Wie in der Mai-Ausgabe angekündigt, folgt dem allgemeinen Streifzug durch die Messe-Neuheiten der Musikverlage (nmz 5/2010, Seite 36) ein Blick auf pädagogisch relevante Neuerscheinungen.
Auffällig ist zunächst einmal die Fülle an Schlagzeugschulen, die den Boom widerspiegelt, den dieses Instrument nach wie vor erlebt. Die ganz jungen Anfänger im Blick, hat Lukas Fabian Meier für „Die kleine Schlagzeugschule“ (AMA) ein Farbsystem entwickelt, das die Einzelelemente des Drumsets (das mit den beigefügten Farbkartons zu präparieren ist) in der Notation optisch einfacher nachvollziehbar macht. An Jugendliche wendet sich Christian Nowak mit „Ich werde Schlagzeuger!“ (AMA) und vermittelt die Grundlagen des Schlagzeugspiels mit Play-Alongs und einem zusätzlichen Beiheft auf beigelegter CD. Sehr systematisch und klar, ohne eine bestimmte Alterszielgruppe im Blick, bereitet Wolfgang Kroh in „All about Drumming“ das Thema auf (Peters).
Alle Übungen und Etüden sind auf der CD verfügbar. Neu in die Schlagzeug-Pädagogik eingestiegen ist man bei Breitkopf: „Drumroad 1“ von Ralf Kleinehanding stellt die Basistechniken am Drumset in den Vordergrund. Ein zusätzlich eingelegtes Heft enthält unter anderem weitere Spielstücke für die Toms. Mit der „AMA-Cajón-Schule“ reagiert Charly Böck auf den Siegeszug, den die vielseitige Rhythmuskiste in den vergangenen Jahren angetreten hat. Sinnfällig in übersichtlich illustrierte einleitende Grundlagen, Übungen, Rhythmen, moderne Grooves und Spielstücke gegliedert, eignet sich das Buch (mit CD) sicher auch zur ersten Orientierung im Selbstunterricht.
In der „Mein schönstes Hobby“-Serie der Instrumentalschulen bei Schott ist in bewährter Systematik und Optik nun auch eine Klarinettenschule verfügbar. Rudolf Mauz führt Anfänger an der deutschen und der Boehm-Klarinette bis zum ersten „Pomp and Circumstance“-Marsch Edward Elgars. Alfred Pfortners „Violinschule für den Einzelunterricht“ (Siebenhüner) richtet sich im Titel an „ambitionierte Schüler“ und gliedert den Stoff in 15 Lektionen vom Spiel auf leeren Saiten bis zur C-Dur Tonleiter in zwei Oktaven. Entsprechende Spielstücke, deren Begleitungen mit Klavier oder zweiter Violine auf einer beigefügten CD zur Verfügung stehen, ergänzen den Band. Dem Umstand, dass mit der Entwicklung kleinerer Instrumente der Einstieg ins Kontrabass-Spiel nun schon recht früh beginnen kann, trägt Thomas Schlinks Schule für Kinder und Jugendliche Rechnung: „Kontrabass!“ (Breitkopf). Der erste Band ergänzt die Lektionen mit hilfreichen Illustrationen, kleinen Aufgaben zum Notenlernen und viel Spielmaterial.
Ausdrücklich für den Gruppenunterricht ab 6 Jahren ist die Klavierschule „Manege frei“ von Thomas Baum, Andrea Boß-Heyens und Heinz Jürgen Küpper gedacht (Peters), wobei diese besondere Konstellation insofern didaktische Berücksichtigung findet, als dass zu den meisten Stücken „Werkzeugkisten“ als Bausteine für improvisierendes Begleiten angeboten werden, bei denen Rhythmus, Intervallabstand und Melodierichtung, nicht aber die Anfangstöne feststehen.
Improvisatorisches spielt auch in Manfred Schmitzs „Klavierschule für Alle“ eine Rolle, die ausdrücklich auch auf Liedbegleitung mit Akkordsymbolen hinführt (AMA). Herbert Wiedemann wiederum stellt den Aspekt „improvisatorisches Lernen“ in den Mittelpunkt eines neuen Lehrwerks, das dem Titel „Klavier spielend begreifen“ in vielerlei Hinsicht gerecht wird (Bosse). Aus Spielstücken herausgelöste Elemente dienen hierbei als Ausgangspunkt für Neues oder als Hilfe bei der Einstudierung derselben.
Als Anleitung für Erwachsene, die singende Kinder auf der Gitarre begleiten wollen, versteht sich der Band „Mit Kindern singen – Rolfs Gitarrenschule“, den Sikorski-Zugpferd Rolf Zuckowski zusammen mit Roni Zucker herausgegeben hat. Viele farbige Markierungen und Visualisierungen zielen ausdrücklich aufs Selbststudium, auch die CD leistet hier handfeste Unterstützung.
