Hauptbild
Banner Full-Size

Zum sinnlich vernetzten Musiklernen

Untertitel
Die offene Lernplattform Detmold Music Tools
Publikationsdatum
Body

Digitale Lernplattformen haben sich mittlerweile bei vielen anderen Fächern etabliert. Die Musikausbildung hat bisher die Vorteile, die sich beim Umgang mit unterschiedlichen Inhalten in jeglicher Form für sie ergeben, noch nicht ausreichend für sich umsetzen können.

Das bereits bestehende Angebot kommt mit einigen methodisch einseitigen Wegen daher, verzichtet jedoch bisher voll und ganz auf Angebote zum vernetzten Musiklernen. Es existieren ausschließlich Angebote für separate Bereiche wie Gehörbildung, Analyse, Harmonielehre, Instrumentenkunde, Musikwissenschaft oder Instrumentalunterricht. Ein Lernvorgang scheint aber doch gerade dann am meisten zielführend, wenn Lerninhalte unterschiedliche Sinnebenen gleichzeitig ansprechen. Der Idealfall wäre also dann gegeben, wenn ein Lerngegenstand sowohl intellektuell verstanden und hörend differenziert werden kann; wenn er zusätzlich in der Partitur wiederentdeckt und in seinem musikalischen Kontext neu bewertet werden kann; wenn der Lerner schließlich kreativ, etwa in Form einer kompositorischen Idee, einer Improvisation oder Interpretation mit ihm umgehen kann. Die Zeit, die es dafür benötigt, ist im Präsenzunterricht nicht immer vorhanden. Sogenanntes Blended Learning (die didaktisch sinnvolle Verknüpfung von traditionellen Präsenzveranstaltungen und modernen Formen von E-Learning) bietet Lösungsansätze. Auch sogenannte MOOD’s (Massive Open Online Courses) haben Einzug aus den Vereinigten Staaten erhalten und revolutionieren den Unterricht an Universitäten und Hochschulen heutzutage auf vielen Gebieten.

Die neue Lernplattform Detmold Music Tools, die an der Hochschule für Musik Detmold entwickelt wurde, möchte einen Beitrag zum vernetzten Musiklernen leisten. Entwickelt wurde diese von dem Detmolder Professor für Musiktheorie und derzeitigem Prorektor André Stärk. Dieser nutzt das Internet seit Langem, um seinen Studierenden vertiefende Lerninhalte zu seinem Unterricht zur Verfügung zu stellen. Irgendwann stellte sich ihm die Frage, ob denn die Vielfalt der Darstellungsmöglichkeiten von musikalischen Inhalten im Netz bisher schon ausgeschöpft sei. „Da steckt noch eine Menge an Entwicklungspotential drin, das für das Erlernen von musikalischen Zusammenhängen förderlich sein kann“, so Stärk. Das Projekt ist vom Ministeriun für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes NRW gefördert, für alle Nutzer vollständig kostenlos und verzichtet darüber hinaus auf das Einblenden von Werbebannern.

Die Hochschule stellt dabei lediglich die Plattform zur Verfügung, auf der jeder Nutzer Kurse erstellen und veröffentlichen kann – eine offene Plattform also, die sich an Lehrende, Schüler oder Studierende an Hochschulen, Musikschulen oder allgemeinbildenden Schulen gleichermaßen richtet. Sie arbeitet mit unterschiedlichen Inhaltstypen und verwendet dabei Text, Audio, Bild, Video, Grafik, Notation und HTML. Das Besondere: Die Inhalte stehen dabei nicht nur für sich, sondern können frei miteinander kombiniert werden, um unterschiedliche Vernetzungen zu trainieren, etwa vom Hören zum Notieren oder vom Notenlesen zur Analyse. Ein integriertes Online-Notationstool ist ebenso in die Plattform integriert und kann an verschiedenen Stellen zur Darstellung eines musikalischen Sachverhalts oder für Übungen eingesetzt werden.

Ein Studierender mit dem künstlerischen Hauptfach Violine hat somit nicht nur die Möglichkeit, über die gerade im Hauptfachunterricht erarbeiteten Solo-Partiten von Bach in einem passenden Kurs weiterführendes Material zum Werk oder zum Komponisten zu finden, sondern auch in einem passenden Film eine Interpretation des Werkes zu sehen. Dies alles geschieht innerhalb der Lernplattform, ohne sich weiterer separater Programme bedienen zu müssen. Allerdings lässt die Plattform die Einbindung externer Tools, wie etwa Online-Übungen zum Musiklernen zu. Diese stehen mittlerweile zahlreich im Internet zur Verfügung und können durch eine HTML-Embed-Funktion erreicht werden. Darüber hinaus können Notationsaufgaben, Analysen oder Interpretationen unmittelbar an den Kursleiter zur Begutachtung gesendet werden. Der Ersteller hat hierbei die Möglichkeit, unterschiedliche Teilnehmer der Community an den Lerninhalten teilhaben zu lassen. Er kann einen Kurs entweder nur einer bestimmten Lerngruppe zugänglich machen oder ihn für die Allgemeinheit öffnen. In letztem Fall kann der Kurs dementsprechend auch kopiert und für eigene Bedürfnisse weiterentwickelt werden. Die Qualitätskontrolle der eingestellten Inhalte geschieht ausschließlich über eine Bewertungsfunktion durch die Nutzer. Einzusehen ist die Plattform unter www.detmoldmusictools.de

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!