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Musiktherapie an Musikschulen

Untertitel
Fortbildung und Fachtagung vom 15. bis 17. November 2002 in Loccum
Publikationsdatum
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Wie das Thema der Fachtagung erkennen ließ, ging es um Einblicke sowohl in die Behindertenarbeit als auch in die Arbeit von Musiktherapeuten an Musikschulen, in freien Praxen und in der Klinik. Zentrale Fragen, die im Hintergrund standen, betrafen den Unterschied oder die Gemeinsamkeiten von Behindertenarbeit und Musiktherapie und die nach der Notwendigkeit beziehungsweise der Begründbarkeit beider Disziplinen an den Musikschulen. In einem ersten Schritt sollte jeder für sich den Unterschied zwischen Musiktherapie und Musikpädagogik klären und aufschreiben. Dies sollte dann eigentlich systematisiert und ausgewertet werden, doch dazu kam es leider nicht, zu vielfältig waren die Aussagen und zu kurz die Zeit.

Aussagen zur Anthropologie des (behinderten) Menschen, ein wesentlicher Aspekt jeder pädagogischen Arbeit, kamen in den Beiträgen von Robert Wagner und Johannes Beierlein zum Tragen. Sie bezogen sich insbesondere auf das Recht eines jeden Menschen auf Entfaltung seiner (musikalischen) Persönlichkeit und einer damit verbundenen Pflicht seitens der (Musik-)Pädagogik, diesem zu seiner Geltung zu verhelfen.

Sechs Modelle aus verschiedenen Musikschulen der Bundesrepublik belegten dann anschaulich, inwieweit Behindertenarbeit und/oder Musiktherapie an den Musikschulen des Landes verankert sind. Trotz der Plastizität einiger Beiträge wurde deutlich, dass man von der Vorstellung, beide Bereiche allerorts fest zu installieren, noch weit entfernt ist, und dass hier noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden muss.

Die Schwierigkeit wurde dann nochmals deutlich, wenn man sich vergegenwärtigt, dass selbst die Behindertenarbeit erst an zirka 50 Prozent der Musikschulen realisiert ist, obwohl es seitens des VdM Empfehlungen zur Einrichtung von Behindertenarbeit gibt und der berufsbegleitende Lehrgang zur Weiterqualifizierung zum Instrumentallehrer für Behinderte seit nunmehr 22 (!) Jahren existiert. Wenn es auch in einigen Beiträgen deutlich wurde, so fehlt doch noch immer ein deutlicher Hinweis darauf, und den suchte man auch vergeblich im Titel und in den Beiträgen der Tagung, dass sich die Behindertenarbeit an den Musikschulen längst nicht mehr nur auf den Instrumentalunterricht, sondern auch auf den Grundbereich der Musikschularbeit bezieht.

Von den fünf praktisch orientierten Beiträgen (Workshops) gaben zwei einen Einblick in die musiktherapeutische Arbeit, während sich drei Veranstaltungen eindrucksvoll mit praktischen Aspekten musikalischer (Groß-) Gruppenarbeit, die nicht nur für die Behindertenarbeit interessant ist (Stichwort: Klassenmusizieren), befassten.

Der nicht nur für mich eindrucksvollste Beitrag, ein Einblick in die musiktherapeutische Arbeit, kam von Peter Hoffmann, Musiktherapeut und Dozent an der Universität Witten-Herdecke. Eindrucksvoll war eben nicht nur seine praktische Arbeit, sondern seine strukturierenden und exakt analysierenden Anmerkungen. Er war es auch, der seinerseits die Frage von der Musiktherapie zur Behindertenarbeit an Hand eines musikalisch begabten Klienten aufwarf: Inwieweit ist es möglich, einen musikalisch begabten, behinderten Patienten nach Beendigung therapeutischer Intervention an der Musikschule weiter zu fördern?

Wie fließend die Grenze zwischen musiktherapeutischer und musikpädagogischer Behindertenarbeit sein kann, verdeutlichte Johannes Beierlein in seinem Vortrag über die Arbeit mit Schwerstmehrfachbehinderten. Hier wurde auch ganz deutlich, dass für die Arbeit mit Behinderten unter Umständen die Teilnahme an dem berufsbegleitenden Lehrgang nicht ausreicht, sondern hier bedarf es einer grundständigen sonderpädagogischen Ausbildung. Die Tagung gab einen Einblick in Ist-Zustände und stellte implizit und explizit Möglichkeiten dar und Forderungen auf hinsichtlich weiterer Intensivierung und Zusammenarbeit zwischen beiden Disziplinen – unter dem Dach des VdM? Ich glaube, hier gibt es noch viel zu tun an theoretischer Aufarbeitung, praktischer Aufklärungsarbeit und realisierbarer Umsetzung. Ein Schritt auf diesem Weg war diese Tagung.

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