Das Festival „Podium“ gehört zu den diesjährigen Preisträgern des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“. Die Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten zeichnet in dem Wettbewerb Ideen und Projekte aus, die die Innovationskraft Deutschlands sichtbar und erlebbar machen. Fragen an den „Podium“-Gründer Steven Walter.
Kerstin Unseld: Bei Ihrem Festival steht der soziale Aspekt im Vordergrund. Was verstehen Sie unter „sozial“?
Steven Walter: Musik ist ihrem Wesen nach sozial, und auch das Konzert ist eine soziale Plattform für ein Forum, bei dem Menschen zusammenkommen, um was zu erleben. So funktionieren auch das Musikmachen und das Musikorganisieren. Insofern machen wir nur konsequent das, was schon immanent irgendwie da ist. Wir bauen rund um klassische Musik eine Gemeinschaft auf, neudeutsch: Community, und so organisieren wir dieses Festival und noch vieles mehr. Auf diesem Wege versuchen wir ein Festival zu machen, das wir selbst gerne besuchen würden.
Unseld: Bei Ihnen gilt: „Online first“. Wie funktioniert das?
Walter: Dass bei uns erstmal alles im Internet stattfindet. Konzepte, Ideen, auch das ganze Projektmanagement sind webbasiert, entstehen auf unseren Plattformen. Wir nutzen verschiedene, hauptsächlich Wiki-Plattformen, wo Menschen einfach jederzeit und ohne große Hindernisse in die Planung und Konzeptarbeit einsteigen und miteinander kommunizieren können. Internet geht einfach schnell, Internet erreicht theoretisch jeden und ist viral, und davon haben wir von Anfang an profitiert. Diesem Umstand schulden wir auch die Tatsache, dass wir so bekannt sind in der Szene. Die guten Inhalte – denn das Medium allein bringt nichts und die guten Inhalte sind wichtig – werden schnell verbreitet.
Unseld: Sie betonen, dass Sie keinem Jugendwahn folgen, sondern einer pluralen Gesellschaft mit Ihrem Konzept Rechnung schulden wollen.
Walter: Wir sind nicht gut, weil wir jung sind, sondern wir sind gut, weil wir gut sind. Und das ist immer ganz wichtig. Es geht einfach darum, dass sich die Gesellschaft ganz stark pluralisiert hat und dass die jüngeren Generationen, die diesem ganz enormen Wandel ausgesetzt sind, sich ganz anders gesellschaftlich in ihren Milieus positionieren. Da müssen wir uns auch als klassische Musik irgendwo hineinbegeben und uns eben selbst auch pluralisieren, damit wir wieder mehr Leute erreichen.