Banner Full-Size

Kreativer Wildwuchs – modern oder zeitlos

Untertitel
Internationales Orff-Symposium Musik für Kinder in Traunwalchen
Publikationsdatum
Body

Carl Orff hätte am 10. Juli 2000 seinen 105. Geburtstag feiern können. Hätte er sich gefreut, dass aus diesem Anlass „sein“ Symposium nicht wie bisher in Salzburg, sondern in Traunwalchens Schloss Pertenstein stattgefunden hat?

Es sind bereits 50 Jahre vergangen seit die ersten der insgesamt fünf Bände des sogenannten Orff-Schulwerkes mit dem Untertitel „Musik für Kinder“ erschienen sind. Dies rückte in den Mittelpunkt des diesjährigen „Internationalen Symposiums“, welches alle fünf Jahre beliebter Treffpunkt nicht nur der Orff’ler ist. Geht es doch darum, die pädagogischen Ideen Orffs immer wieder aufzuzeigen, zu klären, zu hinterfragen und vielleicht auch wieder neu zu beleben. Carl Orff hätte am 10. Juli 2000 seinen 105. Geburtstag feiern können. Hätte er sich gefreut, dass aus diesem Anlass „sein“ Symposium nicht wie bisher in Salzburg, sondern in Traunwalchens Schloss Pertenstein stattgefunden hat? Es ist anzunehmen. Dafür sprechen einige Gründe: Orff kann sich auf diese Weise in seiner bayerischen Heimat zeigen und hören lassen. In Traunwalchen befindet sich eine Carl-Orff-Volksschule, wo fähige Lehrer und Lehrerinnen mit Musikalität, Engagement und dem richtigen pädagogischen Gespür die Schüler und Schülerinnen begeistern können, eine vorbildliche Zusammenarbeit mit der Musikschule pflegen und wo direkte Nähe zu Salzburg und dem Orff-Institut der Universität Mozarteum eine Zusammenarbeit mit deren Dozenten möglich macht. Und schließlich ist Orff ja auch Ehrenbürger dieser Gemeinde.

So hat sich diese kleine Gemeinde entschlossen, unter Federführung der Leitung und dem Lehrpersonal der Volksschule mit tatkräftiger Hilfe des Landkreises, der zuständigen Landtagsabgeordneten, der Ministerin Hohlmeier als Schirmherrin, des Orff-Schulwerk-Forums Salzburg und der Orff-Schulwerk-Gesellschaft Deutschland das Wagnis der Organisation und der inhaltlichen Gestaltung auf sich zu nehmen. Drei Tage lang war den aus allen Erdteilen angereisten Pädagogen ein exzellentes Programm geboten: die festliche Eröffnung mit einer begeistert und begeisternd (von Kindern szenisch hervorragend lebendig und erfrischend ausgeführt!) dargebotenen „carmina burana“. Ein besonderes Lob an den Dirigenten Manfred Hausotter, der mit Schülern – auch ehemaligen – und Lehrern der Volksschule, mit Sängern und Sängerinnen aus Traunwalchen und Umgebung und mit Mitgliedern des Ruperti-Orchesters Traunreut die Aufführung zusammen mit der Choreografie vorzüglich meisterte. Referate, Gesprächskonzerte, Ateliers, Uraufführungen von Auftragskompositionen – sie alle verstanden sich als Angebote für die praktisch-didaktische Umsetzung der Ideen Orffs in den pädagogischen Alltag.

Was diese Ideen betrifft, so wissen wir, dass Orff selbst sein mit Gunild Keetman herausgegebenes Schulwerk als „Wildwuchs“ bezeichnet hat, dem allerdings wichtige Prinzipien zu Grunde liegen, mit dem erfahrene, kreative Pädagoginnen und Pädagogen nicht nur spezifisch-musikalische, sondern auch pädagogische Ziele verwirklichen können und sollen. So versuchte Ulrike Jungmair mit Erfolg, den hier sinngemäß zitierten Ausspruch Orffs, „das Schulwerk soll nicht modern, sondern zeitlos sein; denn alles, was modern ist, wird auch unmodern“, durch einen Rückblick und einen Ausblick dem Auditorium zu vermitteln: Es gehe in erster Linie nicht darum, die Schulwerk-Kompositionen notengetreu abzuspielen, sondern mit deren Hilfe die Lehrenden und die Lernenden anzuspornen, zunächst auf elementarer Basis und mit allmählich steigenden musikalischen Fähigkeiten und Fertigkeiten kreativ singen und spielen zu können. Dabei geht Orff vom Rhythmus, von der Sprache und dem körperlichen Empfinden, der Bewegung aus.

Es wäre sehr zu empfehlen und in der heutige Zeit sehr wichtig, dass sich Pädagoginnen und Pädagogen jeglicher Aufgabenbereiche mit den Ideen und den Möglichkeiten des Orff-Schulwerks auseinandersetzen. Dadurch hätten sie in der von Orff angestrebten Integration von Musik, Sprache, Bewegung und in Verbindung mit kreativen und sozial-kommunikativen Elementen ein wirksames pädagogisches Instrumentarium in vielerlei Formen zu Hand, in dem kognitive, emotionale und soziale Ziele sich gegenseitig ergänzen. So kann das Orff-Schulwerk weiterhin kraftvoll und überzeugend auch im neuen Jahrtausend seine pädagogische Wirkung entfalten.

Weiterlesen mit nmz+

Sie haben bereits ein Online Abo? Hier einloggen.

 

Testen Sie das Digital Abo drei Monate lang für nur € 4,50

oder upgraden Sie Ihr bestehendes Print-Abo für nur € 10,00.

Ihr Account wird sofort freigeschaltet!