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Das Singen im Alltag wieder beleben

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Anregungen zu einer animativen Singanleitung
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Viele Initiativen, die das Singen fördern, bahnen sich an oder laufen bundesweit wie auch regional bereits. Nun zeigt sich aber, dass noch viel mehr Menschen benötigt werden, die das animative Anleiten von umgangsmäßigem Singen souverän und professionell verstehen. Eine wesentliche Ursache dafür liegt in den Studienplänen der Musiklehrerausbildung und vielerorts auch der Kirchenmusiker. Denn wer lernt überhaupt wann und in welchem Fach das Hinführen und Anleiten zu animativem Singen?

Viele Initiativen, die das Singen fördern, bahnen sich an oder laufen bundesweit wie auch regional bereits. Nun zeigt sich aber, dass noch viel mehr Menschen benötigt werden, die das animative Anleiten von umgangsmäßigem Singen souverän und professionell verstehen. Eine wesentliche Ursache dafür liegt in den Studienplänen der Musiklehrerausbildung und vielerorts auch der Kirchenmusiker. Denn wer lernt überhaupt wann und in welchem Fach das Hinführen und Anleiten zu animativem Singen? Schulmusiker sind in und oft auch außerhalb der Schule tätig. Wie die Kirchenmusiker studieren sie in ihrem Fächerkanon immer noch Chor- und Orchesterleitung, was richtig und wichtig ist. Aber wo bitte lernen sie eine animative Singanleitung bis zur einfachen Mehrstimmigkeit, die auch mal aus dem Stegreif improvisiert werden muss? Wo, eine Combo anzuleiten und dafür zu arrangieren? Vielerorts funktioniert das immer noch nach der Regel: Man hat´s eben oder nicht. Wenn nicht, kommt’s vielleicht später – irgendwie. Wo lernen Studierende Stimmbildungsmethodik? Meist bleibt es doch beim Nachahmen der Einsingübungen des Chorleiters, bei dem man studiert, garniert von diversen „mömi-mömi- mömis“, die man sich aus dem Gesangsunterricht noch gemerkt hat!

Wenn in Deutschland Schulmusiker und Schulmusikerinnen basisnahe Anleitung zum Singen erst im Referendariat lernen, ist es zu spät. An der Qualität des Breitengesangs wird sich hier erst etwas ändern, wenn diese Kompetenzen gewährleistet sind. Ähnliches gilt für Vorschulzeit und Grundschule: Eine solide musikalische Grundausbildung für Erzieherinnen und Erzieher gehört bereits in die Fachschulen. In Nordrhein-Westfalen werden etwa achtzig Prozent des Musikunterrichts an Grundschulen fachfremd erteilt – wenn er überhaupt stattfindet. Wenn die Rahmenbedingungen für das Studium und die Wertigkeit des Schulfachs angemessen verbessert werden, dann werden auch wieder mehr Lehrerinnen und Lehrer für die Grundschule das Fach Musik studieren.

Wer Gesangspädagogik studiert hat, besitzt bestenfalls ein Repertoire an stimmbildnerischer Methodik, hat aber selten Ahnung vom umgangsmäßigen Singen. Am ehesten lernen es noch Studierende der Elementaren Musikpädagogik/Allgemeinen Musikerziehung. Aber auch da kommt es sehr auf die Schwerpunkte der Ausbildungsstätte an.

Über eine Generation wurde in den Elternhäusern aus vielerlei Gründen nicht mehr selbstverständlich gesungen. Die Bereitschaft dazu ist aber da, wie der Boom bei den Eltern-Kind-Gruppen an den Musikschulen deutlich zeigt. Ohne diese Basis und deren professionelle Betreuung werden alle Unternehmungen, die im späteren Alter ansetzen, wenig nützen.
Singanleitung heißt :

  • Ein breites Repertoire von Liedern und Kanons vieler Stilrichtungen verfügbar haben.
  • Lieder für alle Alterstufen; diese unter Umständen spontan auf der angemessenen Schwierigkeitsstufe zielgruppenorientiert präsentieren.
  • „SAM-Sätze“ (Sopran, Alt, Männerstimme in nicht zu extremen Lagen) bereithalten. Weil Männerstimmen fehlten, entstand nach dem zweiten Weltkrieg eine Fülle von Sätzen für Frauenstimmen oder für Frauen- und eine Männerstimme. Heute fehlt es aus anderen Gründen zuweilen an Männerstimmen. Motivierten, aber Ungeübten fehlen oft die extremen Lagen, die erst entwickelt werden müssen. Dafür gibt es zeitgemäße neue Literatur, zum Beispiel Uli Führe: The Lady of Riga (Fidula).
  • Stimmbildnerische Kompetenz zeigen.
  • Kleine Einheiten zum Aufwärmen oder Lockern anbieten und damit Zäsuren setzen.
  • Beim Begleiten nach Funktionen oder Stufen transponieren können, etwa mit Kapodaster auf der Gitarre oder mit Akkordsymbolen am Klavier. Variantenreiche Begleitmodelle unterschiedlicher Stilistiken einsetzen.

Alle, die diese Erfahrungen haben, sind aufgerufen, sie vor Ort und in Fortbildungen weiterzuvermitteln, damit die vielen guten Ansätze, das Singen im Alltag wieder zu beleben, auch Erfolg haben!

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