Stetiges Wachstum der Musikmesse und der parallel laufenden ProLight & Sound mit zur Hälfte deutschen und ausländischen Ausstellern führte nicht nur dazu, dass seit 2001 eine Musikmesse in St. Petersburg und nun in 2002 auch in China stattfindet. In diesem Jahr war nun auch eine neue Ausstellungsstruktur in Frankfurt erforderlich, die den versierten Messebesucher zu einer Neuorientierung zwang – nichts war mehr an seinem gewohnten Platz. Nicht nur die neue Produktgruppierung nach Themenparks, sondern auch die Hinzunahme von weiteren Messehallen, die Ausdehnung des Programms „Music4kids“ und der Events, die Neuinstallierung der „Music Library“ und parallel dazu die Eigenständigkeit der ProLight & Sound mit eigenem Fachkongress CAVIS rundeten das neue Gesicht ab.
Stetiges Wachstum der Musikmesse und der parallel laufenden ProLight & Sound mit zur Hälfte deutschen und ausländischen Ausstellern führte nicht nur dazu, dass seit 2001 eine Musikmesse in St. Petersburg und nun in 2002 auch in China stattfindet. In diesem Jahr war nun auch eine neue Ausstellungsstruktur in Frankfurt erforderlich, die den versierten Messebesucher zu einer Neuorientierung zwang – nichts war mehr an seinem gewohnten Platz. Nicht nur die neue Produktgruppierung nach Themenparks, sondern auch die Hinzunahme von weiteren Messehallen, die Ausdehnung des Programms „Music4kids“ und der Events, die Neuinstallierung der „Music Library“ und parallel dazu die Eigenständigkeit der ProLight & Sound mit eigenem Fachkongress CAVIS rundeten das neue Gesicht ab.Als Folge dieser Aufteilung fand der Besucher der Halle mit den Verlagen endlich mehr Ruhe und konnte – bedingt durch die architektonischen Gegebenheiten der neuen gläsernen Halle 3 wie auch durch natürliches Licht und bessere Luft – die Welt der Neuerscheinungen in einer neuen, viel angenehmeren Situation erkunden. Die großzügigere und klare Verteilung der Aussteller auf die unterschiedlichen Hallen und Themenparks entzerrte die Situation für die Besucher, die sich auch am Wochenende nicht wie in früheren Jahren auf die Füße traten, sondern trotz der etwa 100.000 Besucher in entspannter Atmosphäre das vielfältige Angebot aufnehmen und Gespräche führen konnten.Neuerscheinungen
Aus dem großen Angebot der Neuerscheinungen mögen hier einige herausgegriffen werden. Der Schott-Verlag hat die im Anschluss an die „Klangstraße“ gedachten Instrumentalschulen „Wir lernen ein Instrument“ um Querflöte und Geige und die Reihe Erlebniswelt Musik um zwei Bände („Von damals bis heute“ und „Oper, Operette und Musical“) erweitert. Bei den kindgerechten Musikerbiografien erschien das Buch „Wie Händels Messias entstand“ neu.
So ist auch die große Bandbreite an Kindermusikbüchern im weitesten Sinne durch Bücher wie „Die ABC- Band“ (Schott), „Von Geistern, Trollen und Ohrwürmern“ und Rolf Zuckowskis „Hasengeschichte“ (beide Sikor-ski) ergänzt worden. Auffallend ist das große Angebot bei vielen Verlagen zum Thema Früherziehung, welches vor Ort unter die Lupe genommen werden konnte. In diesem Zusammenhang bringt sicher der von Juliane Ribke und Michael Dartsch herausgegebene Sammelband „Facetten Elementarer Musikpädagogik“ (ConBrio) Licht ins Dunkel. Auch im Bereich des frühen Zusammenspiels gab es hier und da Materialien, die die schon vorhandenen Reihen mit leichter Kammermusik anderer Verlage ergänzen, wie Nepomuk, Eres Edition, Edition Budapest oder Bärenreiter, um nur einige zu nennen. In Sachen Jazz und Pop wären „Der neue Jazz Parnass“ von Manfred Schmitz (Breitkopf und Härtel) und „Eine kleine Pop-Musik/Pop-Romantik“ (AMA) zu nennen. Für jeden interessant ist auch die CD-ROM, die das neue Lexikon der Musikpädagogik (Personenteil) im Bosse Verlag erweitert und damit ersetzt.
