Das Windkind will genauso laut über die Erde fegen wie der größte Wind, es lärmt ganz entsetzlich, gerät außer Puste und … beginnt zu hören – Töne, Klänge, Geräusche. Dabei lernt es Sebastian und Mäxchen kennen, die Cembalo und Cello spielen und genau wissen, woher die Töne, Klänge und Geräusche kommen und wohin sie gehören. Diese seltsame Ordnung verleitet das Windkind zu Streichen – es verwechselt alles, was es hört: Der Bauarbeiter will mit dem Dachdecker schimpfen und singt plötzlich Soprankoloraturen, während die Operndiva auf der Bühne brüllt wie der Bauarbeiter … Nichts stimmt mehr.
Mitwirkende sind drei Kinder (das Windkind tanzt und spricht, Sebastian spielt Cembalo, bläst Trompete und spricht, Mäxchen streicht Cello und spricht) und ein Schauspieler (als Bauarbeiter, Opernsängerin, Hund, Katze, Staubsauger, Baby und Komponist Helmut). Marie (8 Jahre), Sebastian (11 Jahre) und Max (7 Jahre) kennen das tägliche Üben, das Mädchen als Schülerin der Ballett-Fachschule Ilonka Theiß in Hannover, die Jungen besuchen Schulen mit speziellem Musikunterricht, Händel-Gymnasium und Katholische Grundschule St. Alfons in Berlin. Der junge Berliner Schauspieler, Regisseur und Pädagoge Oliver Rickenbacher tritt im Stil des schnellen Verkleidungstheaters auf, um phantasievoll unterschiedliche (Klang-)Situationen im Kinderzimmer herzustellen.
Hinter den Kulissen stellte Ulrike Liedtke Text und Musik zusammen, die Musikalische Leitung hat der Cembalist Thomas Müller, für Regie, Choreografie und Bühnenbild sorgt Uwe Czebulla, die bühnentechnische Umsetzung des Zaubermärchens liegt bei Oliver Nehring, Britta Jakobs leitet die Produktion – und zur Vorbereitung des theaterpädagogischen Programms sind Lehrer, Kindergärtnerinnen, Kulturdezernenten und Jugendminister gefragt. „Man kann Ohren aufklappen und zumachen, entscheiden, ob man hören will oder nicht“, heißt es am Ende. Bewusstes Hören, Töne, Klänge und Geräusche nicht nebenbei, sondern als Elemente eines Ganzen zu begreifen und akustische Ereignisse zuzuordnen, ist Anliegen des Musiktheaters für kleine Ohren. Sinnlich erfahrbar wird Musik auf der Bühne, indem mit Klängen experimentiert wird, es gibt Raum fürs Ausprobieren und Fragen: Wohin geht die Musik, wie geht sie weiter? Ganz „nebenbei“ können die Kinder den Beruf des Komponisten begreifen, musikgeschichtliche Stile kennen lernen, und Assoziationen zwischen Realität und Phantasie werden geweckt.
„Das Windkind“ knüpft an die Produktion „Der Notenteufel“ aus dem Mozart-Jahr 2006 an, ein Kindermusiktheater über die Reisen des kleinen Mozart. Auch hier spielten und musizierten die drei Kinder und bezwangen im Kulturhaus in Wittenberge rund 700 Kinder im Publikum. Künstlerische Leistungen von Kindern überzeugten Kinder ohne musikalische Vorbildung – eine immer wieder verblüffende Erfahrung. Das Stück funktionierte in Theatern ebenso wie in Schulaulen oder Turnhallen.
Kinder- und Jugendtheater bilden einen festen Bestandteil im Veranstaltungsprogramm der Musikakademie Rheinsberg. Als Bildungs- und Begegnungsstätte für junge Künstler und die, die es einmal werden wollen, stellt die Musikakademie Rheinsberg die pädagogische Begleitarbeit in Theater- und Konzertprojekten in den Vordergrund. In den Veranstaltungsplan werden nicht nur etablierte Werke für Kinder aufgenommen, wie beispielsweise Prokofjews „Peter und der Wolf“ oder „Der Nussknacker“ als Familienvorstellung, sondern in Eigenproduktionen entstehen neue Beiträge zum Musiktheater für Kinder – mit Kindern als Interpreten.
„Windkind“ erlebt seine Uraufführung am 6. Juni 2008, 10 Uhr im Schlosstheater Rheinsberg, eine weitere Aufführung findet statt am 7. Juni um 15 Uhr. Kartenbestellungen sind möglich unter Tel. 033931/392 96.