Auch wenn die Elbphilharmonie, wie Pressemitteilungen es jüngst verlauten lassen, noch länger als geplant ein „Unwahrzeichen“ bleiben wird, geht es mit der Nachwuchsförderung in Sachen Publikumsakquise in ganz Hamburg bereits explosionsartig voran. Bei einer Auftaktveranstaltung von „The Young ClassX“ war reichlich Hamburger Hochkulturprominenz vertreten, die es sich nicht nehmen ließ, die Notwendigkeit von musikvermittelnden Aktivitäten mit besonderem Engagement herauszustreichen.
Man wundert sich, wer sich mittlerweile aller dem großen weiten Feld der Musikvermittlung für Kinder zugeneigt fühlt. Vielleicht ist NDR-Chefdirigent Dohnányi diesbezüglich bei einer anderen Hamburger Großveranstaltung vor nicht allzu langer Zeit als gutes Vorbild vorangegangen, als er nach getaner Arbeit mit einem Jugendorchester sagte: „Wenn ich schon uralt bin, möchte ich mit den jungen Leuten aufhören.“
In einer Größenordnung, die den normalen Zuhörer bezüglich der zu erreichenden Kinder und Jugendlichen schwindelig werden lässt, versucht „The Young ClassX“ junge Menschen auf gemeinschaftliche Weise an die Tradition der klassischen Musik heranzuführen. Hierzu knüpft das Projekt ein neuartiges Netzwerk von Kooperationspartnern, in das zentrale Initiativen, Institutionen und Kulturorte des Hamburger Musiklebens eingebunden sind. „The Young ClassX“ möchte explizit nicht in Konkurrenz zu bestehenden Aktivitäten treten, sondern bemüht sich um zusätzliche Angebote und unterstützt bereits bestehende. Die Initiative versucht insbesondere in den Stadtteilen aktiv zu werden, wo bislang wenig musikalische Angebote vorhanden waren und wo viele Kinder wohnen, deren Eltern ihre Kinder nicht beim aktiven Musizieren unterstützen können.
Vielfältige Angebote sind wählbar: Die Belegung einzelner Module ermöglicht es den Kindern und Jugendlichen, in Chören mitzuwirken, Instrumentalunterricht zu erhalten oder in unterschiedlich zusammengesetzten Orchestern und Ensembles zu spielen. Darüber hinaus erfüllt das Musikmobil in Form von zwei komfortablen Reisebussen den Zweck eines pädagogischen Shuttle-Services, der Schulklassen bei ihren Besuchen von Konzerten, Proben und den zahlreichen konzertpädagogischen Angeboten der Stadt begleitet und unterstützt. So erhalten die Kinder und Jugendlichen die Chance, außerhalb der Schule und ihres Stadtviertels Musik zu hören, hautnah zu erfahren und die besondere Atmosphäre der einschlägigen Orte einzuatmen.
Durch eine pädagogische Begleitung von „The Young ClassX“ werden die Kinder und Jugendlichen bereits vor und während der Fahrt auf das Musikerlebnis eingestimmt und vorbereitet. Eine Reflexion des Erlebten auf dem Rückweg bietet die Möglichkeit, sich nochmals mit dem Gehörten auseinanderzusetzen.
Aufgrund der Vielfalt der Modulangebote ist eine Balance zwischen intentional angelegtem Musik- und Instrumentalunterricht sowie eher punktueller Projektarbeit im Bereich der außerschulischen Musikvermittlung durchaus gegeben, sodass es im Idealfall jedem Kind selbst überlassen bleibt, ob es sich eher einen aktiv-zuhörenden oder selbst-musizierenden Zugang zur Welt der klassischen Musik verschaffen möchte.
Übergeordnetes Ziel des Großprojektes bleibt dabei, Kinder und Jugendliche frühzeitig emotional für Musik und aktives, gemeinsames Musizieren zu faszinieren. Bei „The Young ClassX“ „gestaltet man plötzlich selber aktiv Kultur und kann an einem großen Gesamtwerk mitwirken“. So lautet ein Satz auf der als eigenständiges Modul angelegten Homepage. Man gibt sich selbstbewusst und darf dabei auf die großzügige Unterstützung zahlreicher Kulturverantwortlicher in und um Hamburg hoffen. Diese Art der Zuversicht ist durchaus berechtigt, denn alle Angebote von „The Young ClassX“ sind für die Kinder kostenlos.
Weitere Informationen und eine Übersicht des aktuellen Angebots sind auf der Homepage der Initiative zu finden: www.theyoungclassx.de