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Breit gefächertes Spektrum

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12. Deutscher Hochschulwettbewerb Musikpädagogik
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Zum 12. Mal fand die Finalrunde des Deutschen Hochschulwettbewerbs Musikpädagogik im Rahmen der Sommertagung der RKM mit den Rektor*innen und Kanzler*innen der Deutschen Musikhochschulen statt. Nachdem der Wettbewerb in den beiden letzten Jahren pandemiebedingt nur online stattfinden konnte, war die Freude groß, dass es in diesem Jahr zu einer Austragung in Präsenz an der Musikuniversität Folkwang kommen konnte.

Die Jury war neben den preisgeldstiftenden Verbänden (BMU – Bundesverband Musikunterricht und VdM – Verband deutscher Musikschulen) und deren Vorsitzenden, jeweils mit zwei Vertreter*innen der RKM-Ausschüsse (AG Schulmusik und AG Künstlerisch-Pädagogische Studiengänge), sowie zwei Studierenden der gastgebenden Hochschule vertreten. Den Vorsitz hatte in diesem Jahr das langjährige Jurymitglied Prof. Elias Betz von der Musikhochschule Mannheim.

Die eingereichten Arbeiten und Projekte ließen ein breit gefächertes Spektrum erkennen, welches sich leiten ließ von wissenschaftlichen Themenstellungen, digitalen Formaten (Podcast, Wiki), Vermittlungsprojekten (transkulturell oder auf bestimmte Genres bezogen), über inklusive Musik- und Tanzproduktionen, bis zu musikpädagogischen Ansätzen, die sich auf neue Zielgruppen fokussieren. So sind insgesamt 14 Arbeiten aus zehn Musikhochschulen eingegangen, von denen sechs Projekte aus vier Hochschulen am 1. Mai in die Finalrunde weitergeleitet wurden.

Die Präsentation bestand aus einem fünfminütigen Filmbeitrag und einem etwa zehnminütigen Vortrag,dem sich die Möglichkeiten für Fragen an die Finalist*innen anschloss. Insgesamt konnte ein hohes Niveau festgestellt werden, welches durch die Professionalisierungsmaßnahmen anhand zweier vorgelagerter Coaching Workshops zu spürbar verbesserten Präsentationen führte.

Den ersten Preis erhielt Malin Kumkar von der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover für das Projekt „Mit Musik Gehör verschaffen – ein Musizierprojekt für drei- bis sechsjährige CI-Träger:innen mit Angehörigen“. Der Beitrag dokumentiert die musikpädagogische Arbeit mit Kindern, die mit einem Cochlea-Implantat leben und Höreindrücke auf besondere Weise erfahren und deuten. Damit betritt Frau Kumkar mit großem Engagement und Einfühlungsvermögen musikpädagogisches Neuland, das unseren Blick auf entwicklungspsychologische und soziale Aspekte des Hörens differenzieren und schärfen kann. Frau Kumkar gab eindrucksvolle Einblicke in ihre praktische Arbeit und konnte durch fundierte Auskünfte zu den theoretischen Hintergründen überzeugen.

Nutzung digitaler Angebote

Ein 2. Preis wurde Ulrike Bauer und Nayeb Behbahani von der Hochschule für Musik und Tanz Köln verliehen für die Einsendung „Bringen wir die Instrumental- und Gesangspädagogik ins 21. Jahrhundert! Ein Wiki mit digitalen Ressourcen für den analogen Gesangsunterricht“. Das Projekt beschäftigt sich mit Applikationen für digitale Endgeräte, die den analogen Gesangsunterricht ergänzen und bereichern, aber nicht ersetzen sollen. Die umfangreiche Sichtung und Analyse bestehender Angebote wird dabei benutzer*innenfreundlich und stets aktualisierbar in einer Meta-App dokumentiert, die Sängerinnen und Sängern die Auswahl und den Zugriff auf passende digitale Ressourcen für ihre jeweilige Lernsituation erleichtern soll. Der Beitrag hat besonders auch deshalb überzeugt, weil er geeignet ist, psychologische Barrieren gegenüber der Nutzung digitaler Angebote zu überwinden.

Der 3. Preis ging an Lydia Stettinius, Louisa Kaltenbach, Anna Hönke und Julia Carrasco von der Hochschule für Musik und Tanz Köln für das Projekt „Wiederholst du noch oder übst du schon? Ein Videoprojekt zum Differenziellen Lernen am Streichinstrument“. Das Projekt zeugt von einer vielseitigen und nachhaltigen Auseinandersetzung mit grundlegenden instrumentalpädagogischen Fragestellungen. Auf der Basis interdisziplinärer Betrachtungen und unter Einbezug aktueller Forschungsbeiträge trägt das Projekt zur kritischen Reflexion tradierter Übetechniken zugunsten einer innovativen und forschenden Haltung beim Üben bei.

Förderpreise

Einen Förderpreis erhielt Maximilian Busch von der Musikhochschule Lübeck für das Projekt „Hochschuldidaktische Schwerpunktsetzungen des Schulpraktischen Klavierspiels und Anforderungen an Musiklehrer:innen im Vergleich“. Der stringent konzipierte und prägnant dargestellte Forschungsbeitrag regt zur Reflexion über die Bedeutung und Zielsetzung des Faches an und kann, durch die evidenzbasierte musikpädagogische Forschung, als Impuls für die Formulierung zukünftiger Hochschullehrpläne verstanden werden.

Musikpädagogische Praxis darf sich nicht ausschließlich an Bedarfen orientieren, um so wichtiger erscheint es, Freiräume zu schaffen für Diskussion, Auseinandersetzung, fachlichen Austausch und Diskurs. Dabei spielen wissenschaftliche Fragestellungen zu virulenten Themen genauso eine wichtige Rolle wie praxisbezogene Ansätze pädagogischer Forschung und künstlerisch-pädagogischer Lehrpraxis. Das Format „Hochschulwettbewerb“ bietet diesen Freiraum, bei dem vielleicht weniger der Wettbewerbsgedanke im klassischen Sinn an Bedeutung gewinnt, als vielmehr die Möglichkeit zu Vernetzungen von Ideen und Erkenntnissen, die in diesem fachbezogenen Forum in unterschiedliche Richtungen wirken können.

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