Seitdem hat sich viel getan. Innerhalb und außerhalb der Hochschulen. Viele neue musikpädagogische Studienangebote sind entstanden. Auf der anderen Seite klafft die Schere zwischen den gesellschaftlichen Bedarfen und den Profilen der Absolvent*innen nach wie vor weit auseinander. Die deutschen Musikhochschulen bilden immer noch zu wenige Musikpädagog*innen aus. Das gilt für alle Bereiche, angefangen bei der frühkindlichen musikalischen Bildung über das Lehramt bis hin zur Instrumental- und Gesangspädagogik.
Umso erfreulicher ist es jedoch, dass die Resonanz auf die Ausschreibung zum 14. Hochschulwettbewerb Musikpädagogik der Rektorenkonferenz so groß war wie noch nie zuvor. 19 Bewerbungen aus 13 Hochschulen erreichten die Kölner Geschäftsstelle bis zum Einsendeschluss im Januar 2024. Die langjährige Förderung des Wettbewerbs durch den Bundesverband Musikunterricht (BMU) und den Verband deutscher Musikschulen (VdM) scheint sich ausgezahlt zu haben.
Die Wettbewerbsbeiträge spiegelten die Vielfalt musikpädagogischer Studiengänge an deutschen Musikhochschulen wieder: Musikvermittlungsprojekte, Forschungsarbeiten, Praxisprojekte mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen, Untersuchungen zur zukünftigen Rolle von Künstlicher Intelligenz in der Musikpädagogik, Beiträge aus der Elementaren Musikpädagogik, dem Grundschullehramt Musik, der Instrumental- und Gesangspädagogik und dem Lehramt Musik für die Sekundarstufe wurden eingereicht. Sechs Bewerbungen nominierte die Jury, bestehend aus fünf Professor*innen, zwei Studierenden, dem Präsidenten des BMU und dem Bundesvorsitzenden des VdM, für die Finalrunde am 6. Mai in der Hochschule für Musik und Theater Hamburg. Die Finalist*innen kamen aus Saarbrücken, Nürnberg, Hamburg, Mannheim, Würzburg und Wuppertal.
Am Ende wurden zwei dritte Preise an Magdalena Appelhans (Hamburg) mit dem Beitrag „Bietet der Musikunterricht der Grundschule einen Nährboden für Abhängigkeiten, Grenzverletzungen und Machtmissbrauch?“ und Viviane Hammermüller (Würzburg) mit dem Beitrag „Musiklehrpersonen als Manager von Wissen und Informationen“ vergeben. Den zweiten Preis gewann das studentische Netzwerkprojekt „SchMAus (Schulmusikaustausch)“, vertreten durch Florian Öttl, Rebekka Rebmann (Würzburg) und Joline Richter, Niklas Zaberer, Anna Zimmermann (Mannheim). Der erste Preis ging an Hanna Ehnes (Wuppertal) mit dem Beitrag „Wie wir klingen – Selbstgesteuerte Arrangierprozesse mit Erwachsenen Amateursänger*innen“.
Die Hochschule für Musik und Theater Hamburg hat den 14. Geburtstag des Hochschulwettbewerbs Musikpädagogik wahrhaft gefeiert, dabei allen Finalteilnehmer*innen und Preisträger*innen eine wertvolle Erfahrung ermöglicht und einen wunderschönen Abend bereitet. Nun ist er also kein Kind mehr, der Wettbewerb. Und auch die Musikpädagogik ist den Kinderschuhen längst entwachsen. Doch die Schuhe sind an vielen Hochschulen immer noch erstaunlich klein, die Studierendenzahlen überschaubar. Wir werden den Menschen, die mit Ihrer Arbeit im Supermarkt oder auf dem Bau auch unsere Musikhochschulen finanzieren, zukünftig vielleicht etwas erklären müssen: Wie wir ihnen und ihren Kindern etwas zurückgeben können. Wie die Musik auch bei Ihnen ankommt – nicht nur gewinnfördernd beim Shoppen im Supermarkt.