Da sitzt er: Monet, der Leibhaftige. Mit rauschigem Bart und dickem Bauch, trinkt zu früher Stunde Rotwein und ergießt sich über Kunst. Mit dabei sitzen Debussy und Renoir, die ihre Nasen ebenfalls im Glas vegraben haben. Rundherum Tische und Stühle, Laternen, eine kleine Straße. Viel Mühe haben die Studierenden der Hochschule für Musik und Theater in Saarbrücken in die Kulissen gesteckt.
Da sitzt er: Monet, der Leibhaftige. Mit rauschigem Bart und dickem Bauch, trinkt zu früher Stunde Rotwein und ergießt sich über Kunst. Mit dabei sitzen Debussy und Renoir, die ihre Nasen ebenfalls im Glas vegraben haben. Rundherum Tische und Stühle, Laternen, eine kleine Straße. Viel Mühe haben die Studierenden der Hochschule für Musik und Theater in Saarbrücken in die Kulissen gesteckt.Dass Monet eigentlich gar nicht Monet ist, sondern der Museumspädagoge des Saarlandmuseums, Wolfgang Birk, vergisst man leicht. Die beiden anderen Schauspieler scheinen im Vergleich ein wenig zu faltenlos, aber man hat ja Fantasie. Vor allem die 150 Grundschulkinder, die in den Museumssaal geströmt sind. Motto: Tanz der Farben. Diese wirbeln dann auch recht aufdringlich herum. In rot, blau und gelb gekleidet, hüpfen drei Kommilitonen durchs Publikum und schneiden eindrucksvolle Grimassen. Doch so sehr sie sich bemühen, die jungen Zuschauer sind ihnen überlegen. Einer streckt die Zunge heraus: „Bäh!“ Unnachahmlich. Im Zusammenhang mit der Ausstellung „Die Entdeckung des Lichts“ (noch bis zum 1. Juli im Saarlandmuseum zu besichtigen) fand dieses Kinderkonzert zum Thema Impressionismus statt. Seit letztem Oktober arbeiteten die Studenten der Elementaren Musikpädagogik an der Bühnenreife ihres Werkes. Seit letztem Oktober, das bedeutet ein halbes Jahr Arbeit zusätzlich zum Studium: „Es war schon sehr stressig“, gesteht Esther Klein, alias Renoir, „aber es macht unglaublich viel Spaß. Jeder aus der Gruppe ist voll dabei.“ Das ist zu spüren, auch wenn das Engagement bisweilen nicht zur vollen Entfaltung kommt.„Manche Szenen wirken noch zu verhalten“, meint eine der wenigen erwachsenen Zuschauerinnen. Zum Beispiel in „Die Musik kommt“, einer improvisierten Vertonung des Gedichts von Detlef von Liliencron. Originelle Ideen gibt es zuhauf: Gemüsereiben, Radiogeräte, Saugglocken, Zeitungen, Besteck werden ihres Urzwecks beraubt und mit konventionellem Instrumentarium kombiniert. Doch hätte diese Szene durchaus noch stilisierter ausfallen dürfen. Die Kinder zeigen da weniger Scheu. Als Moderator Michael Dartsch, Professor für Elementare Musikpädagogik, zur Vokalimprovisation ruft, lassen sie sich nicht lange bitten. Bemerkenswert, wie er es schafft, das Gewusel trotz geballten Überschwangs im Zaum zu halten. Die eine Hälfte zischt und brummelt, wispert und prustet. Währenddessen malt der andere Teil seine Eindrücke auf eine Rolle Papier. Anschließend wird gewechselt. Unter den neidischen Blicken der Lehrer verläuft die Rückkehr auf die Plätze ohne Gedränge – das Chaos bleibt aus.
Fünfmal wurde das Kinderkonzert mit Werken Debussys und Ravels (live und vom Band) aufgeführt. Es gibt sogar Anfragen von anderen Schulen, die die Truppe für ihre Klassen mieten wollen. Da erübrigt sich die Frage, wie die Inszenierung beim Publikum ankam. „Wir hatten schon den Eindruck, dass es den Kindern gefallen hat“, bestätigt dann auch Monique Steffen, die in der Rhythmik-Tanzgruppe mitwirkte. Die positive Resonanz bei der Generalprobe vor älteren Zuschauern zeigte überdies, dass das Programm auf verschiedene Zielgruppen adaptiert werden kann. Trotz mancher Lücken im Spannungsbogen und kleiner Schönheitsfehler, etwa der teils indiskreten Beleuchtung oder der mäßigen Soundanlage: das Konzept ist gelungen. „Eine sehr interessante Idee, bildende Kunst, Theater und Musik auf so lebendige Weise zusammenzuführen“, so das Fazit von Barbara Stiller, Projektleiterin der „Initiative Konzerte für Kinder“ der Jeunesses Musicales Deutschland: „Schön, dass das junge Publikum so abwechslungsreich in das Geschehen integriert war: als Zuhörer, Maler und Mitspieler. Für jeden war etwas dabei.“ Die Symbiose ist also geglückt. Prost Herr Monet! Sie haben es sich verdient.