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Kindgerechte Vorbereitung aufs Fagottspiel

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Das Fagottino und seine Bedeutung für den Instrumentalunterricht
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Im Rahmen eines Landesfachkurses der Musikschule „J.S. Bach“ in Leipzig fand im September das 1. Fagottino-Symposium statt. Der Teilnehmerkreis bestand überwiegend aus Pädagogen, die zum Teil mit ihren Schülern angereist waren. Aber auch interessierte Eltern und Instrumentenbauer kamen, um an einem ersten Erfahrungsaustausch rund um das Thema Fagottino teilzunehmen. Zum Auftakt demonstrierte die Schar der jungen Schülerinnen und Schüler mit Kammermusikwerken in verschiedenen Besetzungen den selbstverständlichen Umgang mit den kleinen Fagotten. Die Begeisterung des Zusammenspiels war so groß, dass die Kinder spontan beschlossen, in die Stadt zu ziehen, um dort als Straßenmusikanten aufzutreten.

Einleitend wurde zunächst aus verschiedenen Blickwinkeln ein Überblick über den derzeitigen Status des Fagottinos gegeben. Besonders interessierten natürlich die Ansichten aus der Perspektive der Fachkolleginnen und -kollegen. Nur sehr langsam können sich gegen anfängliche Skepsis und Zurückhaltung die überwiegend positiven Erfahrungen derjenigen Pädagogen durchsetzen, die sich inzwischen eingehend mit dem Fagottinounterricht ab einem Alter von ungefähr sechs Jahren befasst haben. Weit über zehn Jahre ist es her, dass kleine Fagotte in Quint- und Quartlage in den Prospekten der Instrumentenbauer auftauchten und zur Diskussion anregten. Dabei haben sich in der Zwischenzeit wesentliche Verbesserungen vollzogen, die das Fagottino in seiner heutigen Form zum idealen Vorläufer für den problemlosen Umstieg auf das große Fagott entwickeln konnten. Besonders sei hier das Interesse von Guntram Wolf erwähnt, der als Teilnehmer mit dem Fachwissen des Instrumentenbauers stets ein offenes Ohr für alle Fragen und Anregungen zeigte und spontan die Realisierung von Vorschlägen aus dem Symposium zusagte. Einer thematischen Gliederung folgend, wurden dann die folgenden Aspekte referiert und erörtert:

• pädagogische Fragen des frühkindlichen Instrumentalunterrichts,
• methodische Aspekte unter Berücksichtigung der vorhandenen Lehrwerke und Literatur,
• spezifische Probleme des Fagottspiels,
• Anforderungen an das Instrument aus der Sicht des Pädagogen,
• Umstieg vom Fagottino auf das große Fagott.

Bedingt durch die für das Fagott nun gänzlich neue Perspektive des Unterrichtsbeginns bereits ab dem Schulalter, besteht für die didaktischen Konzepte erheblicher Nachholbedarf. Auf der einen Seite gilt es, den etablierten Fagottlehrern geeignete Hilfen für den frühkindlichen Unterricht an die Hand zu geben, um auch der allgemeinen Musiklehre für dieses Alter gerecht zu werden. Auf der anderen Seite müssen die spezifischen Anforderungen des Fagottspiels soweit in die Methodik einfließen, dass zum Beispiel die Technik des linken Daumens einschließlich einer sicheren Beherrschung der Piano-Mechanik von Anfang an in das Lernkonzept eingebunden sind.

Neben den bereits vorhandenen Fagottino-Schulen von G. ter Voert und R. Müller ist seit kurzer Zeit das von Beate von Rüdiger verfasste „Zauberbündel“ erschienen. Das zweibändige Lehrwerk, dem ein pädagogischer Kommentar für Lehrer zugehört, wurde dem Teilnehmerkreis von der Autorin selbst vorgestellt. Aufmachung, kindgerechte Formulierungen, Spiele und Bilder sprechen unmittelbar an und zeigen deutliche Verwandtschaft zu den Inhalten der Musikalischen Früherziehung. Die Diskussion im Teilnehmerkreis zentrierte sich bald auf die Frage, inwieweit eine einheitliche Symbolik für die Darstellung der Griffe gefunden werden sollte, die sowohl unmittelbar umzusetzen ist, als auch den unterschiedlichen Ausstattungen der Instrumente gerecht werden kann.

Noch in der Vorbereitung zum Druck befindet sich die Fagottinoschule von Christoph Peter, die er zusammen mit den Unterrichtserfahrungen aus seiner Tätigkeit in der Schweiz anschaulich den Teilnehmern vorstellte. Ein sensibler Blick für die unterschiedlichen Wesenszüge und die damit verbundenen Bedürfnisse der Kinder prägen seinen pädagogischen Ansatz. Im Vordergrund steht bei ihm die Freude am gemeinsamen Musizieren. Entsprechend groß ist die Sammlung mehrstimmiger Stücke, mit denen die einzelnen Kapitel ausgestattet sind. Flexibilität des Lehrers erfordern die zahlreichen Lieder, die von den Kindern bekanntlich nur in der ihnen vertrauten regional unterschiedlichen Version als richtig akzeptiert werden.

Einigkeit bei allen Teilnehmern des Symposiums bestand darin, dass die Kinder die Töne auf ihren kleinen Instrumenten nicht klingend, sondern gemäß den Griffen benennen sollen. Ein Umstieg auf das große Fagott kann somit völlig problemlos vollzogen werden. Dringend besteht aber nun Bedarf an neuer Literatur und geeigneten Transpositionen für das Zusammenspiel. Dabei ist darauf zu achten, dass beide Fagottino-Stimmungen, in F und in G, Berücksichtigung finden. Die Firma Wolf wird sich dankenswerterweise darum bemühen, als zentrales Forum bald eine Homepage unter der Internet-Adresse www.fagottino.de zur Verfügung zu stellen, wo dann unter anderem hoffentlich viele Notendateien von eifrigen Pädagogen zum Austausch hinterlegt werden können. Wer sich für die im kommenden Jahr geplante Fortsetzung des Symposiums interessiert, wird ebenfalls unter dieser Adresse fündig werden.

Zum Abschluss der Zusammenkunft fand ein öffentliches Konzert statt, bei dem die Kinder zusammen mit den Lehrern durch Spielfreude und Können überzeugten. Als ein gelungenes Beispiel für geeignete Transkriptionen erklang das Trio für Geige, Cello und Klavier von J. Klengel op. 35 Nr. 2 in G-Dur, bei dem die Cellostimme durch ein Quintfagott ersetzt wurde. Stefan Pantzier stellte die jüngst im befoco-Verlag veröffentlichte Sonate KV 292 von Mozart in der Fassung für Quartfagott und Generalbass vor, wobei er ein originales Instrument aus der Zeit um 1800 spielte. Ebenfalls als Geschenk der Lehrer für die aufmerksam lauschenden Kinder gedacht, brachte Heide Boenig die im selben Verlag erschienene Sonate in e-Moll von B. Marcello auf einem Fagottino in G zu Gehör.

Für die weitere Realisierung des frühzeitigen Beginns mit dem Unterricht auf dem Fagottino bedarf es nun der Initiative von Musikschulen, der besondern Berücksichtigung bei der Ausbildung von Studierenden an den Musikhochschulen und der Intensivierung des in Leipzig begründeten Erfahrungsaustausches unter den engagierten Pädagogen.

Internet: www.fagottino.de

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