Music Library
Eine außerordentlich gute neue Idee und Umsetzung war das Podium „Music Library“. An jedem Messetag wurden dort zu unterschiedlichen Themenschwerpunkten, zusätzlich zu den Verlagsständen neue Materialien vorgestellt. So präsentierte etwa der Verlag Doblinger sein Heft mit früher Kammermusik „Gimme five“. Die Musikschule Frankfurt hatte sich freundlicherweise zur praktischen Umsetzung angeboten und so sollten die Kinder spontan mit den Autorinnen kooperieren. Auch der Schott-Verlag, um nur zwei Vorstellungen herauszunehmen, stellte seine Konzepte „Musikgarten“ und „Klangstraße“ vor. Hier halfen Videoausschnitte, die Praxisumsetzung zu verdeutlichen.
Ab 16 Uhr fanden Podiumsdiskussionen statt. Theo Geißler und andere Moderatoren aus Presse und Rundfunk hatten zu Themen wie Musikdistribution, Neuerscheinungen oder Popmusikförderung interessante Gäste geladen, die diese lebhaft und in allen Facetten diskutierten. Eine Dokumentation des Panels „Musik für Kinder – Music for kids? Formen zeitgenössischer Musikvermittlung für Kinder“ ist im Dossier dieser Ausgabe (Seite 56) nachzulesen.
Music for kids
Wie schon im letzten Jahr so fand auch heuer die große Musik-Mitmach-Ausstellung „Music4kids“ statt, die von der Messeleitung als „Maßnahme für die Musikförderung von Kindern und Jugendlichen“ verstanden wird. Dies ist grundsätzlich sehr zu begrüßen. Kindergärten und Schulklassen, am Wochenende frei zusammengestellte Gruppen von Kindern und Jugendlichen zwischen fünf und zwölf Jahren konnten täglich an drei Führungen teilnehmen.
Unter dem Motto „Musikförderung heißt, dem Markt die Zukunft bereiten“ engagiert sich hier die Messe. So standen teilweise gut durchdachte und wundersam klingende Instrumente zur Verfügung, an denen Kinder wirklich die Klangwelt und auch die Physik des Klangs auf unterschiedlichste und interessante Weisen ausprobieren konnten. Leider aber waren die Rahmenbedingungen für ein ruhiges, fantasievolles Probieren und eine gekonnte Moderation nicht im Geringsten gegeben. Obwohl bereits im letzten Jahr kritisch angemerkt, hat sich pädagogisch leider gar nichts geändert. Der Lärmpegel war auch dieses Mal für die Kinder und Jugendlichen so hoch, dass es für sie keine Chance gab, in Ruhe, mit Freude und Kreativität tiefe Erfahrungen machen zu können. Man hätte sich des am Mittwoch auf der CAVIS gehaltenen Referats „Geräuschmessungen und -belastungen bei Musikveranstaltungen“ erinnern sollen! Dieser extrem hohe Geräuschpegel der Kinderveranstaltung schreckt nicht nur viele Kinder ab, sondern kann auch nachweislich zu Schäden führen.
Die Initiative der Musikschule Frankfurt, hier pädagogisch zu helfen und in schalldichten Kabinen das „Probieren richtiger Instrumente“ anzubieten, ist hier zwar ein Schritt in Richtung Reflexion, kann aber als Einzelbaustein die Gesamtveranstaltung nicht retten. Unbegreiflich ist die Tatsache, dass in der Klavier-Kabine ein Keyboard stand, und offensichtlich trotz Anwesenheit der Klavierindustrie kein einziges Unternehmen bereit war, zu diesem Zweck ein Klavier zur Verfügung zu stellen oder wenigstens aus der Musikschule zur Messe zu transportieren. Das vorhandene Potenzial der Musikmesse Frankfurt und ihrer Aussteller wurde hier nicht im Entferntesten für die Nachwuchsförderung genutzt.
Widersprüche
Zusätzlich ergänzt wurde dieses Programm an den Wochenenden durch die wild zusammengewürfelte Schau „Vampire in der Oper“, in der versucht wurde, das Engagement der vielen Laienmusikgruppen mit einzubeziehen. Alles wurde in der sowieso schon überakustischen Halle so extrem verstärkt, dass reihenweise Zuhörer flüchteten. Zudem saßen zum Teil kleine Kinder direkt vor den dezibelstärksten Rock-Lautsprecherboxen. Das steht nicht nur in krassem Gegensatz zu der im Prinzip lobenswerten Idee „Music4kids“, sondern ist auch noch extrem gesundheitsschädigend! Zusätzlich ließe sich natürlich auch noch trefflich über die Angemessenheit der Story diskutieren: „Jeder gegen Jeden“ war sicherlich in der Realität glänzend umgesetzt. Hatten denn die vielen Verlage wirklich keine einzige sinnvollere Musikgrundlage, die man hätte nutzen dürfen? Auch die in der Diskussion geäußerten Gedanken und Vorschläge zur Musikvermittlung hätten hier durchaus hilfreich sein können...