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Jungen Gitarristen eine Chance bieten

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Der Anna-Amalia-Wettbewerb in Weimar
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Schließlich durften sie doch noch in der Goethe-Schiller-Stadt antreten, die über 70 jungen Gitarristen, zwischen 8 und 20 Jahre alt, aus 12 europäischen Ländern. Um die wackelnde Finanzierung doch noch zu sichern, halfen sie in letzter Minute zusammen: der Justizminister ergänzte aus seinem Lotto-Sack, was das Budget des Kultusministers nicht mehr erlaubte. Und auch Degussa-Gold („forschen, bilden, erhalten“), die Orts- und Landes-Sparkassen-Stiftungen sowie weitere Spender aus der Region hatten ebenso begriffen, dass der Einsatz für das von jungen Menschen meistgefragte Musikschulinstrument eine lohnende Investition ist, der man sich nicht verschließen sollte. Noch dazu wenn hier in Musik Heranwachsende herausragende Beispiele musikalischer Leistung und künstlerischer Ausdrucksfähigkeit liefern, Gleichaltrige mit Spannung zuhören und von einander lernen.

Auf dem Podium stehen sie ein wenig im Schatten der streichenden, blasenden und in die Tasten greifenden Musikerkommilitonen. Die Gitarre ist ein stilleres Instrument, aber hoch sensibel, wenn geübte, flinke Hände die sechs Saiten zum Klingen bringen und eine musikalische Kultur bis zur dramatischen Klangfülle entfallen lassen, vor allem wenn dahinter junge Menschenkinder sitzen, die ganz versunken ihre Musik zwischen Bach und Avantgarde gestalten.

Das zu erleben, war das eindrucksvollste in diesem für Kinder und Jugendliche zum siebten Male ausgeschriebenen Gitarrenwettbewerb. Der Herzogin Anna Amalia deshalb gewidmet, weil sie vor über zwei Jahrhunderten die Gitarre aus Italien nach Weimar importierte und hier dem Instrument Glanz und Würde verschaffte. Heute steht dahinter – ganz schlicht Weimarer Gitarre-Verein genannt – ein Häuflein ehrenamtlich engagierter Künstler und Pädagogen, vorne dran der Weimarer Hochschulprofessor Jürgen Rost und sein Adlatus Heiner Donath. Ihnen öffnete sich das wohlbekannte Musikgymnasium Schloss Belvedere mit seiner exquisiten Saalbau-Akustik und zum Abschluss der erneuerte Hochschul-Konzertsaal.
Der Jury, die die Teilnehmer nicht nur bewertete, sondern anschließend auch beratende Gespräche anbot, gehörten unter dem Vorsitz von Monika Rost an Vincent Airault aus Paris, Nora Buschmann aus Berlin, Alfred Eickholt aus Wuppertal, Konrad Ragossnig aus Wien und Petr Saidl aus dem ostböhmischen Pardubice (Tschechien). Sie durften in den drei Altersgruppen Preise in Gesamthöhe von 5.000 Euro vergeben, so etwa die 1. Preise an Andrea Gonzales Caballero (12 Jahre) aus Spanien, Petr Beneš (16) aus Tschechien und Magdalena Kaltcheva (17) aus Deutschland, während die weiteren Auszeichnungen an nicht weniger exzellente Leistungen aus Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Polen und Rumänien gingen, so auch der „EMCY Art for Music Prize“ an den Tschechen Petr Beneš als dem höchstpunktierten Preisträger.

Der Wettbewerb ist gleichsam in ein Festival gebettet mit Instrumenten- und Musikalienschau und Konzertbeiträgen internationaler Künstler und ehemaliger Laureaten. Umgekehrt stellten diesjäh-rige Preisträger bei den gleichzeitigen Frühjahrstagen für zeitgenössische Musik in Weimar ihr Pflichtprogramm vor, das die Thüringer Komponisten Baldur Böhme, Johannes K. Hildebrandt, Franz Just und Helmut Lang im Auftrage des Veranstalters geschrieben hatten. Dafür zeichnete der Verein „via nova – zeitgenössische Musik in Thüringen“ die besten Interpretationen dieser Pflichtstücke mit Sonderpreisen aus.

In zwei Jahren sind wiederum Kinder und Jugendliche bis zu 20 Jahren zum nächsten „Anna Amalia Gitarrenwettbewerb“ geladen.

www.gitarre verein-weimar.de

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