und die Verständigung über Vergangenheit und Gegenwart beginnen. Konkret, persönlich. Mit Hilfe der Musik. Denn Musik ermöglicht Begegnung. Musik fördert Zuhören, intuitives Verstehen und gedankliche Auseinandersetzung. Sie schafft Gemeinschaft und macht, insbesondere im Erlebnis des Konzerts, durch ihre radikale Gegenwärtigkeit den Wert menschlichen Miteinanders erlebbar.