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Klangerzeugung mit vollem Körpereinsatz

Untertitel
Body Sounds – eine stringent durchinszenierte Bühnenshow für jedes Alter
Publikationsdatum
Body

Musikpädagogische Fachzeitschriften, denen die Verbreitung von praxiserprobten Unterrichtsmaterialien am Herzen liegt, demonstrieren es mitunter schon fast gebetsmühlenartig von Ausgabe zu Ausgabe: Ein Musizieren mit Körperklängen ist in Schule und Musikschule nach wie vor en vogue – und das nicht erst, seitdem die Gruppe Stomp aus New York auch in Europa Einzug gehalten hat. Das Erfinden und Produzieren vielfältiger Klänge ganz ohne Instrumente auf der Basis des Patschens, Klatschens, Schnipsens und Stampfens bezeichnete Carl Orff seinerzeit als Musizieren mit Klanggesten.

Was von Orff für die Arbeit mit musikalisch wenig vorgebildeten Menschen oft als Einstiegsübung gedacht war, hat sich im Laufe der Zeit zu einer eigenständigen Kunstsparte im Kanon musikalisch künstlerischer Ausdrucksmöglichkeiten entwickelt. Bis zum heutigen Tag wurde das Repertoire an Körperklängen um zahlreiche neue Klangeffekte erweitert und die etwas veraltert anmutenden Begrifflichkeiten wurden ins Neudeutsche mit Body- und Mouthpercussion beziehungsweise Vocalsounds übersetzt oder übergeordnet als Bodypercussion bezeichnet.

Body Sounds

Der Wunsch, allein mit der Stimme und den Ausdrucksmöglichkeiten des Körpers Geräusche, Klänge und Harmonien zu produzieren, verhalf dem sechsköpfigen Ensemble Body Sounds aus Potsdam zu seinem Namen. Als „Ursprungswurzel“ bezeichnet Musikpädagogikprofessor Werner Beidinger das Institut für Musikpädagogik der Universität Potsdam. Zweien seiner Absolventinnen war es im Jahre 2002 ein besonderes Anliegen, das im Studium Erlernte und Erworbene nicht ausschließlich der eigenen Unterrichtspraxis zugute kommen zu lassen, sondern die eigenen musikalischen Ausdrucksmedien auch über das Leben an der Uni hinaus weiter zu professionalisieren und vor Publikum auf die Bühne zu bringen. Heute besteht das Ensemble Body Sounds aus drei Frauen und drei Männern mit unterschiedlichen Stimmlagen. Alle sind beruflich in Schule, Musikschule, Musikhochschule oder im freien Beruf als Musiker/-innen tätig und haben ihr Engagement für das Ensemble zum gemeinsamen Hobby erklärt. Im Laufe der Zeit ist ihnen die Inszenierung einer außergewöhnlichen Gesangs- und Percussion-Show gelungen, die durch perfektes Timing, ein großes Spektrum an Klangfarben sowie durch eine gehörige Portion Spielfreude und Spontaneität besticht. Das Programm ist stringent durchinszeniert und zieht die Zuhörenden mitunter so in den Bann, dass sie sich bis zum Schlussakkord gar nicht zu applaudieren trauen.

Von A wie Altenglisch bis Z wie Zulu

Auf der Suche nach künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten mit Stimme und Körper entwickelt die Gruppe A-Capella-Arrangements und Percussion-Stücke voller überraschender Soundeffekte. Ihre Literaturauswahl bezeichnen die Body Soundler selber im positiven Sinne als beliebig in Form von „alles ist möglich“. Die von ihnen präsentierte Musik lebt von einer großen Vielfalt in der Stückauswahl und den ständigen Wechseln von Vokalem und Perkussivem. Vom altenglischen Madrigal bis zum Zulugesang aus Südafrika durchlebt das Auditorium ein riesiges Spektrum an Stimmungen, welches mitunter durch die sensible Einbettung der Stücke in kleine Spielszenen verstärkt wird. Architektonisch ist das Programm so gebaut, dass alle Stücke durch einen großen musikalischen Spannungsbogen gestalterisch miteinander verknüpft sind. Die Herangehensweisen an die verschiedenen Musiken sind stets ähnlich, in den jeweiligen Charakteren jedoch völlig unterschiedlich, und so entstehen reizvolle Kontraste von innig bis furios. Jeder einzelne Programmpunkt lebt mehr von seinem ureigenen Ausdruck als von technischer Virtuosität, das Gesamtszenario wirkt dann wiederum durchaus virtuos. Auch wenn von der Idee her die sechs Körper allein für den Sound sorgen sollen, sind kleine Ausnahmen in Form klangvoller Requisiten erlaubt: Mit Sticks lässt sich auf Tischen rhythmisch besonders präzise musizieren, ein feines Rascheln von Servietten sorgt einen Moment lang für erhöhte Aufmerksamkeit und auch ein perfekt performtes Abstellen von Stühlen sowie ein zwischenzeitlich barfüßiges Musizieren erweitern das Klangspektrum um neue Facetten und sorgen bei Jung und Alt immer wieder für neue Faszination.

