Dieses finanzierte er mit Musik – Tanzmusik oder Jazz –, was ihm nicht nur nützliche Erfahrungen sicherte, sondern auch die Nähe zu musikalischer Alltagskultur erfahren ließ, etwas, das ihm später sehr zugute kommen sollte. Zunächst steuerte er realitätsnahe Ziele an, widmete sich dem höheren Lehramt, später den Hochschul- und schließlich Universitäts-Disziplinen.
Am 6. März begeht Hermann Rauhe seinen 70. Geburtstag, an dem er auf rührige und erfolgreiche Jahrzehnte seiner beruflichen Entwicklung und Tätigkeit zurückblicken kann. Er begann vor nahezu 50 Jahren seine berufliche Kompetenz auf dem weiten Feld der Musik so aufzubauen, dass sie sich seinem Wunschbild nähern konnte. Dafür gab er eine Beamten-Laufbahn bei der Deutschen Bundespost auf, die wohl den Eltern sicherer erscheinen mochte, um sich dem Studium der Musikwissenschaft und Musikpädagogik zuzuwenden. Dieses finanzierte er mit Musik – Tanzmusik oder Jazz –, was ihm nicht nur nützliche Erfahrungen sicherte, sondern auch die Nähe zu musikalischer Alltagskultur erfahren ließ, etwas, das ihm später sehr zugute kommen sollte. Zunächst steuerte er realitätsnahe Ziele an, widmete sich dem höheren Lehramt, später den Hochschul- und schließlich Universitäts-Disziplinen. Für Hermann Rauhe war die Freie und Hansestadt Hamburg stets sein Mittelpunkt. Seine musikpädagogische Hochschulweihe erhielt er 1965 mit einer Professur für Musikwissenschaft und Musikpädagogik an der Hamburger Hochschule für Musik und darstellende Kunst. Die wissenschaftliche Krönung seines beruflichen Weges erfuhr er mit seiner Berufung als Ordentlicher Professor für Erziehungswissenschaft mit dem Schwerpunkt Musikpädagogik an der Hamburger Universität. Stets blieb er seiner Heimatstadt treu, er verzichtete 1971 darauf, einem Ruf nach Bielefeld und Detmold zu folgen, auch später, 1983, ging er nicht nach Wien, handelte dafür jedoch die Möglichkeit ein, die Hamburger Hochschule großzügig ausbauen zu können. Denn inzwischen war Hermann Rauhe 1978 in das Amt des Präsidenten der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Hamburg berufen worden, ein Amt, das er mit seiner anscheinend nie versiegenden Tat- und Integrationskraft und auch unter Aufbietung aller physischen Reserven ausfüllte, natürlich auch gegen mannigfaltige Widerstände.Sein ganz spezifisches Anliegen umfasste das, was Hermann Rauhe einmal als „Entwicklung wissenschaftlicher Begründungen für die Bedeutung des aktiven Umgangs mit Musik für die Sozialisierung, Bildung und Erziehung des Menschen“ umschrieben hat. Diese, seine Ideenwelt pflegte er gelegentlich mit dem Etikett „Legitimationsforschung“ zu umschreiben, oder auch mit der Allerweltsformel „Jeder braucht Musik“. Doch ihm war es ernst damit, spiegelt sich doch darin ein wichtiger Aspekt seiner Grundhaltung „Seid umschlungen, Millionen“: mit Musik, durch Musik, was immer darunter verstanden wurde und wird. Selbst auch musizierend – am Flügel als gelegentlicher „TV-Moderator“ – , hat er seine Vorstellungen zu vermitteln versucht, hat forschend, lehrend und planend seine Konzepte verfolgt, hat die Hamburger Hochschule baulich wie inhaltlich weiter zu bringen versucht. Stets suchte er Mitstreiter und fand sie auch. Für seine Ausdauer ist er dann auch bestätigt worden, nicht zuletzt – bis heute – in seinem Amt. Eines lag ihm dabei eher fern, er hat kaum im Sinn gehabt – wie würde es unser alter Psychologen-Kollege Peter Hofstätter ausgedrückt haben – „nur sein Denkmal zu putzen“. Was ihn vorwärtstrieb, das war vor allem der stets erneuerte Versuch, das Musikalische für die Menschen fassbar, erfahrbar zu machen, es in ihnen auf- oder weiterleben zu lassen. Dabei begann er schon früh, die zunächst nur zu häufig als Ursache für Kulturverfall gescholtenen Kommunikationsmedien einzubeziehen. Zur Maxime des „trial and error“ ist zu sagen: Hermann Rauhe hat im „trial“ den „error“ nicht beiseite geschoben, er steuerte oft um, was dann auch zu seinem Erfolg beitrug. Und so kann man sagen: Hermann Rauhe hat sich um die musikalische Kultur im deutschen Sprachraum, speziell aber um die seiner Heimatstadt Hamburg verdient gemacht.