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Qualität sichern in Orientierungsangeboten

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Pädagogische und strukturelle Herausforderungen auf dem Weg zur Musik
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Wertvolle Impulse und Möglichkeiten zum Austausch zwischen Instrumental- und Vokalpädagogen, Grundschullehrerinnen, Schulleitungen und Verantwortlichen in Verbänden, Behörden und Ausbildungsinstitutionen bot der Kongress „Einfach musizieren!?“ in Würzburg (s. Bericht S. 29). Dabei standen nicht die bekannten Modellprojekte im Vordergrund, sondern grundsätzliche Überlegungen und Kriterien für die musikpädagogische Arbeit in Orientierungsangeboten wie Instrumentenkarussellen, Musizier- und Singklassen. Hier eine erste Bestandsaufnahme.

Ins Auge stach zunächst eine der wesentlichen Herausforderungen im Umgang mit Gruppen instrumentaler Anfänger in Grundfach-, Orientierungs- und Musizierangeboten: Benötigt werden seitens der Lehrkräfte ein breites Repertoire an geeigneten Musizierformen, die unmittelbare Ausdrucksmöglichkeiten und Freude am gemeinsamen Musizieren fördern, sowie vielfältige Materialien und Musiziersätze, bei denen es nicht primär auf technisch fehlerfreie Ausführung ankommt, sondern auf rhythmische Sicherheit, organisches Phrasieren, sensibles und expressives Gestalten. Die Elementare Musikpädagogik kann hier mit ihren spezifischen Herangehensweisen, die eigenes Experimentieren, Improvisieren und Gestalten mit dem musikalischen Material in den Mittelpunkt stellen, wegweisend sein und wird daher in der Fort- und Weiterbildung der entsprechenden Lehrkräfte eine zentrale Rolle spielen.

Neben der geschickten Materialauswahl beziehungsweise der eigenen Erstellung von (Live-)Arrangements für die jeweilige Situation und Gruppe/Klasse stehen die Lehrkräfte nicht selten vor erhöhten Anforderungen bei der Führung, Organisation, Binnendifferenzierung und Disziplinierung der großen Musiziergruppen. Anders als für die Grundschullehrkräfte ist der Umgang mit Großgruppen für viele Musikschullehrkräfte nicht alltäglich, und ihnen fehlt bisweilen ein konkretes Handlungsrepertoire, mit dem sie die hohen Schülerzahlen pro Gruppe und pro Woche gut bewältigen können. Vom Arbeitgeber angebotene (und bezahlte) Supervisions- und Beratungsangebote sind hier besonders für Berufsanfängerinnen und -anfänger essentiell. Neben der Fort- und Weiterbildung können solche Angebote ein systematisches Nachdenken über den eigenen Unterricht und die Kriterien eines guten Unterrichts anregen und so auch zu mehr beruflicher Zufriedenheit führen.

In den Grundschulen bietet der Lehrplan im Fach Musik eigentlich optimale Rahmenbedingungen für die individuelle und dennoch vielfältige Gestaltung von Musizierangeboten und das Kennenlernen von Instrumenten. Die zentralen Lernbereiche (Musik machen, Musik erfinden, Musik hören und Musik gestalten) können relativ frei kombiniert werden, eine aufbauende Reihenfolge ist nicht vorgeschrieben. Diese Offenheit stellt jedoch viele Schulen und ihre Lehrkräfte – insbesondere die fachfremd unterrichtenden – vor Probleme der Qualitätssicherung im Unterrichtsangebot des Faches Musik. Vielfach müssen hier „kreative Lösungen“ gefunden werden, um qualifizierten Musikunterricht zu gewährleisten: Lehrertausch, Projektarbeit, Supervision, Tandembildung und die Einbeziehung von Fachkräften von außen sind nur einige Beispiele, die wiederum neue Fragen aufwerfen. Die Tandem- und Teamteaching-Modelle, die derzeit vielerorts erprobt werden, sollen die gegenseitige Fortbildung und Bereicherung ermöglichen. Dabei sind unterschiedlichste Kombinationen möglich: Tandems aus zwei Grundschullehrkräften eines Kollegiums, Tandems aus zwei Grundschullehrkräften unterschiedlicher Schulen, Tandems aus Grundschullehrkraft und Instrumentalpädagogin oder Vokalpädagoge, Teams von zwei Musikschullehrkräften, die in der Grundschule unterrichten. Sie haben jedoch den Nachteil, dass im sowieso schon dicht getakteten Schul- oder Musikschulalltag zeitintensive Vorbereitungen, gemeinsamer Austausch und Abstimmung, Reflexion des eigenen Unterrichtsstils und vieles mehr nötig sind, damit solche Lehrerteams gut funktionieren, insbesondere wenn die Beteiligten aus unterschiedlichen Institutionen stammen. Dies erfordert hohes Engagement seitens der Lehrkräfte und die Bereitschaft der Institutionen, dieses auch zu honorieren.

Empirisch nachweisbar ist der große Einfluss des Elternhauses auf den (schulischen) Lernerfolg. In der Musikschule, in der die familiäre Entscheidung zur Teilnahme am Unterricht in der Regel aufgrund bestimmter kultureller Werthaltungen und Bildungserwartungen erfolgt, ist normalerweise eine gewisse Unterstützung der Kinder gewährleistet. Die Schülereltern in der allgemein bildenden Schule haben dagegen einerseits weniger Entscheidungsmöglichkeiten für oder gegen bestimmte Unterrichtsangebote und andererseits finden hier auch die Lehrkräfte häufiger Elternhäuser vor, die musikalischen Angeboten mit Skepsis, Indifferenz und Desinteresse begegnen und diese bestenfalls „mitnehmen“, solange sie nichts kosten. Gerade diese Eltern sind für die Musikschulen, die in Kooperationsmodellen mit Grundschulen arbeiten, eine große Herausforderung, in die Zeit und Aktivität investiert werden muss. Aber auch für die Grundschulen ist die selbstverständliche Einbindung der musikpädagogischen und musikschulischen Belange in die bestehende Elternarbeit vielfach neu. Beides ist eine zentrale Voraussetzung für die dauerhafte Motivation der Schülerinnen und Schüler zum instrumentalen oder vokalen Musizieren.

Bei der Frage nach der Nachhaltigkeit von Orientierungsangeboten erkennt man bereits jetzt einige relevante Komponenten: Die Qualität des Unterrichts muss hoch sein, damit Musik hörbar, sichtbar, spürbar, erlebbar und für die einzelnen Schülerinnen und Schüler persönlich bedeutsam wird.
Zur Vermittlung instrumentenspezifischer Kenntnisse in gesonderten Unterrichtsangeboten muss eine generelle Musikalisierung des Alltags in den Schulen kommen, damit Musik selbstverständlicher Bestandteil der Bildung und des gesamten Lebens wird. Der Bildung und Information der Schülereltern ist künftig noch viel mehr Aufmerksamkeit zu widmen. Bereits in den vorschulischen Kindertageseinrichtungen muss die musik- und elternpädagogische Arbeit intensiviert werden. Dann fallen die Orientierungsangebote für Kinder im Grundschulalter oder darüber hinaus auf fruchtbaren Boden.

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