Body Sounds für jedes Alter

Was Erwachsene meist bis zur Sprachlosigkeit beeindruckt, muss auch Kinder ins Staunen versetzen, dachten sich die sechs Body Sound-Mitglieder und konzipierten ein neues Konzertprogramm für Kinder und Familien, das jüngst in der Bremer Glocke seine Premiere feierte. Mit großem Erfolg, denn das, was Kinder im Konzert besonders gerne mögen, ist eine gelungene Mischung aus Momenten zum Zuhören und Mitmachen verbunden mit dem Gefühl, selber in das musikalisch-künstlerische Geschehen einbezogen zu werden. Beim neuen Body Sound Konzert für Kinder entsteht für das junge Publikum für kurze Momente der Eindruck, dass es zum gleichberechtigten musizierenden Partner wird, weil es musikalisch mit ähnlichen Ausdrucksmitteln agieren darf wie auch die Künstler auf der Bühne. Mitmach- und Mitspielaktionen sind allseits nicht nur beliebt, sondern für die Förderung der kindlichen Wahrnehmung im Konzert nahezu evident, und das ist bei einer Veranstaltung, in dem allein die Körper und Stimmen regieren, sicherlich so unmittelbar möglich wie andernorts eher selten. Auch bei sinfonischer Musik freut sich ein Publikum in der Regel darüber, selbst eine eigene Stimme in Form eines kleinen Patterns mit Bodypercussion musizieren zu dürfen. Erfahrungsgemäß besteht bei Konzerten für Kinder mitunter dennoch die Gefahr, dass diese Mitmachmomente pädagogisch „aufgesetzt“ wirken und den musikalischen Verlauf auf der Bühne durch zu lautes Klatschen und wenig sensibles Stampfen eher bremsen als unterstützen. Nur ein professioneller Umgang mit diesen körperbezogenen Ausdrucksmitteln weiß dieses zu verhindern, denn ein bühnenreifes Musizieren mit Körper- und Stimmklängen will ebenso gelernt sein wie auch jede andere Art von Instrumentalspiel.
Dass diese besondere Begabung

nur wenigen Menschen vorbehalten bleibt, versteht sich von selbst. Die Übergänge sind jedoch fließend und die Idee, mit einem jungen Publikum ein Mitspielstück mit Klanggesten als Begleitstimme zu einem Instrumentalstück zu musizieren, hat sich mittlerweile in zahlreichen Konzerten für Kinder durchgesetzt.

Elemente der Musiklehre wie das Mitvollziehen prägnanter Rhythmen, einzelner Stimmeinsätze, besonderer Melodieverläufe et cetera wird für Kinder durch den Einsatz von Klanggesten besonders plastisch und praktisch gut umsetzbar. Um ein plumpes Klatschen auf den Zählzeiten eins und drei um jeden Preis zu verhindern, heißt es für die Anleitenden bei der Konzeption dieser Stücke in erster Linie darauf zu achten, dass die Körperklänge in ihren Klangfarben möglichst gut mit den Originalstimmen des Stückes korrespondieren.

Das Musizieren mit Body Sounds will gelernt sein

Allen sechs Mitgliedern des Ensembles Body Sounds ist es ein besonderes Anliegen, ihre Arbeit mit Stimm- und Körperklängen auch an andere Interessierte weiterzugeben. In Fortbildungen und Workshops vermitteln sie Musik- und Instrumentallehrkräften, Orchestermusikern, Musikstudierenden et cetera ein Grundrepertoire an Vocal- und Bodysounds für die eigene Unterrichts- und Konzertpraxis. Und wer dabei lediglich an einfaches Fingerschnipsen und rhythmisches Fußstampfen denkt, hat Body Sounds noch nicht in Aktion erlebt…

Weitere Informationen unter bodysounds.net

 

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