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Ärzte und Pädagogen Hand in Hand

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Bericht vom 8. Europäischen Kongress für Musikermedizin und Musikphysiologie in Mainz
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Eine Fülle von Themen, sowohl für den Spezialisten als auch für den Nichtmediziner verständlich dargeboten und vor hoch interessiertem medizinischem und musikpädagogischem Publikum: Dies bot die Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin auf ihrem der „Hand des Musikers“ gewidmeten 8. Europäischen Kongress in der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und dem Fachbereich Musik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.

Eine Fülle von Themen, sowohl für den Spezialisten als auch für den Nichtmediziner verständlich dargeboten und vor hoch interessiertem medizinischem und musikpädagogischem Publikum: Dies bot die Deutsche Gesellschaft für Musikphysiologie und Musikermedizin auf ihrem der „Hand des Musikers“ gewidmeten 8. Europäischen Kongress in der Klinik und Poliklinik für Unfallchirurgie und dem Fachbereich Musik der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz.Themenbereiche wie Anforderungen an die Hand aus Sicht des Musikers, Anatomie, Physiologie, Biomechanik und Neurologie der Hand des Musikers, Krankheiten, Verletzungen, chirurgische Eingriffe und ihre Auswirkungen auf die Hand des Musikers, Auswirkungen von Medikamenten auf die Hand beim Spiel und Rehabilitationsmöglichkeiten sowie die Auswirkungen verschiedenster Übungen am Instrument auf die Hand ergaben durch einzelne allgemein einführende sowie spezielle Vorträge und verschiedene Workshops der sehr zahlreich erschienenen Zuhörerschaft ein abgerundetes Bild.

Die Palette der Workshops reichte von Methoden, die das Erkennen und Verändern von Bewegungsgewohnheiten trainieren wie Feldenkrais und Alexandertechnik (A. Schulz/M. Trautmann), über eine von momentan vier erfolgreichen Übungstherapien der fokalen Dystonie bei Pianisten (L. Boullet), Wahrnehmungsübungen für Pianisten zur Korrektur einer Disbalance in der Muskulatur (H. Görtz), Programmierung von Muskelgruppen der Pianistenhand beim Üben zur Erlangung einer sicheren Aufführungspraxis (W. Ellenberger), bis zum Thema Resonanzlehre und die Hand beim Klavierspiel (Th. Lange).

Schon hier bot sich also eine Fülle von Informationen, die dem Instrumentalmethodiker an Musikhochschulen, aber auch dem Musiklehrer an der Basis wertvolle neue Erkenntnisse für seinen Unterricht gibt und eine richtige Beratung der Schüler im Einzelfall – präventiv oder akut – gewährleistet. So verwies auch B. Wetz darauf, dass trotz des interdisziplinären Anspruches des Faches Methodik an Musikhochschulen durch Teilgebiete wie künstlerischen Unterricht, Pädagogik, Werkanalyse, Instrumentenbau, Akus-tik, Psychologie und Physiologie dem Lehrstoff „Hand des Musikers“ besondere Bedeutung beigemessen werden muss, denn ohne das Fach Methodik würde die Musikerhand nur unzureichend behandelt. In diesem Zusammenhang ist auch Chr. Wagners Vortrag über den Zusammenhang biomechanischer Begrenzungen und spezieller Probleme am Instrument von großer Wichtigkeit: Rechtzeitiges Erkennen individueller biomechanischer Begrenzungen führt im Sinne von Prävention zum individualisierten Umgang mit dem Instrument und vermeidet Überlastungssyndrome.

Auch das Referat von E. Altenmüller über neurophysiologische Untersuchungen zur Feinmotorik der Hand des Musikers überraschte den Ausbildenden mit interessanten neuen Erkenntnissen: Wenn das Instrumentalspiel vor dem Alter von zehn Jahren begonnen wurde, ließ sich später beim Berufsmusiker eine Vergrößerung der zentralnervös, sensomotorisch und audiomotorisch orientierten Hirnregionen nachweisen. Aber auch noch bei Menschen, die erst im Erwachsenenalter zu musizieren beginnen, lassen sich bei regelmäßigem Instrumentalspiel Vergrößerungen im Bereich der für die Hand zuständigen Nervenzellverbände nachweisen. Eine automatische Kopplung der sensomotorischen und audiomotorischen neuronalen Netzwerke ließ sich ebenso erkennen wie die Tatsache, dass „das Handlungsgedächtnis und das Affektgedächtnis des limbischen Systems durch rasch einsetzende und schwer aufzulösende Gedächtnisfixierungen gekennzeichnet sind“. Er empfiehlt weiter eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Instrumentalpädagogen sowie ärztliche Untersuchungen am Instrument, denn – so ein Beispiel – schon „Schädigungen kleiner digitaler Nerven können durch unzweckmäßige Haltevorrichtungen am Instrument aber auch durch übertriebene Druckentwicklung und allgemeine Überspannung bedingt sein“.

R. Klöppel stellte in Ihrer Studie zum Thema Dehnübungen und deren Erfolg hinsichtlich der Spreizfähigkeit von Fingern fest, dass der ausbleibende beziehungsweise geringe Effekt dieser Übungen die gesundheitlich eventuell riskante Unternehmung nicht rechtfertige. Im Bereich der Musikererkrankungen gab K. Bork in seinem Vortrag über dermatologische Erkrankungen der Musikerhand den Hinweis, dass oft zu langes Üben bei Anfängern zu chronischen Hautsymp-tomen führe, da die Haut hier keine Chance habe, sich langsam auf die mechanische Belastung einzustellen.

M. Schuppert führte mit Nachdruck aus, dass Stoffwechselerkrankungen und Arzneimittelnebenwirkungen die Musikerhand stark beeinträchtigen können und rief zu erhöhter Sensibilität auf, während N. Ell in seinem Referat aus dem Bereich der Rheumachirurgie darauf verwies, dass die behandelte Krankheit nicht immer das berufliche „Aus“ bedeute. Bei der Planung chirurgischer Eingriffe müsse beim Musiker immer auch das Instrument einbezogen werden. Aus dem Bereich der Rehabilitation und Physiotherapie referierte J. Blum. Er gab den besonderen Hinweis, bei Musikern möglichst frühzeitig das Instrument wieder mit einzubeziehen, denn „der Zeitpunkt des Übens mit der verletzten Hand sei mitentscheidend für die Wiedererlangung einer professionellen Spieltechnik“. Daher sei für den frühzeitigen Einstieg meist ein ganzer Satz von Instrumenten nötig, der den langsamen Einstieg in die originäre Mensur und einen gezielten Aufbau von Druckentfaltung sowie Spreizfähigkeit der Finger ermögliche. Auch die Möglichkeiten der Entlastung sollten gezielt bedacht werden. Ein besonderes Lob gebührt dem Organisationsteam: ein anspruchsvolles Programm auf sehr hohem Niveau, professionell geplant und durchgeführt!

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