„Sie sind jetzt gewissermaßen mein Enkel,“ sagte Bernhard Binkowski dem Autor dieses Nachrufs, als dieser zum Vorsitzenden des VDS-Landesverbandes Baden-Württemberg gewählt wurde. Eben diesen Verband hatte er 1951 mitbegründet. Wenige Jahre zuvor war er als Vertriebener des 2. Weltkrieges nach Schorndorf gekommen und hatte dort unter schwierigsten Bedingungen das Musikleben am städtischen Gymnasium aufgebaut. Seine erfolgreiche Arbeit verbreitete sich rasch, und fast schon zwangsläufig erfolgte die Berufung als Fachdidaktiker an die Musikhochschule Stuttgart. Damals schon ging er mit seinen Studenten, allen bürokratischen Hemmnissen zum Trotz, in die Schule. Dergleichen war damals noch eher unzeitgemäß. Letzteres jedoch sollte er bis zum Ende seines Lebens ein Stück weit bleiben. Seine mündlichen Beiträge in Gremien oder Diskussionsrunden blieben stets auf das Allernotwendigste beschränkt. Zumeist saß er schweigend dabei, mit leicht gesenktem Kopf. Meldete er sich dann zu Wort, war danach vieles von dem obsolet, was andere zuvor gesprochen hatten. Von Moden, Ideologien, ja selbst vom „Zeitgeist“ blieb er eigentümlich unberührt. Seine Botschaften waren unprätentiös und einfach: Musikunterricht habe die Ausgewogenheit von Theorie und Praxis zu gewährleisten. Nie dürfe man vergessen, dass man es im Musikunterricht ganz überwiegend mit Laien zu tun habe. Früher als vielen Fachkollegen war, ihm klar, dass allein durch eine effektive Öffentlichkeitsarbeit Voraussetzungen geschaffen werden können, die politische Änderungen zu Gunsten der Schulmusik erst möglich machen.
Hat Bernhard Binkowski die vielen hohen Funktionen und Ämter, die er inne hatte, wirklich zielgerichtet angestrebt? Aus der Distanz hat man da zumindest Zweifel. Gleichwohl, er war Landes-, Bundes- und Ehrenvorsitzender des Verbandes Deutscher Schulmusiker (VDS). Als Berater von Ministerien war er ebenso geschätzt wie im Deutschen Musikrat. In der ISME arbeitete er an verantwortungsvoller Stelle mit, Schulbücher tragen seinen Namen im Editorial.
Bis zum l4. Oktober, als er an den Folgen eines Verkehrsunfalles verstarb, war er unverändert an allem interessiert, was mit Schulmusik zusammenhing, auch wenn seine nachlassende Sehkraft es ihm immer weniger erlaubte, weit entfernte Termine wahr zu nehmen. Traf man sich mit ihm in Schorndorf, so fuhr man häufig nach außerhalb, auf die Höhe, und ging ein Stück Wegs miteinander. Was er der Schulmusik hinterlassen hat, wird noch lange fortwirken.
Hauptrubrik
Unprätentiös, einfach, kompetent
Untertitel
Zum Tod von Bernhard Binkowski
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