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Eine ukrainische Alternative

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Die Längsflöte Sopilka nimmt einen der Blockflöte vergleichbaren Rang ein
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Im vergangenen Jahr fand in der westukrainischen Stadt Lemberg (Lwiw) der „Erste Regionale Galizische Iwan Sklar/Eugen Bobrownikow-Wettbewerb für junge Sopilka- und Blockflötenspieler“ statt. Eingeladen waren Schülerinnen und Schüler zwischen 10 und 16 Jahren aus der Ukraine und aus Deutschland. Richard Voss, einziges deutsches Jurymitglied, sprach für die neue musikzeitung mit dem Vorsitzenden der Jury, Myroslav Kortschynskij über ein Instrument, das eine interessante Ergänzung zur Blockflötenausbildung darstellen könnte.

Im vergangenen Jahr fand in der westukrainischen Stadt Lemberg (Lwiw) der „Erste Regionale Galizische Iwan Sklar/Eugen Bobrownikow-Wettbewerb für junge Sopilka- und Blockflötenspieler“ statt. Eingeladen waren Schülerinnen und Schüler zwischen 10 und 16 Jahren aus der Ukraine und aus Deutschland. Richard Voss, einziges deutsches Jurymitglied, sprach für die neue musikzeitung mit dem Vorsitzenden der Jury, Myroslav Kortschynskij über ein Instrument, das eine interessante Ergänzung zur Blockflötenausbildung darstellen könnte. nmz: Die meisten Leser der neuen musikzeitung werden die Sopilka nicht kennen. Könnten Sie ihnen dieses Instrument kurz vorstellen?

Myroslav Kortschynskij: Die Sopilka hat Ähnlichkeit mit der Blockflöte, ist aber zylindrisch gebaut und hat deshalb einen größeren Tonumfang (Sopran: c’ bis a’’’). Durch den kleineren Kopf und die Anordnung des Labiums auf der Rückseite der Flöte sind dynamisches Spiel und Änderung der Klangfarbe besser möglich als auf der Blockflöte. Die vor 32 Jahren eingeführte chromatisch gestimmte Sopilka besitzt 10 Grifflöcher und ist eine Weiterentwicklung der traditionellen, diatonischen „Hirtenflöte“ mit 6 Grifflöchern. Im Vergleich zur Blockflöte gibt es weniger ungünstige „Gabelgriffe“, viele Triller und Halbtöne sind einfacher auszuführen als bei der Blockflöte (Doppellöcher/-klappen!).

: Wer kam auf die Idee, aus der 6-löchrigen, diatonisch gestimmten Sopilka, dem hölzernen Pendant der irischen Tinwhistle, eine 10-löchrige, chromatisch gestimmte Längsflöte zu entwickeln?

Kortschynskij: Es war der Bandura- und Sopilkaspieler, Musikautor und Dichter Iwan Sklar (1906–1970), der zunächst das Ziel hatte, die traditionelle diatonische Sopilka als Standardinstrument einzuführen und zu verbreiten, um so die Voraussetzungen für eine neue professionelle Sopilka-Schule zu schaffen. Die gegenwärtige 10-löchrige Sopilka wurde 1968 von Dmytro Demintschuk entwickelt und patentiert.

: Welche Umstände waren für die Entwicklung der chromatischen Sopilka verantwortlich?

Kortschynskij: Ein Hauptgrund war die revolutionäre Umwandlung beziehungsweise Integration traditioneller ukrainischer Musik in die professionelle Kunstmusik. In der Zeit zwischen 1953 und 1955 verwirklichte Eugen Bobrownikow einen praktischen Versuch in dieser Richtung, nämlich Sopilka zu unterrichten, vertiefte diesen aber nicht weiter. Anfang der 70er-Jahre fühlte ich mich dazu berufen, diese ersten Ansätze der Anerkennung und Einführung der Sopilka als Instrument an Musikhochschulen professionell auszubauen: Als Versuchsprojekt lehrte ich entgegen den damaligen ideologischen Direktiven (nationale Instrumente waren nicht erlaubt) einigen Studenten das Sopilkaspiel. Mein Kampf gegen die dilettantische Auslegung der Sopilkakunst und meine wissenschaftliche Aufarbeitung der Sopilkaproblematik führten zu ersten Erfolgen, etwa Gewinnen bei Wissenschafts- und anderen Wettbewerben. Dadurch wurden zwar die Skeptiker beruhigt und überzeugt, die damaligen Parteifunktionäre allerdings zornig. Außerhalb der Hochschule gründete ich zudem ein Familienensemble und ein Sopilkaquintett (Bass-, Tenor-, Alt-, Sopran- und Sopranino-Sopilkas), mit denen ich zahlreiche Konzerte gebe.

: Welchen Stellenwert hat die Sopilka heute im Musikleben der Ukraine?

Kortschynskij: Zahlreiche Volksmärchen und Balladen, in denen die Sopilka als Metapher zur Überwindung des Bösen vorkommt, dokumentieren die Bedeutung der Sopilka im Bewusstsein der Menschen. Sopilkas sind nicht wegzudenken aus der Folklore und dem Alltag. Sopilka wird gegenwärtig in allen Schulen gelehrt, seit 1980 auch im Kulturinstitut. Sie ist eine Hauptkomponente des klassischen Folkloregenres „Troiska Musika“ („Musik zu dritt“ in der Besetzung: Sopilka – Geige – Zimbel). Da die Ukraine seit 1991 unabhängig ist, hielt die Sopilka vermehrt als Soloinstrument Einzug in Ensembles, Volksorchester, Blas- und Militärorchester. Inzwischen gibt es gute Lehrwerke und Literatur (unter anderem von Roman Dwerij), die für den Unterricht verwendet werden. Mittlerweile werden Werke aus allen musikalischen Epochen auch auf Sopilka gespielt. Sie hat sich also vom einfachen Volksinstrument zum anspruchsvollen und „vollwertigen“ Profi-Instrument gemausert.

: Welche Bedeutung hat die Blockflöte in der Ukraine, verglichen mit der Sopilka?

Kortschynskij: Die Blockflöte nimmt (noch) keinen festen Platz in der Ukraine ein. Ich hoffe, dass durch das Zusammentreffen der beiden Flöten (wie beim letztjährigen Wettbewerb) über Grenzen hinweg Schüler, Lehrer und Musiker Neues über die jeweils „andere“ Flöte, deren Spieltechnik et cetera erfahren und lernen können. Diese Begegnung war ein wichtiger Schritt in der Geschichte der Sopilka, die außerhalb der Ukraine bisher kaum bekannt ist. Wir hoffen, dass durch solche Kontakte und Öffentlichkeitsarbeit auch Menschen in Deutschland für dieses Instrument interessiert werden. Deshalb bestehen auch jetzt Überlegungen, den Wettbewerb im kommenden Jahr fortzusetzen.

Kontakt: Richard.Voss [at] t-online.de (Richard[dot]Voss[at]t-online[dot]de)

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