In vielen Instrumentalschulen wird die Musiklehre gleich mitvermittelt, ergänzendes Material ist aber gleichwohl willkommen. Ricarda Rätz legt ihren Band „Musiktheorie für Jung und Alt“ (Hofmeister) so an, dass er für das Selbststudium oder als Ergänzung zum Unterricht eingesetzt werden kann. Tonhöhen und Rhythmus werden in getrennten Abschnitten abgehandelt, in die Erklärungen und praktischen Übungen sind bisweilen kleine historische Exkurse eingestreut.
Wieland Ziegenrückers bewährtes, in Lehrsätze eingeteiltes „ABC Musik“ liegt bei Breitkopf mittlerweile in einer sechsten, deutlich überarbeiteten Auflage vor; ergänzt sind weitere Instrumente, die akustischen Grundlagen wurden erweitert, die Akkordsymbolschrift modernisiert.
Seine Kenntnisse in der Notenschrift kann man dann anhand von Thomas Moshammers „Notenrätsel für schlaue Notenfüchse“ (AMA) erproben, Katharina Apostolidis hat dazu außerdem ihr „magisches Notenbuch“ mit Rätseln und Spielen zum Notenlernen für den Bratschenschlüssel umgearbeitet (Edition Conbrio).
Spielmaterial
Neben den Instrumentalschulen selbst besteht natürlich eine permanente Nachfrage nach neuem Spielmaterial. Drei Sammlungen bedienen diese in Sachen Blockflöte: „Kraut & Rüben“ für Sopran-Blockflöte (mit zweiter Stimme für Sopran oder Alt) von Irmhild Beutler und Sylvia Rosin (Breitkopf) bietet eine bunte Auswahl mit Liedern aus aller Welt und Stücken zum Jahreskreis; Barbara Hintermeier ergänzt mit „Zu zweit durchs Blockflötenland“ die entsprechende Schule bei De Haske um 30 Duette (zweite Stimme: Sopran oder Tenor); gleiches gilt für den „Liederspatz“ (Schuh, mit CD), der auf den „Blockflötenspatz“ abgestimmte Stücke für ein bis zwei Sopranblockflöten und teilweise auch weitere Begleitstimmen für Schlaginstrumente und Stabspiel sowie Akkordbezifferungen enthält.
„Ohrwürmer“ für ein bis zwei Gitarren in leichten Bearbeitungen legt Jean-Peter Braun bei der Edition Conbrio vor, die Illustrationen zum „Lied der Schlümpfe“ und anderen Dauerbrennern wie „Auf der Mauer, auf der Lauer“ oder „Wer hat an der Uhr gedreht?“ stammen vom nmz-Cartoonisten Rupert Hörbst. Liebevoll illustriert ist natürlich auch der Hilbert/Janosa-Band „Ritter Rost für Klavier vierhändig“ (Edition Conbrio), die CD spielt einem den „Prinz von Katalanien“ oder des Burgfräuleins „Angriffslied“ auf Wunsch in der Vollversion und im Halbplayback vor.
In andere stilistische Gefilde führt Felix Janosa mit „Science-Fiction-Piano“ (Edition Conbrio). Seine 19 „galaktischen“, aber spätestens ab der Mittelstufe leicht zu bewältigenden Klavierstücke spielen gekonnt mit sphärischen Harmonien und Grooves (siehe Playback-CD); sogar ein Hauch Esbjörn Svensson („From Gagarin’s Point of View“ hieß schließlich die Scheibe, mit der dieser seinerzeit den Durchbruch schaffte) durchweht hier die Galaxien. Die bewährte Serie zum Vom-Blatt-Spiel führt John Kember mit „More Piano Sight Reading“ (für Klavier zu zwei und vier Händen) bei Schott fort, in lateinamerikanische Piano-Stilistiken laden Gustavo Beytelmann („Solo Tango Solo Piano“, Universal Edition) und Volker Dunisch („Let’s go Latin! Tango, Salsa & more Piano Styles“, Sikorski) ein.
Bei der Universal Edition läuft eine andere Reihe erfolgreich weiter: Die Zusammenstellungen unter dem Motto „Repertoire Explorer“ sind für Klarinette und Flöte bei Band 2 angekommen, Leichteres für Flöte bietet, ebenfalls bei der UE, das Heft „Easy Play Along Flute“ (mit Stücken von Vivaldi bis Dvorák).
Neu ist die Serie „Bärenreiter Easy Concertos“, in der Kurt Sassmannshaus seine erfolgreichen Unterrichtswerke um Schülerkonzerte ergänzt (darunter Oskar Riedings h-Moll-Konzert op. 35, Friedrich Seitz’ Schülerkonzert Nr.1, G-Dur op. 13 und Vivaldis a-Moll-Konzert op. 3/6). Vorworte klären die notwendigen instrumentaltechnischen Voraussetzungen, den Schwierigkeitsgrad in Bezug auf die Sassmannshaus-Schulen, den VdM-Lehrplan, die Literaturlisten von „Jugend musiziert“ und das Level der Online-Kurse Violinmasterclass.com. Das Rieding-Konzert liegt außerdem auch in Zakhar Brons Serie bei AMA mit ausführlicher Unterrichts-DVD vor.
Den Aufbruch ins Zeitgenössische will das „Violin Project“ der Universal Edition befördern und hat unter anderem bei Luke Bedford, Cristóbal Halffter (ein leichteres Stück für zwei Violinen), Salvatore Sciarrino und Johannes Maria Staud Solowerke in Auftrag gegeben. Carolin Widmann, Daniel Hope und Ioana Petcu-Colan als Paten locken mit leichteren (ein „Estländler“ von Arvo Pärt etwa) bis äußerst anspruchsvollen Werken. Insgesamt hohe technische Anforderungen stellt Dieter Hähnchens Zusammenstellung „Zeitgenössische Fagottmusik“ bei Hofmeister. Eine ausführliche „Einführung in moderne Spieltechniken“ führt aber gezielt auf die Stücke für Fagott solo hin, darunter eine „Air“ von Georg Katzer und eine viersätzige „Partita“ von Johannes Wallmann.
Klassenmusizieren
Ungebrochen ist der Boom beim Thema Klassenmusizieren. Daniela Utsava Heitz legt bei Peters den zweiten Band der „Blockflötenklasse“ vor, der zwei Schülerhefte (Sopran-Alt/Tenor-Bassblockflöte) und ein Lehrerheft (gleichzeitig Partitur) umfasst. Die knapp 50 Stücke bauen im Schwierigkeitsgrad auf Band 1 auf, einige sind mit Klavierbegleitung und/oder Akkordsymbolen versehen. Johannes Begemann rührt in „Bläser sind klasse“ (Schott) mit 15 Arrangements eine wilde Mischung von Beethovens Fünfter bis „Er gehört zu mir“ an. Die Stücke sind sechs- bis achtstimmig gesetzt, dazu kommen Schlagzeug, Bass und manchmal auch E-Gitarre. Die Stimmen sind auf der CD als pdf enthalten, außerdem einige Stücke als Midi-Files.
„Mittelschwere Spielstücke für das Klassenmusizieren mit Bläsern“ hat Urs Pfister bei Hug herausgegeben, der „Bläser-Spaß 2“ umfasst Populäres, Volksmusik und Klassik (darunter „No woman, no cry“, „I will follow him“ oder die Romanze aus der „Kleinen Nachtmusik“). Die Partitur enthält alle Stücke in CD-Einspielungen, die Stimmen gibt es separat. Birgit und Peter Boch haben für das Set „Streicher sind klasse“ (Schott) zehn durchgehend vierstimmige Arrangements geschrieben, vier davon wurden im Basisband „Streicher sind klasse“ bereits unisono eingeführt.
Weiteres Material für Schulmusiker bietet Petra Hügels Band „Musikstile aktiv“ (Schott/Klett): Arbeitsblätter und Arrangements führen in populäre Musikstile aus aller Welt ein (Blues, Soul, Pop, Reggae, HipHop), Originale und Playbacks liefert die CD. Im klassischen Genre bewegen sich Renate und Walter Kern und nennen ihre Sammlung „Klassik aktiv, klassische Musik ganzheitlich erleben“ (Helbling). Elf Stücke zum Singen, Musizieren (viele Bodypercussion-Elemente), Tanzen und Gestalten von Bach bis Grieg enthält dieser zweite Band, der für den Musikunterricht der 4. bis 8. Jahrgangsstufe gedacht ist (mit Videosequenzen und Lösungen der Arbeitsblätter, sowie Einspielungen der Arrangements auf CD). Ebenfalls bei Helbling ist Walter Kerns „Liedbegleitung elementar“ erschienen. Es geht vornehmlich um ostinate Begleitformen mit Körperpercussion, Rhythmus- und Orff-Instrumenten, Klangstäben und Boomwhackers, wobei im zweiten Heft noch eine Gitarre hinzukommt. Eine CD mit Audio- und Videomaterial liegt jeweils bei, separat ist ein Videoworkshop auf DVD erhältlich.
Viele Elemente zum Musizieren in der Klasse enthalten auch die Hefte „Black Music. Von der Musik der Sklaven zur musikalischen Weltsprache“ (ab der 7. Jahrgangsstufe) und „Vi- deoclips. Musik für Augen und Ohren“ (mit Filmausschnitten und Videoclips auf DVD, beides Helbling). Reiches Anschauungsmaterial bieten außerdem zwei Helbling-DVDs zur Instrumentenkunde, die mit ausführlichen Videosequenzen in die Welt der Schlaginstrumente beziehungsweise der Blechblas- und Harmonikainstrumente einführen.
Schließlich sei noch ein Kuriosum in Sachen „pädagogische Musik“ angezeigt: Django Bates hat – quasi als Gegenstück zum „One Note Samba“ – einen „Interval Song“ komponiert (Peters). Der Clou: Alle Intervalle werden in Text und Noten abgearbeitet („this is a minor second, this is a perfect fourth …“). Dank der chromatischen Sambabegleitung kommen alle Intervalle von sämtlichen zwölf Basstönen aus vor, wobei stufenweises Playback das Einüben erleichtert. Ein köstlich an den Nerven sägendes Stück auskomponierter Gehörbildung für Unisono-Chor! Bleibt bloß die Frage: Wer macht dazu die deutsche Version?